Flucht und Asyl als Herausforderung der Kirchen

Interview mit Achim Detmers und Jan-Gerd Heetderks


Jan-Gerd Heetderks (links) und Achim Detmers (rechts) © Reformierter Bund

Anlässlich der internationalen Tagung „Fremde(s) aushalten - Migration und Aggression in Europa“ 2016 sprachen wir darüber, wie Migration, Exil und Asyl die reformierte Theologie geprägt haben und wie eine menschenwürdige Migrationspolitik aussehen muss.

Eingeladen hatten das europäische Gebiet der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen und der Reformierte Bund in Kooperation mit der Evangelisch-reformierten Kirche und der Johannes a Lasco Bibliothek. Eine Bilanz von Jan-Gerd Heetderks, Präsident der Europäischen Gebiets der Weltgemeinschaft und Pastor der Protestantischen Kirche der Niederlande, und von Achim Detmers, Generalsekretär des Reformierten Bundes.

Welche Botschaft haben Sie von der Tagung in Ihre zukünftige Arbeit mitgenommen?

Jan-Gerd Heetderks: Die Tagung hat bei mir noch einmal die Überzeugung verstärkt, dass die Haltung der Kirche zur Flüchtlingsfrage mit dem Wesen der Kirche verbunden ist. Es geht nicht um eine Frage, die am Rand gestellt werden kann, bei der diskutiert werden kann, ob man die Kirche so oder so einrichtet: Es geht um die Frage, ob wir im Angesicht des Fremdlings oder des Flüchtlings Gott erkennen.

An zweiter Stelle wurde für mich deutlich, dass wir als Kirche auch immer wieder den Auftrag haben, zu verstehen und deutlich zu machen, dass wir selber Fremde oder Fremdlinge sind. Wir können uns nicht mit unserer Welt und unseren Gesellschaften identifizieren. Unser Herr hatte keinen Platz in dieser Welt. Das lernen wir in dieser Zeit vor Ostern wieder ganz besonders. In dem Sinne teilen wir in gewisser Weise die Identität des Fremden, der zu uns kommt.

Zum dritten: Wir müssen als Kirche in unsern Gesellschaften mitdenken über die Frage, wie Integration gut gestaltet werden kann. Wir leben in einer Gesellschaft mit unaufhebbaren Werten. Dennoch müssen diejenigen, die zu uns kommen, sich nicht einfach an uns anpassen. Wir dürfen aber auch nicht ohne Berührung einfach nebeneinander herleben.

Achim Detmers: Es herrscht an der Basis eine große Ratlosigkeit, wie man mit der fremdenfeindlichen Stimmung umgehen soll. Ich glaube, hier hilft eine starke theologische Tradition, die das mit den Fremden im Land anders sieht. Genauso wichtig ist aber auch, die fremdenfeindlichen Tendenzen nicht zu verstärken, indem wir lautstark dagegen argumentieren und damit vielfach nur die Argumente der anderen ins Licht rücken.

Hilfreich ist es, darauf zu achten, welche Begriffe wir gebrauchen: Wenn es eine Obergrenze gibt, gibt es auch eine Mindestgrenze? Also: Wie viele Menschen müssen wir mindestens aufnehmen, um unserer humanitären Verpflichtung nachzukommen? Oder Flüchtlingskrise. Stellen wirklich die Geflohenen das Problem dar und nicht kriegerische Konflikte, politisches Versagen und fremdenfeindliche Attacken?

Welche Informationen konnten die Tagungsteilnehmer aus den anderen europäischen Staaten vermitteln, also die nicht aus Deutschland und den Niederlanden kamen?

Detmers: Wir hatten die Tagung ganz bewusst „Migration und Aggression in Europa“ genannt. Und wir konnten deutlich erkennen, dass es in Europa sehr unterschiedliche Erfahrungen gibt. In Italien, wo die Herausforderung schon seit vielen Jahren besteht, haben sich die Kirchen eine große Kompetenz angeeignet, die sie auch politisch einsetzen können. In Ungarn und anderen Staaten Ostmitteleuropas wird das Thema durch Regierungspropaganda zum Teil missbraucht. Dies erschwert die Orientierung und die Arbeit der Kirchen vor Ort deutlich.

Heetderks: Dabei ist die Flüchtlingsarbeit der reformierten Kirche in Ungarn schon ein Protest gegen die offizielle Regierungspolitik. Beeindruckt hat mich ein Beispiel aus Italien, das Schule in ganz Europa machen könnte: Dort ist es den Kirchen gelungen, ein – natürlich beschränktes – Programm zu etablieren, dass Flüchtlingen eine legale Einreise ermöglicht und sie damit nicht mehr Schleppern überlässt.

Sie haben in der Einladung zur Tagung die Frage formuliert, ob es eine reformierte Migrantentheologie gibt. Was zeichnet diese aus?

Detmers: Es war schon sehr erstaunlich zu sehen, wie deutlich Calvin und andere die Fluchtsituation der Hugenotten vor Augen hatten und zu einem Dreh- und Angelpunkt ihrer Theologie machten. Calvin entfaltete sogar ein staatsrechtliches, sozialethisches und seelsorgerliches Programm, das ganz auf die Herausforderungen abgestimmt war. Man kann seine Texte 450 Jahre später lesen, als hätte er sie für heute geschrieben – erstaunlich!

Heetderks: Wenn man sagen kann „Wir waren Fremde in Ägypten“ hat das Folgen für das Denken über Migration und Flucht. Dabei ist für mich Migrantentheologie immer mehr eine Theologie von Migranten oder eine Theologie von Menschen, die wissen was Migration bedeutet. Sie ist weniger eine Theologie für Migranten.

