'Unerlässlich im Konzert der Nationen'

WGRK: Interreligiöses Podium diskutiert Schuldenerlass und Reparationen


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Eine Gruppe von Expertinnen und Experten verschiedener Religionsgemeinschaften hat im Rahmen einer Podiumsdiskussion über die Themen Schuldenerlass und Reparationen als Instrumente zur Förderung von Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und lebensbejahenden Wirtschaftssystemen diskutiert.

Die Podiumsdiskussion war Teil des dritten öffentlichen Webinars des diesjährigen Ökumenischen Seminars für Leitung, Wirtschaft und Management (Ecumenical School on Governance, Economics and Management).

Das Webinar insgesamt beschäftigte sich mit religiös begründeten Standpunkten zum Thema Schulden, mit aus der Religion heraus begründeten Ansichten dazu, wie die Finanzstrukturen an Werte angepasst werden können, die im Glauben verwurzelt sind, und mit Auffassungen, warum ein Schuldenerlass und Reparationen für die Förderung von Gerechtigkeit unabdingbar sind.

„Ich bin der Meinung, dass Reparationen Teil einer Grundhaltung sein sollten, die unerlässlich ist im Konzert der Nationen. Stolz darauf zu sein, Geld zu besitzen, muss sich dahingehend verwandeln, in einem ähnlich großen Umfang auch stolz darauf sein können, die Verantwortung für Probleme zu übernehmen, die die Anhäufung dieses Geldes mit sich gebracht hat“, sagte Jahlani Niaah, Mitverfasser des Buchs Let Us Start with Africa: Foundations of Rastafari Scholarship.“

Yusuf Jha, Autor des Buchs „The Way of Return: Responding to Economic and Environmental Injustice Through the Wisdom Teachings of Islam“ fasste die Geschichte des „Geldes“ zusammen und verwies auf die Tatsache, dass „in jemandes Schuld zu stehen“ vor der Einführung von Münzgeld faktisch „eine Form der Zusammenarbeit und eine Art von Beziehung“ darstellte. „Wenn jemand Geld für sich behält, fördert er oder sie ein zerstörerisches Paradigma in Bezug auf sich selbst und seine Umgebung.“

„Der muslimische Glaube sah den Marktplatz als einen wahrhaftig freien Ort. Muslimische Gläubige nahmen ihren Propheten beim Wort und es war nicht der eigene Profit, der sie antrieb“, sagte er.

David Krantz, Mitbegründer, Präsident und Vorsitzender von „Aytzim: Ecological Judaism“, umriss, was er „Kosher economics“ (koschere Wirtschaft) nennt, eine Wirtschaft nämlich, die alle sieben Jahre ein Sabbatjahr (Schmita) – eine Ruhe- und Verschnaufpause von der Arbeit und für das Land – und alle 50 Jahre ein Jubeljahr (Yovel) – die Freistellung von der Arbeit, Entlassung aus der Knechtschaft und eine Entbindung von Schulden – umfasst.

„Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist bei Weitem nicht perfekt und benötigt ein Element des Ausgleichs“, sagt er. „Eine Möglichkeit, die die hebräische Bibel als ein solches Element des Ausgleichs vorschlägt, ist die Umverteilung von Vermögen und Kapital. Stellen Sie sich ein Wirtschaftssystem vor, das alle 50 Jahre auf null zurückgesetzt wird.“

Karen Georgia Thompson, in leitender Funktion in der zentralen Verwaltung der Vereinigten Kirche Christi tätig und dort zudem eine der Verantwortlichen für weltweite Mission, verweist auf 1.Korinther 12: „Wir lehren, dass wenn ein Glied des Leibes leidet, der ganze Leib leidet; gleichzeitig erleben wir innerhalb des Leibes aber die historische Misshandlung der Glieder dieses Leibes in Afrika und der Glieder, die von diesen Menschen abstammen. Die Bewegung, die Reparationen fordert, ist ein Aufruf zu rechten Beziehungen und einer Vollständigkeit, Ganzheit der gesamten Schöpfung Gottes.“

Mit Blick auf Möglichkeiten, wie gerechtere Wirtschaftssysteme geschaffen werden könnten, sagte Thompson: „Die Kirche muss bei der Forderung nach Reparationen einen aktiven Part übernehmen, sie muss in dieser Bewegung eine Führungsrolle übernehmen.“

„Reparationen müssen eine Investition in Menschen und die Wiedergutmachung von Fehlern und Fehlverhalten sein, die im Zusammenhang damit stehen, dass Menschen aus Afrika als Sklavinnen und Sklaven arbeiten mussten und ihnen ein Leben in Freiheit vorenthalten wurde, damit Europa reich werden konnte“, sagte sie.

„Wir haben die Wahl – Handel kann als eine Form der Zusammenarbeit oder als eine Form von Gegnerschaft und Spaltung verstanden werden“, sagte Jha. „Wir müssen Institutionen unterstützen, die wiederum Zusammenarbeit, Einheit und Kooperation fördern.“

„Internationale Geldgeber-Organisationen müssen ihre kolonialen Denkstrukturen abstellen und aufhören, neokoloniales Handeln immer weiter fortzuschreiben. Bei einem gerechten Finanzsystem geht es nicht nur um Finanzen. Es geht um Fairness, um Gerechtigkeit, um Vertrauen und um Ehrlichkeit – und genau das wollen wir auf dem Weg in die Zukunft sehen“, erklärte Niaah.

Das Ökumenische Seminar für Leitung, Wirtschaft und Management (GEM) ist eine gemeinsame Initiative des Rats für Weltmission, des Lutherischen Weltbundes, der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen und des Ökumenischen Rates der Kirchen. Es hat zum Ziel, Wirtschaftskompetenzen in den Kirchen auszubauen, in dem es den Teilnehmenden die Instrumente und Sprache an die Hand gibt, mit denen sie sich wirksam für dringend erforderliche Veränderungen in der weltweiten Finanz- und Wirtschaftswelt einsetzen können.


