Johannes a Lasco Bibliothek feierlich wiedereröffnet

Kirchenpräsident Jann Schmidt dankt EKD und ihren Gliedkirchen

In Emden ist heute die Johannes a Lasco Bibliothek feierlich wieder eröffnet worden. Die Spezialbibliothek für den reformierten Protestantismus, die aufgrund finanzieller Turbulenzen über ein Jahr geschlossen war, hatte bereits am 1. Februar 2010 ihren wissenschaftlichen Betrieb wiederaufgenommen. - Bericht, Fotos, Texte auf reformiert-info

Der Präsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Hermann Barth, sagte in dem Festakt anlässlich der Wiedereröffnung vor 300 Gästen, dies sei ein „Freudentag für die Evangelische Kirche in Deutschland“. Die Einrichtung sei ein „Juwel“, da in ihr „eine reich bestückte Bibliothek, eine leistungsfähige Forschungsstätte und ein stilvoller Versammlungsort“ unter einen Dach vereint seien. Barth sagte: „Wir sind alle von Herzen froh, dass das Juwel wieder funkelt.“ Allerdings könne bei aller Freude nicht vergessen werden, dass hinter der Wiedereröffnung „eine dramatische und schmerzvolle Geschichte“ stehe. Die Johannes a Lasco Bibliothek, so Barth, sei innerhalb der vergangenen knapp zwei Jahre durch eine „lebensgefährliche Krise“ hindurchgegangen.

Jann Schmidt, Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche, Mitglied des Rates der EKD und Vorsitzender des Kuratoriums der „Stiftung Johannes a Lasco Bibliothek Große Kirche Emden“ dankte in seiner Rede für die Solidarität der Gliedkirchen der EKD und allen, die zur Rettung der Bibliothek beigetragen haben. „Wir sind in den vergangenen 18 Monaten einen schwierigen Weg gegangen“, so Schmidt. Eine spekulative Anlage des Stiftungskapitals sowie der Einsatz des Kapitals für den allgemeinen Geschäftsbetrieb und für „Anschaffungen im großen Stil“ hätten das Stiftungskapital in unverantwortlicher Weise zusammenschmelzen lassen. Umso erfreulicher sei es, dass durch das Engagement vieler die Wiedereröffnung möglich geworden sei. Der ehemalige „Moederkerk des reformierten Protestantismus“ werde nicht nur als Bibliothek genutzt, sondern auch als wissenschaftliches Forschungszentrum und „kultureller Ort“ . Schmidt: „Hier finden Ausstellungen und Konzerte statt, hier werden Symposien und Seminare veranstaltet oder Gottesdienste gefeiert.“

Dass es gelungen sei, das Stiftungskapital der Bibliothek weitgehend wiederherzustellen, nannte Hermann Barth „hocherfreulich“. Dies verdanke sich vor allem einem „Kraftakt“ der Gemeinschaft der Gliedkirchen der EKD“. Der Präsident des Kirchenamtes weiter: „Wir haben uns im Zeitalter sei es boomender sei es kränkelnder Finanzmärkte daran gewöhnt, leichthin über astronomische Summen zu reden. Da wirkt es aufs erste nicht besonders spektakulär, wenn die Gemeinschaft der Gliedkirchen der EKD zur Erhöhung des Stiftungskapitals gut sieben Millionen Euro aufbringt. Aber ich kann Ihnen versichern: Jeder einzelnen der beteiligten Gliedkirchen und auch der EKD fiele es leicht, ein paar Vorhaben zu benennen, in die das Geld hätte fließen können ? wenn es für die Bibliotheksstiftung in Emden nicht dringender gebraucht worden wäre.“

In dieser Prioritätensetzung, so Barth weiter, komme auch zum Ausdruck, dass es sich die Gemeinschaft der Gliedkirchen eben etwas kosten lasse, ein profiliert reformiertes Element wie die Johannes a Lasco Bibliothek zu erhalten und zu stärken.

