Krieg & Frieden

24. September bis 3. Dezember


Seminar- und Filmreihe in Bremen-Blumenthal

aus: www.refo-blumenthal.de/krieg-frieden.html

Mittwoch, 24. September – 19 Uhr

Filmabend: Mathilde – eine große Liebe

FSK ab 12 – Spieldauer: 118 Minuten - „Ein bewegendes Meisterwerk!“ – Der Spiegel

Kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs erfährt Mathilde, die als Kind an Kinderlähmung erkrankt war und seitdem nur mit Fixierungsschienen gehen kann, dass ihr Verlobter Manech zu fünf Soldaten gehörte, die wegen angeblicher Selbstverstümmelung zum Tode verurteilt wurden. Anstatt die Verurteilten unmittelbar hinzurichten, verbannte man sie an den schlimmsten Abschnitt zwischen den im deutsch-französischen Stellungskrieg festgefahrenen Fronten, wo sie weder fliehen noch Unterschlupf und Nahrung finden können. Während der nun folgenden Nacht geschehen einige undurchsichtige Dinge, die Mathilde nachzuvollziehen versucht. Zwar findet sie später das vermeintliche Grab Manechs auf einem Soldatenfriedhof, doch niemand kann bezeugen, dass er wirklich in jener Nacht ums Leben kam. So schöpft Mathilde Hoffnung, ihren Verlobten wiederzufinden, und begibt sich auf eine Reise nach Paris.

Der Film gilt als eine der gelungensten Thematisierungen des Ersten Weltkrieges und seiner Auswirkungen auf das Leben einzelner Menschen und Familien.

In Rezensionen wird allgemein die große visuelle Kraft und die Liebe zum Detail der filmischen Gestaltung hervorgehoben. Teils grotesk wirkende Charaktere und ihre Geschichten werden zu einer Erzählung zusammengefügt, deren roter Faden die Suche Mathildes nach ihrem Verlobten Manech ist. Zu den künstlerischen Mitteln gehören der ständige Wechsel der Perspektive auf das Schicksal jener fünf Soldaten und ihrer Angehörigen, häufige Rückblenden und Sprünge in der Zeitachse, Bilder und Motive von hoher poetischer Kraft und ein immer wiederkehrender Humor bei der Darstellung der Charaktere und ihrer Eigenheiten.

Freitag, 26. September – 19.30 Uhr

Dr. Kuno Füssel, katholischer Theologe aus Andernach, zum Thema:

„Süß und ehrenvoll ist's, für das Vaterland zu sterben“ (Horaz). Das Werk der Kriegstheologie im Kontext des Ersten Weltkriegs.

In seltener ökumenischer Eintracht haben die beiden großen christlichen Kirchen und viele ihrer großen Theologen und Prediger die Begeisterung für den Ersten Weltkrieg geteilt und ins Religiöse überhöht. Nachdem die Katastrophe offensichtlich und die Fülle des grausamen Leidens unerträglich geworden waren, haben sie nicht aufgehört, den sinnlosen Tod der Soldaten als Martyrium zu deklarieren. Wir sind heute fassungslos angesichts dieser spirituellen Verirrung, was es umso nötiger macht, sie gründlich zu analysieren. Kriegstreiber melden sich schon wieder, angesichts der Konflikte in Gaza, Irak und Ukraine, lautstark in den Medien zu Wort. Nicht noch einmal dürfen religiöse Überzeugungen, sei es bei Christen, Juden oder Muslimen, dazu mißbraucht werden, den Krieg „als Vater aller Dinge“ zu rechtfertigen.

Mittwoch, 1. Oktober – 19.30 Uhr

Pastor Martin Warnecke, Friedensbeauftragter der Bremischen Evangelischen Kirche, zum Thema:

Himmlische Killer oder Himmlisches Kind?

In diesem Jahr erinnern wir uns in besonderer Weise an den Beginn des Ersten Weltkriegs und des Zweiten Weltkriegs, die beide von Deutschland ausgingen. Die Militarisierung der Gesellschaft und auch der Kirchen, verbunden mit einem starken Nationalismus, war schon 1914 sehr ausgeprägt. Mit „Himmlischen Mächten“, also mit Gott und Kaiser ging es gegen die anderen, die in ihrem Menschsein abgewertet wurden. Auch das „Himmlische Kind“ wurde für diese Zwecke missbraucht.

