Mit dem Rad nach Akko

Nes Ammim - aus dem Alltag in einem nicht-alltäglichen Dorf in Israel. 60. Kapitel


von Tobias Kriener

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Inhalt Tagebuch

Tobias Kriener erzählt:

30.8.2017

Gestern habe ich es - endlich; kurz bevor mein erstes Jahr in Nes Ammim rum ist - geschafft, mit dem Rad nach Akko zu fahren. Ich musste mir ein neues Rezept für meine Blutdruck- und Blutfetttabletten besorgen. Also bin ich durch den "Hinterausgang" von Nes Ammim über die Felder nach Lochamei HaGetaot, und von da wiederum nicht die Autobahn entlang, sondern über die Felder und durch Bustan HaGalil geradelt.

Bustan HaGalil ist ein Beispiel für Gentrifizierung a la Israel. Es war mal ein Moshav. Es stehen auch noch etliche der alten, bescheidenen Häuser der Gründergeneration. Aber viele stehen schon leer, in verschiedenen Stadien des Verfalls, und warten darauf, von einer der Villen ersetzt zu werden, die jetzt allenthalben hochgezogen werden. Über Geschmack kann man ja streiten, heißt es. Aber: "Jesh Gvul" - es gibt eine Grenze (wie ein alter Slogan der israelischen Friedensbewegung sagt, mit dem ausgedrückt wurde, dass man gegen die Besiedelung der 1967 besetzten Gebiete ist), wie die angehängten Fotos zeigen. In dieser Orgie an Protz- und Imponiergehabe möchte man wirklich nicht wohnen. Da wären mir sogar die Wohnblocks in Akko Nord lieber, die typisch für die Methode sind, mit der Israel angesichts der Knappheit des Raums in diesem kleinen Land die Wohnbedürfnisse von Jitzchak und Rivka Normalverbraucher zu lösen versucht.

Nachdem ich bei Doktor Mashour mein Rezept bekommen hatte, war es sehr nett, mit dem Rad ein bisschen durch Akko zu cruisen, und dann vor allem auf dem Rückweg den Feldweg am Meer entlang bis Shavei Zion zu fahren und von da durch die Felder zum Einkaufszentrum Regba. Auf dem Rad sieht man einfach viel mehr als durch die Windschutzscheibe ...