Schokoladen-Aktion Aachen: Die dunklen Seiten der Schokolade

Ökumenischer Gottesdienst in Düren

Gut einhundert Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche hatten den Weg nach Düren gefunden, um dort in der Christuskirche einen ökumenischen Gottesdienst Weihbischof Dr. Johannes Bündgens und Superintendent Pfarrer Jens Sannig im Rahmen der Schokoladenaktion Aachen zu feiern.

Pfarrer Stephan Schmidtlein und sein Team, darunter eine Gruppe der Kolpingsfamilie Düren, hatten im Haus der Gemeinde am Wilhelm-Wester-Weg einen Lernparcour nicht nur für Kinder und Jugendliche im Schulalter vorbereitet, um über die Hintergründe der Kakao und - Schokoladenproduktion zu informieren.
Mitarbeitende des Weltladens der Evangelischen Gemeinde zu Düren boten eine reiche Auswahl an fair gehandelter Schokolade zum Verkauf an.
Nach dem Gottesdienst schenkten Schülerinnen und Schüler der Anne-Frank-Schule "fairen" Kakao aus.
Das „Percussion-Trio“ der Eine-Welt-AG am Cusanus-Gymnasium Erkelenz sorgte für die passende rhythmische Untermalung der Veranstaltung.

Der Gottesdienst – Ermutigung zum Hinsehen und zum Handeln
Weihbischof Dr. Johannes Bündgens vom Bistum Aachen und Superintendent Pfarrer Jens Sannig vom Kirchenkreis Jülich gestalteten gemeinsam den ökumenischen Gottesdienst in der Dürener Christuskirche.
In Lesungen, Liedern, Gebeten und in der Predigt wurde die Gemeinde ermutigt, die Augen für die Wirklichkeit der Menschen in der sogenannten Dritten Welt zu öffnen und zugleich Schritte zu unternehmen, die es ermöglichen, dass beispielsweise die Kakaobauern mehr und mehr Anteil an der Fülle des Lebens haben.

Die alttestamentliche Schriftlesung – ein deutlicher Appell
Die alttestamentliche Lesung aus dem Buch Jesus Sirach, vorgetragen von Weihbischof Bündgens, führte mitten in das Thema des Gottesdienstes hinein:
„Kärgliches Brot ist der Lebensunterhalt der Armen,
wer es ihnen vorenthält, ist ein Blutsauger.
Den Nächsten mordet, wer ihm den Unterhalt nimmt,
Blut vergießt, wer dem Arbeiter den Lohn vorenthält.“
Diese deutlichen und unmissverständlichen Worte treffen sehr gut die Situation der Kakaobauern in ihrer Abhängigkeit vom Weltmarkt.

Die Predigt – Analyse und Handlungsanweisung
Der Jülicher Superintendent nannte in seiner Predigt die Dinge beim Namen: „Auch Kakao wird an den Börsen gehandelt. Und der Preis bestimmt das Schicksal von Menschen. Nur ein fairer Preis ermöglicht den Bauern Afrikas und Lateinamerikas zu leben, eröffnet ihren Kindern die Möglichkeit, zu lernen und zur Schule zu gehen, eine Zukunft zu haben. Aber einen fairen Preis zahlt der Welthandel nicht.“ Er beließ es nicht bei seiner schonungslosen Analyse der Wirklichkeit, sondern zeigte auch Möglichkeiten der Abhilfe auf: „Die Schokoladenaktion will uns die Augen öffnen. »Gerechtigkeit erhöht ein Volk«. Gott kann es nicht ausstehen, wenn Menschen betrogen und gedemütigt werden. Kein Frieden auf der Welt ohne Gerechtigkeit. Gott fordert von uns Gerechtigkeit. Aber er überfordert uns nicht. Manchmal wären es doch nur ein paar Cent mehr, würden wir sie denn beim Einkauf unserer Lebensmittel bezahlen, die den Menschen in der Ernte einen gerechten Lohn verschaffen würden. Wäre das nicht Gott gefällig?“

Der Alltag – Chance zum Handeln
Der Gottesdienst und die Rahmenveranstaltung machten deutlich, dass die Situation der Kakaobauern kein unabänderliches Schicksal ist. Kleine und hilfreiche Schritte sind möglich und machbar. So die Beteiligung an der Postkartenaktion, mit der die Schokoladenhersteller bewegt werden sollen, fair gehandelte Produkte ins Sortiment zu nehmen. So der Kauf von fair gehandelter Schokolade (und anderer Produkte) in den Eine-Welt-Läden der Kirchengemeinden und anderer Einrichtungen.
Der Sonntagnachmittag in Düren war ein lebendiger und ermutigender Appell, kleine Schritte zu unternehmen hin zu mehr Gerechtigkeit für die Menschen in der „Dritten Welt.“

Veranstaltungshinweis:
Die dunkle Seite der Schokolade
Podiumsgespräch mit Friedel Hütz-Adams (SÜDWIND) und einem Vertreter des Verbandes der Deutschen Schokoladenhersteller (angefragt)
Montag, 22. März 2010, 19.30 Uhr
Haus der Evangelischen Gemeinde, Düren, Wilhelm-Wester-Weg 1

Informationen
Mehr Informationen über die wirtschaftlichen Zusammenhänge bekommen Sie bei SÜDWIND - Institut für Ökonomie und Ökumene:
www.suedwind-institut.de.
Informationen zur Schokoladenaktion der Kirchen in der Region finden Sie auf der Internetseite:
www.schokoladenaktion-aachen.de


Johannes de Kleine, 13. März 2010