Menschenrechte – immer noch eine Aufgabe für die Kirche!

Bericht von der ersten Tagung der neugegründeten ''Plattform Menschenrechte im Raum der Evangelischen Kirche in Deutschland''

von Mechthild Gunkel, Friedensbeauftragte des Reformierten Bundes

„Menschenrechte – immer noch eine Aufgabe für die Kirche!“ war die Auftaktveranstaltung der neugegründeten „Plattform Menschenrechte im Raum der Evangelischen Kirche in Deutschland“ überschrieben, die am 26. und 27. April 2012 in der Evangelischen Akademie Villigst stattfand. Gemeinsam wollen nun das Referat Menschenrechte und Migration im Kirchenamt der EKD, das Menschenrechtsreferat im Diakonischen Werk / Brot für die Welt und die Abteilung Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) durch gezielte Informationen, stärkere Vernetzung und gemeinsame Aktionen konkreter in Menschenrechtsfragen agieren und das Bewusstsein für Menschenrechte innerhalb der evangelischen Kirche stärken.

Bereits die Überschrift löste kontroverse Diskussionen aus. Manche kritisierten die defensive Formulierung und forderten ein engagierteres Aufgreifen von Menschenrechtsfragen in den Kirchen. Andere betonten, dass die Verbesserung der Menschenrechtslage zu den Kernaufgaben der Kirchen gehöre.

Wieviel biblische Perspektiven von der Zuwendung Gottes zu den Armen, den Recht- oder Landlosen mit den konkreten Forderungen der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte gemeinsam haben, wurde einleitend deutlich. Sie können auf aktuelle Herausforderungen übertragen werden: die in den Millenium Development Goals geforderte Beseitigung extremer Armut bis 2015 bleibt ein unerreichbares Ziel, das Recht auf Religionsfreiheit ist in vielen Ländern eingeschränkt, beim Asylrecht und dem Umgang mit Menschen in der Illegalität bei uns steht die Umsetzung grundlegender Menschenrechte noch aus.

In einem historischen Rückblick erinnerte Tim Kuschnerus (Gemeinsame Konferenz Kirche und Entwicklung) daran, dass der Ökumenische Rat der Kirchen den Menschenrechtsdiskurs mit einer richtungsweisenden Konsultation 1974 in St. Pölten (Österreich) prägte, die über die bisherige Gegenüberstellung von individuellen und wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechten hinausging. Mit der Einrichtung des Menschenrechtsreferates beim Diakonischen Werk 1977 – der offizielle Titel lautete „Hilfe für Opfer von Menschenrechtsverletzungen“ – und dem prägenden langjährigen Menschenrechtsreferenten Werner Lottje gelang es, Menschenrechtsverletzungen deutlicher anzusprechen und so Anliegen aus Partnerkirchen und Menschenrechtsgruppen zu unterstützen. In den letzten zehn Jahren wurden aber auch manche Widersprüche aufgearbeitet: Menschenrechtsverletzungen in Befreiungsbewegungen und Widerstandsgruppen wie ANC und SWAPO wurden lange ausgeblendet, auch der ÖRK thematisierte die Situation in den Ostblockländern zu wenig, der Ost-West-Gegensatz prägte zu sehr die jeweilige Wahrnehmung. Kuschnerus wies darauf hin, dass die zentralen Impulse in den 60er und 70er Jahren von außen kamen. Der ÖRK und die Partnerkirchen im globalen Süden zwangen zum Handeln. Es war immer heikel, auch die Menschenrechtsverletzungen in Deutschland zu thematisieren. Ob es heute still geworden sei um die Menschenrechtsarbeit, ist nicht eindeutig zu beantworten. Die Zahl der Solidaritätsgruppen hat quantitativ seit den 90er Jahren abgenommen, aber die Resonanz für den Diskurs ist gestiegen.

Danuta Sacher von Terres des hommes stellte das von der Basis bis zur UN-Ebene erkämpfte „Menschenrecht auf Wasser“ als ermutigendes Beispiel dar, Wolfgang Grenz von amnesty international führte aus, was Universalität der Menschenrechte im Blick auf religiöse Verfolgung bedeutet. Diejenigen, die Menschenrechtsverletzungen einseitig nur an Christen benennen und zur Verfolgung anderer religiöser Gruppen schweigen, lassen Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit aufkommen.

Wie notwendig es ist, beim Nein zu Biosprit, beim Einsatz gegen Landgrabbing oder dem Schutz von verfolgten Menschenrechtsaktivisten die ökumenischen globalen Netze zu nutzen, betonte Michael Windfuhr vom Deutschen Institut für Menschenrechte.