Michael Beintker, Professor für Reformierte Theologie in Münster und Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates der Johannes a Lasco Bibliothek, legte in einem Festvortrag die bleibende Bedeutung des Buches aus. Beintker sagte in seinem Vortrag unter dem Titel „„Nimm und lies ...“ Gedanken über Buch und Bildung“ unter anderem: „Gute Bücher bilden. Und erst recht bilden Bücher, die an einem Ort wie diesem versammelt sind und ihren Leserinnen und Lesern Einblick in die unterschiedlichsten Epochen, Wissensgebiete und Denkweisen gewähren.“
Gute Bücher, so Beintker weiter, erkenne man daran, „dass sie mit ihren Lesern etwas machen und sie etwas sehen lehren, was sie zuvor nicht wahrgenommen haben und was dann sogar ihr Leben verändert.“ Man müsse Bücher „freilich wirken lassen.“ Und wirken, so Beintker, können Bücher nur, „wenn man sie nicht verschlingt, sondern achtsam und bedachtsam mit ihren Worten umgeht, wenn man sie liest und wieder liest, wenn man sich also Zeit nimmt für sie, weil es sich lohnt, sich in ihnen einzuleben. In einer bewussten Gegenbewegung gegen das effektive Schnelllesen gelte hier der Grundsatz: Weniger ist mehr.“ Deshalb, so der Professor weiter, müsse man gerade nicht alles gelesen haben, „was als lesenswert und bestsellerverdächtig“ gepriesen werde, sondern man dürfe getrost „Lücken haben und sich zu ihnen bekennen“. Die in bestimmten Fragebögen gerne gestellte Frage nach den „drei Büchern, die man auf eine Insel mitnehmen würde“, sei so „ausgesprochen lese- und zugleich lebensfreundlich.“

Beintker kritisierte die Tendenz der Gegenwart, viele Bücher in „kleine Leseportionen“ aufzulösen, denn diese führe zu folgendem Phänomen: "Man liest viel, aber von allem wenig“: Damit aber, so Beintker weiter, büße man das „Verständnis für das komplexe Erfassen von Sinnzusammenhängen und die damit verbundene geistige Anstrengung“ ein. Zwar zeichneten sich laut Beintker die neuen elektronischen Medien durch eine „beachtliche Nutzerfreundlichkeit“ aus, aber „leserfreundlich“ seien sie eigentlich nicht. Denn sehr viele Bücher wollten nicht nur „genutzt, sondern ganz einfach in Ruhe gelesen und durchgelesen werden.“ Die Johannes a Lasco Bibliothek möge ein solcher Ort der Ruhe und des Durchlesens sein, denn, so Beintker: „Bibliotheken können Orte sein, die einem wieder Lust auf den Umgang mit leibhaftigen Büchern wecken.“

Emden, 30. April 2010
Ulf Preuß, Pressesprecher

Ansprachen im Wortlaut. Es gilt das gesprochene Wort:
Hermann Barth - Grußwort der Evangelischen Kirche in Deutschland bei der Feier der Wiederöffnung der Johannes a Lasco−Bibliothek.doc 
Kirchenpräsident Jann Schmidt zur Wiedereröffnung der Bibliothek am 30. April 2010.doc
Prof. Dr. Michael Beintker ''Nimm und lies ...'' Gedanken über Buch und Bildung.doc

Hermann Barth, Präsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), sprach ein Grußwort.

 

 

 

 

 

 

 

Hermann Barth in Emden, 29. April 2010.

 

 

 

 

 

 

Thomas Wipf (Bern),
Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes und
Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) sprach ein Grußwort.

 

 

 

 

 

 

 

Prof. Dr. Michael Beintker, Münster,
Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Johannes a Lasco Bibliothek

 

 

 

 

 

Wilhelm Neef, kaufmännisch-juristische Leitung
im Vorstand der Johannes A Lasco Bibliothek

 

 

 

 

 

 


Dr. Jan Marius Jacob Lange van Ravenswaay,
wissenschaftliche Leitung im Vorstand der Johannes A Lasco Bibliothek

 

 

 

 

 

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im Gespräch mit Prof. Dr. Herman Selderhuis, Apeldoorn

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