Quelle: WGRK

die reformierten.upd@te 09.2

Das reformierte Quartalsmagazin / Juni 2009
In diesen Tagen erscheint die neue Ausgabe von die reformierten.upd@te 09.2. Die Themen: Das Reformierte Zentrum auf dem Kirchentag und der Calvin-Festakt in Berlin - aktuelle Meldungen aus dem Reformierten Weltbund - die Predigt von Peter Bukowski zu Psalm 68 im ARD-Fernsehgottesdienst aus dem Französischen Dom zu Berlin am 12. Juli 2009

Jörg Schmidt, Generalsekretär des Reformierten Bundes, 10. August 2009

Church of Scotland begrüßt Entscheidung, den Lockerbie-Attentäter aus der Haft zu entlassen

''Eine Botschaft für die Welt, was es heißt, Schottisch zu sein''
Edinburgh (ENI). The (Presbyterian) Church of Scotland has said it fully supports a decision taken by the Scottish Government on 20 August to release the convicted Lockerbie bomber, Abdul Baset Ali al-Megrahi, on compassionate grounds. ''This decision has sent a message to the world about what it is to be Scottish,'' the Rev. Ian Galloway, convenor of the Church and Society Council of the Church of Scotland, said in a statement. ''We are defined as a nation by how we treat those who have chosen to hurt us. Do we choose mercy even when they did not choose mercy?''

Barbara Schenck
As Reformed churches worldwide prepare to celebrate the 500th anniversary on 10 July of the birth of Protestant Reformation leader, John Calvin, leaders of a global movement of Reformed churches have issued a statement calling on Christians to commemorate Calvin not as a saint but as a source of inspiration for responding to contemporary social and environmental concerns.

Pressemeldung des WARC, 8. Juli 2009

Reformierte Kirchen sagen: Calvin machte aus Genf die internationale Stadt, die sie heute ist

Genf: Stadt Calvins und Stätte eines internationalen Calvinismus
(WARC/RWB) In Genf soll am 10. Juli eine kirchliche Gedenkfeier den 500. Jahrestag der Geburt Calvins, des Vorkämpfers der protestantischen Reformation, markieren. Diese Feier soll dem Einfluss des französischen Reformators auf die internationale Ausstrahlung und das Profil seiner Adoptivstadt gewidmet sein.

Pressemeldung des Reformierten Weltbundes vom 7. Juli 2009

Reformierter Weltbund: Jugend in der Evangelisch reformierten Kirche Lithauens soll sich als David gegen Goliath erheben

In Erinnerung an Calvin als jungen Reformator ermutigt Generalsekretär Nyomi die Reformierte Kirche in Lithauen, jungen Leuten Raum für ihre Begabungen zu geben
(WARC, 24. Juni 2009) Youth should be entrusted with church leadership positions a senior Reformed church executive has told leaders of the Evangelical Reformed Church of Lithuania.

GEKE : Evangelische Kirchen mühen sich um Versöhnung 20 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs

Wipf: Einsatz für Minderheiten ist ''Nagelprobe des Bekenntnisses zur Freiheit''
Erinnerung an Grenzöffnung 1989 verpflichtet zum Einsatz für nationale und ethnische Minderheiten – erstarkter Nationalismus stellt das Miteinander in Europa in Frage – Präsident und Generalsekretär der GEKE auf Gedenkfeierlichkeiten zum 20. Jahrestag der Grenzöffnung.

Sopron, 4. Juli 2009, Thomas Flügge, Pressesprecher Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE)

Der GEKE focus 6 (2/09) jetzt im Internet

zum kostenlosen Download auf www.leuenberg.eu
Human dignity vs. Christian morality? - Die Kluft zwischen Arm und Reich bedeutet soziale Ausgrenzung - Demeurer avec son temps - We are above all interested in the practice of faith

Thomas Flügge, GEKE

CH/Graubünden: Ein Prozent Kirchensteuern gegen die Armut

Reformierte Bündner Landeskirche leistet Beitrag zur Halbierung der Armut im Jahr 2015
Die reformierte Bündner Landeskirche setzt 127.000 Franken ihrer Steuereinnahmen gegen die Armut ein. Der Kirchenrat hat jetzt die Empfänger bestimmt: Das Kirchensteuerprozent wird für Hilfs- und Entwicklungsprojekte in anderen Kontinenten eingesetzt. Denn das Engagement der Landeskirche geht auf die Uno-Milleniumserklärung zurück, die bis zum Jahr 2015 eine Halbierung der weltweiten Armut erreichen will.

19.06.2009 RNA/comm. / GEKE-Newsletter
Das Präsidium der GEKE würdigt in einer Erklärung den 20. Jahrestag der Öffnung des Eisernen Vorhangs: Das grenzenlose Europa bietet Freiheit und Chancen, gleichzeitig belastet eine neue Re-Nationalisierung das Miteinander.

Wien/Bern, 24. Juni 2009 / Thomas Flügge (Pressesprecher)

Moderator der Presbyterian Church of Korea (PCK) für Abgabe eines ökumenischen Zehnten

Spende der PCK an den Reformierten Weltbund als Johannes Calvin Geburtstagsgeschenk
The Moderator of the Presbyterian Church of Korea (PCK) has told members of the World Alliance of Reformed Churches (WARC) that he believes churches should be motivated to engage in a movement for ''ecumenical tithing''.

Pressemitteilung des Reformierten Weltbundes, 5. Juni 2009
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