'Davon haben wir nichts gewusst'?

Holocaust-Gedenktag 2021


Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau © Pixabay

Wir müssen uns mit dem Holocaust intensiv auseinandersetzen - fordern die Landeskirchen. Besonders mit den Anfängen.

"Den Weg der brutalen und systematischen Entrechtung ihrer jüdischen Nachbarn haben alle mitbekommen", so Martin Heimbucher, Kirchenpräsident der Evagelisch-reformierten Kirche. "Nur wenige haben sich dagegen aufgelehnt." Es sei deshalb wichtig sich auch mit den "banalen Anfängen" auseinanderzusetzen. Das erfordere Mut, besonders die Kirche müsse dafür einstehen: "Der Kampf gegen den Antisemitismus ist auch ein Kampf für die Menschenrechte", so Heimbucher. "Und der Einsatz für Menschenrechte ist auch eine Konsequenz des christlichen Glaubens."

Judentum und Christentum, zwei Weltreligionen, die einander näher sind, als vielen bewusst ist: Mit dieser Grundidee ist bundesweit die Aktion "#beziehungsweise" unterwegs. Auch die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) unterstützt das Projekt: "2021 erinnern wir uns an 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland", sagt Präses Annette Kurschus. "Damit ist auch der Aufruf an uns Christen verbunden, unsere Beziehung zum Judentum zu überdenken und den Reichtum der Gemeinsamkeiten neu zu entdecken." Die Plakataktion, die Teil der Aktion "2021 – 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" ist, richtet sich vor allem an Kirchengemeinden, Schulen und kirchliche Einrichtungen. Ihr Kernanliegen: Gemeinsamkeiten zwischen Juden und Christen am Beispiel von Gedenk-, Fest- und Feiertagen aufzuzeigen.

Auch die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) setzt ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus: Am 27. Januar 2021 wurde Pfarrerin Marion Gardei zur Beauftragten für jüdisches Leben und für den Kampf gegen Antisemitismus berufen. Das neu geschaffene Amt ist ein Beitrag dazu, theologischen und politischen Antisemitismus in der eigenen Tradition und im gegenwärtigen kirchlichen Leben zu bekämpfen. "Das ist heute nötiger denn je", sagt Bischof Christian Stäblein, "schlimm, dass es so ist, aber wir stellen uns als Kirche dieser Herausforderung. Antisemitismus ist Gotteslästerung, dagegen anzugehen unsere erste Aufgabe."

Die EKM verlieh zum Holocaust den Werner-Sylten-Preis für christlich-jüdischen Dialog: Er ging in diesem Jahr an das Domgymnasium Merseburg für das Projekt „Interreligiöser und interkultureller Brückenbau“ und die Evangelische Regelschule Gotha für das Projekt „Jüdischer Friedhof Gotha – ein Ort des Lebens?“. Am Domgymnasium Merseburg treffen sich seit 2016 jährlich Jugendliche des Evangelischen Kirchenkreises Merseburg und der Yitzhak-Rabin-Highschool Tel Mond (Israel) durch ein Deutsch-Israelisches Austauschprogramm. Der Austausch trage dazu bei, interreligiöse und interkulturelle Brücken zu bauen und den Jugendlichen ein Bewusstsein für die besonderen Beziehungen der beiden Länder zu vermitteln.


ErK/EKHN/EKBO/EKMD/ime

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