100 Protestanten in der NS-Zeit

Bewegende Lebensbilder spiegeln ein Stück rheinische Kirchengeschichte


Karl Barth, Wilhelm Busch, Ina Gschlössl, Gustav Heinemann, Eberhard Bethge, Martin Gauger, Ilse Härter, Berthold Beitz, Johannes Rau, Dorothee Sölle und Peter Beier – das sind elf von hundert Menschen, deren Lebensbilder ein neues Buch nachzeichnet

„Zwischen Bekenntnis und Ideologie – 100 Lebensbilder des rheinischen Protestantismus im 20. Jahrhundert“ ist der jetzt erschienene Band, eine Fundgrube der jüngeren Kirchengeschichte, überschrieben.

Er enthält Kurzbiografien von hundert evangelischen Persönlichkeiten, die unmittelbar vor, während oder in den Jahrzehnten nach der NS-Zeit gelebt und in der rheinischen Kirche gewirkt haben. Ihre Lebensgeschichten bieten einen spannenden Zugang zur bewegten Geschichte dieser Jahre. Dabei wird auch der Blick auf dunkle Seiten der Kirchengeschichte nicht ausgespart.

Geschrieben haben die Porträts mehr als drei Dutzend Autorinnen und Autoren. Die Auswahl der Personen wurde von dem Bemühen geleitet „den rheinischen Protestantismus im 20. Jahrhundert zumindest exemplarisch in seiner ganzen Breite abzubilden“, heißt es in der Einleitung. So finden sich in dem Band sowohl die Väter der Bekennenden Kirche (BK) wieder, die gegen die NS-Kirchenpolitik und die Gräueltaten der Nazis aufstanden, wie auch glühende Anhänger der sogenannten Deutschen Christen, die die Gleichschaltung der Kirche im NS-Staat befürworteten.

Auch im 20. Jahrhundert in der Kirche noch stark unterrepräsentierte Frauen, die als Theologinnen oder engagierte Ehrenamtliche arbeiteten, werden vorgestellt. „Die Stärke der Lebensbilder liegt in der ehrlichen Auseinandersetzung mit dem historischen evangelischen Milieu, das leider lange Zeit allzu konservativ und deutschnational orientiert war“, resümiert Simone Rauthe in ihrer Bilanz am Ende des über 350 Seiten starken Buches.

„Das Buch soll historisch interessierte Leserinnen und Leser durch seinen unmittelbaren lebensgeschichtlichen Zugang ansprechen. Abseits abstrakter politischer oder theologischer Denkgebäude kann es so zum Verständnis des Hier und Jetzt unserer Kirche beitragen“, sagt Stefan Flesch, Direktor des Landeskirchlichen Archivs der rheinischen Kirche, der zu den Herausgebern gehört.

„Zwischen Bekenntnis und Ideologie.
100 Lebensbilder des rheinischen Protestantismus“,
hrsg. von Thomas Martin Schneider, Joachim Conrad und Stefan Flesch;
Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2018.
ISBN 978-3-374-05617-0; Preis: 30 Euro.


Quelle: Lippische Landeskirche

Mehr zum Titel

Aktuelles

'Für mich als Lutheraner hat das reformierte Bekenntnis eher etwas Reduktives'

Interview mit Christian Neddens zur Hauptversammlung des Reformierten Bundes
Der Professor für Systematische Theologie an der Lutherisch Theologischen Hochschule Oberursel findet das reformierte Verständnis von Bekenntnis als potentiell flexibler als das lutherische - warnt aber zugleich vor Substanzverlust.

RB

Reformed Identities - A Global Perspective

Address by the Rev. Dr. Setri Nyomi Interim General Secretary of the World Communion of Reformed Churches To the General Assembly of the Reformierter Bund in Germany 25 April 2024

Setri Nyomi

'Reformiert sein bedeutet ökumenisch zu sein'

Reformierter Bund: WGRK-Interimsgeneralsekretär Setri Nyomi betont Vielfalt reformierter Identitäten
Nyomi stellte in seinem Auftaktvortrag zur Hauptversammlung des Reformierten Bundes in Frage, ob eine Definition reformierter Identitäten weltweit möglich und nötig ist.

RB

'Ämter der Kirche begründen keine Herrschaft des einen über den anderen'

Bernd Becker als Moderator des Reformierten Bundes wiedergewählt
Bernd Becker wurde in seinem Amt als Moderator des Reformierten Bundes in Deutschland e.V. bestätigt. Er erhielt 126 von 135 Stimmen (8 Nein-Stimmen, 1 Enthaltung).

RB

'Ökumene par excellence'

ErK: Ökumenisches Gemeindehaus eröffnet
Die katholische und die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde im emsländischen Baccum bei Lingen haben ein gemeinsames ökumenisches Gemeindehaus eröffnet.

Quelle: ErK

Christlicher Glaube heißt Handeln für das soziale Miteinander der Menschen

Vizepräses führt theologischen Vorstand der kreuznacher diakonie ein
Der Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Christoph Pistorius, hat am Samstag Pfarrer Christian Schucht als theologischen Vorstand der kreuznacher diakonie in sein Amt eingeführt. In seiner Ansprache in der Diakoniekirche in Bad Kreuznach betonte Pistorius die Bedeutung des Dienens und der Nächstenliebe in der modernen Gesellschaft.

Evangelische Kirche im Rheinland