Tausende Menschen engagierten sich in den Kirchengemeinden aktiv in der Flüchtlingsarbeit, viele haben darüber erstmals wieder Kontakt zur Kirche bekommen. Was sagen Sie diesen Menschen nach dieser Tagung?

Heetderks: Wir können vor allem von den Ländern am Rand Europas, dort wo die Flüchtlinge ankommen, viel lernen. In diesen Ländern wird besonders deutlich, dass ein Engagement für Flüchtlinge mit dem Wesen unseres Verstehens der christlichen Botschaft zu tun hat.

Detmers: Menschen, die sich jetzt engagieren und die Kirche als Schutzraum für die Verfolgten erleben, bekennen sich zu einer Kirche, die sich vom Evangelium her erneuert und damit gegen populistische Forderungen immun wird. Das Engagement für Geflohene wird unsere Kirchen und unsere Verkündigung verändern. Es gerät immer stärker ins Bewusstsein, dass auch wir hier auf Erden nur Gäste sind, Vertriebene aus dem Paradies. Es stellen sich Fragen, wie wir von Gott reden können angesichts der kriegerischen Auseinandersetzungen, an denen wir direkt und indirekt beteiligt sind? Sind wir als sogenanntes christliches Abendland glaubwürdig, wenn wir über die Begrenzung des Familiennachzugs streiten, aber ausblenden, dass viele Geflohene ihre Familien bereits im Krieg oder auf der Flucht verloren haben?

CH/Graubünden: Ein Prozent Kirchensteuern gegen die Armut

Reformierte Bündner Landeskirche leistet Beitrag zur Halbierung der Armut im Jahr 2015
Die reformierte Bündner Landeskirche setzt 127.000 Franken ihrer Steuereinnahmen gegen die Armut ein. Der Kirchenrat hat jetzt die Empfänger bestimmt: Das Kirchensteuerprozent wird für Hilfs- und Entwicklungsprojekte in anderen Kontinenten eingesetzt. Denn das Engagement der Landeskirche geht auf die Uno-Milleniumserklärung zurück, die bis zum Jahr 2015 eine Halbierung der weltweiten Armut erreichen will.

19.06.2009 RNA/comm. / GEKE-Newsletter
Das Präsidium der GEKE würdigt in einer Erklärung den 20. Jahrestag der Öffnung des Eisernen Vorhangs: Das grenzenlose Europa bietet Freiheit und Chancen, gleichzeitig belastet eine neue Re-Nationalisierung das Miteinander.

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Moderator der Presbyterian Church of Korea (PCK) für Abgabe eines ökumenischen Zehnten

Spende der PCK an den Reformierten Weltbund als Johannes Calvin Geburtstagsgeschenk
The Moderator of the Presbyterian Church of Korea (PCK) has told members of the World Alliance of Reformed Churches (WARC) that he believes churches should be motivated to engage in a movement for ''ecumenical tithing''.

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Südafrika begrüßt Entscheidung der Reformed Church of America Rassismus als Sünde zu bekennen und das Belhar Bekenntnis anzuerkennen

A South African church leader is hailing a move by an American church to require members to confess racism as a sin.
Representatives of the Reformed Church of America (RCA) voted at meetings in the city of Holland (8. Juni 2009) in the northeastern United States to accept the Belhar Confession as one of four foundational statements of belief which define the terms of church membership.

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Neue Reformierte Bewegung will Ortsgemeinden für weltweite Verbindungen öffnen

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Vertreter von Mitgliedskirchen des Reformierten Weltbundes (RWB) und des Reformierten Ökumenischen Rates (REC) kamen überein, den Zusammenschluss der beiden Organisationen zu einer weltweiten Gemeinschaft oder ‘communio’ zu empfehlen, - ein Schritt, der ihrer Ansicht nach direkte und positive Auswirkungen auf ihre Ortsgemeinden in der ganzen Welt haben dürfte.

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Rechtsradikale im Europaparlament schaden den Menschen in Europa

Christlicher Glaube geht nicht mit fremdenfeindlichen und rassistischen Parolen zusammen
Der Generalsekretär der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), Bischof Dr. Michael Bünker: ''Das Europaparlament darf nicht zur Schaubühne für extremistische Kräfte werden.''

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Pressemitteilung des Reformierten Weltbundes (RWB)

Reformed church Christians propose sacramental union

Setri Nyomi: ''The decision is in line with John Calvin’s commitment to Christian unity''
Representatives of Reformed, United and Presbyterian churches from diverse traditions have voted to form a union which is unprecedented in its inclusiveness and overcomes longstanding divisions among some churches.

Pressemitteilung des Reformierten Weltbundes (RWB) / WARC

Korean students prepare for ministry via ''travelling theology''

Gyoung Ho Jeong: ''process of learning from life settings''
A Korean professor who has taken theology students to live with nomadic herders in Mongolia and with the urban poor in Viet Nam believes he may be creating a new branch of theology, one which he has dubbed « Travelling Theology ».

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Calvin-Feier und Tagung zum Zusammenschluss von WARC und REC

21. – 31. Mai Tagung von Reformiertem Weltbund und Reformiertem Ökumenischen Rat im John Knox Zentrum, Genf
Leitende Reformierte Kirchenvertreter feiern Calvin und planen den Zusammenschluss ihrer Organisationen, der rund 75 Millionen Reformierte Christen in aller Welt umfassen wird.

Pressemiteilung WARC, 13. Mai 2009