Wie sieht es heute damit aus? Was sagt die EKD zum Krieg, insbesondere zur Beteiligung der Bundeswehr an zukünftigen Kriegen? Bundespräsident Gauck, ein Pastor, hat die deutsche Bevölkerung Anfang dieses Jahres bereits auf kommende Kriege mit deutscher Beteiligung vorbereitet. Die Militarisierung in Wort und Tat schreitet voran. Ausdruck dessen ist auch die Diskussion über Kampfdrohnen, also „Himmlische Killer“. Wo bleibt da das „Himmlische Kind“?

Donnerstag, 9. Oktober – 19.30 Uhr

Prof. Dr. Freerk Huisken (ehem. Uni Bremen) zum Thema:

Warum angeblich jeder Krieg immer nur dem Frieden dient

Es gibt keinen Krieg, der nicht als Friedensmission verkündet und begonnen wird. Und regelmäßig erfährt man, dass sich die Krieg führenden Parteien nur gegen Staaten verteidigen, die ihnen Böses wollen. Sie wollen nur den Frieden, der bei ihnen herrscht, absichern. Sind das nur Sprüche, mit denen Völker beruhigt werden sollen? Handelt es sich um Lügen, um Ideologien, die nur dazu taugen, die gute Meinung der Bürger über Politiker und ihr Militär zu befestigen? Oder ist an diesen Reden etwas Richtiges? Verdient der Frieden im Kapitalismus vielleicht gar nicht das Prädikat „besonders wertvoll“? Hat der Kapitalismus etwa ein Interesse am Krieg? Eines könnte auf jeden Fall auffallen: Es gibt keinen Krieg, der seine Gründe nicht im Frieden hat, der nicht im Frieden vorbereitet wird und für den nicht im Frieden die Waffen produziert werden.

Mittwoch, 19. November – 19.30 Uhr

Pastor Renke Brahms, Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche und Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Das Thema des Abends stand zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses leider noch nicht fest. Im Rahmen der ersten drei Abende werden jedoch Flyer ausliegen, auf denen das Thema des Abends mit Pastor Brahms ausführlich vorgestellt werden wird.

Mittwoch, 3. Dezember 2014 – 19 Uhr

Filmabend: Merry Christmas

FSK ab 12 - Spieldauer: 115 Minuten -  „In einem unmenschlichen Krieg siegt in einer Nacht die Menschlichkeit“

Im Ersten Weltkrieg dient der Tenor Nikolaus Sprink 1914 an der Westfront. Seine Lebens- und Bühnenpartnerin Anna Sörensen besteht darauf, im Truppenlager ein gemeinsames Adventskonzert zu geben. Während des Liedes "Stille Nacht" stimmen von jenseits der Frontlinie die Dudelsäcke der Briten ein. Die Kommandanten der Regimenter aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien einigen sich auf einen spontanen Waffenstillstand bis Weihnachten, doch jedem ist klar, dass die Idylle nicht von Dauer sein kann. Im Anschluss werden alle drei beteiligten Bataillone von ihren Vorgesetzten für ihr eigenmächtiges Handeln bestraft.

Der Film beruht auf tatsächlichen Vorfällen im Ersten Weltkrieg, welche unter dem Namen Weihnachtsfrieden oder Weihnachtsverbrüderung bekannt wurden. Wirklich hatte der Kammersänger Walter Kirchhoff, der im Stab des Oberkommandos der V. Armee als Ordonnanzoffizier kommandiert war, im vordersten Graben des Regiments 130 seine Weihnachtslieder gesungen: „Er berichtete mir nächsten Tages, daß einzelne Franzosen auf ihre Brustwehren geklettert wären und so lange Beifall geklatscht hätten, bis er noch eine Zugabe hinzufügte. Hier hatte das Weihnachtslied mitten im bitteren Ernst des heimtückischen Grabenkrieges ein Wunder gewirkt und von Mensch zu Mensch eine Brücke geschlagen.“ (Kronprinz Wilhelm).

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