Dass Kirchen und Gemeinden ihre weltweiten Vernetzungsstrukturen für die Stärkung der Menschenrechte ins Spiel bringen sollten, resümierte Julia Duchrow vom Diakonischen Werk / Brot für die Welt. Konkret bedeutet dies, den Dialog mit den Partnerorganisationen und Betroffenen zu suchen, auf die eigene Glaubwürdigkeit (Unteilbarkeit der Menschenrechte) zu achten, alle Ansätze zu stärken, die von den Menschenrechten her argumentieren und die Opfer von Menschenrechtsverletzungen zu unterstützen beispielsweise durch ihre Dokumentation oder den Einspruch gegen ihre Kriminalisierung.

Menschenrechte sind Aufgabe für die Kirche – so das Fazit.
Die VEM-Menschenrechtsaktion 2012 „Gegen Landraub. Für Menschenrechte“, Inklusion –die selbstbestimmte und gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen – oder die Rechte von Flüchtlingen und Illegalisierten bei uns sind konkrete Aufgaben, an denen sich Gemeinden und Einzelpersonen beteiligen können.

Die Auftaktveranstaltung der Plattform hat zahlreiche Themen angerissen und Forderungen benannt. Unterstützung durch Gottesdienstmaterialien zu Menschenrechtsthemen, Angebote zur Bildungsarbeit, gezielte Informationen und die Förderung von kirchlichen Menschenrechtsprojekten in Deutschland und anderen Teilen der Welt ist vorhanden – und kann gerne angefragt werden.

Kontakte zur Plattform Menschenrechte:

Kirchenamt der EKD, Oberkirchenrat Thorsten Leißer, Referat Menschenrechte und Migration, Herrenhäuser Straße 12, 30419 Hannover, Tel. 0511 / 2796-411, menschenrechte@ekd.de, www.ekd.de/menschenrechte

Diakonisches Werk der EKD/Brot für die Welt, Dr. Julia Duchrow, Leiterin Team Menschenrechte, Stafflenbergstraße 76, 70184 Stuttgart, Tel. 0711 / 2159743, j.duchrow@diakonie-human-rights.org, www.brot-fuer-die-welt.de

Vereinte Evangelische Mission, Dr. Jochen Motte, Mitglied des Vorstandes, Abteilung Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, Rudolfstraße 137, 42285 Wuppertal, Tel. 0202 / 89004-168, jpic@vemission.org, www.vemission.org


Mechthild Gunkel, Friedensbeauftragte des Reformierten Bundes , 7. Mai 2012

Der „Fachkreis Ethik“ der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) hat in der vergangenen Woche in Wien eine Konsultation zum Thema Sterbehilfe durchgeführt. Ziel war die Vorbereitung einer gemeinsamen Position der evangelischen Kirchen in Europa zu fragen der Sterbebegleitung und der Sterbehilfe.

Wien/Bern, 20. Oktober 2008, Thomas Flügge (Pressesprecher)
Der Schatzmeister des Reformierten Bundes, Dr. Arno Schilberg berichtet über die Finanzsituation des Reformierten Bundes und die „Calvin-Stiftung zur Förderung des Reformierten Protestantismus“.

Dr. Arno Schilberg, Detmold

''Wenn der Herr will, werden wir leben und dies und das tun.''

Eine Bibelarbeit zu Jakobus 4,13-15 (16-5,6). Von Peter Bukowski
„Bring Leben ins Leben“ – das Motto des 2. ökumenischen Kirchentags in Lippe am 16./17. Mai 2008 meditiert Peter Bukowski mit den Worten des Jakobus. Das Motto wird konkret, richtet sich gegen die „unheimliche Macht des Mammon“ und mahnt, den „Lebensstil der Geiz- und Giergesellschaft“ nicht zu übernehmen.

Peter Bukowski, Moderator des Reformierten Bundes

Entwicklungen im Reformierten Bund

Einige Hinweise zum Stand in den verschiedenen Arbeitsbereichen des Reformierten Bundes. Von Jörg Schmidt
Seit 2006 befindet sich die Geschäftsstelle des Reformierten Bundes in Hannover, arbeitet Pfarrer Jörg Schmidt als Generalsekretär des Bundes. Mit seiner Wahl hat das Moderamen eine Akzentverlagerung der Arbeit des Bundes beschlossen. Vor dem Jahr 2009 mit den verschiedenen Ereignissen zu „calvin09“ liegt nun ein Zwischenbericht des Generalsekretärs über die Arbeit im Bund vor.

Jörg Schmidt, Generalsekretär

Globalisierung ist kein Schicksal - eine andere Welt ist möglich

Bericht zur Accra-Nacharbeit des Reformierten Bundes in Deutschland. Von Martina Wasserloos-Strunk
Der Reformierte Bund ist seit 2002 Mitglied bei ATTAC, dem Netzwerk, das sich selbst versteht als „Bildungsbewegung mit Aktionscharakter und Expertise“. Martina Wasserloos-Strunk vertritt als Delegierte den RB bei ATTAC. Diese Arbeit ist Teil der Ausführung der Beschlüsse der Generalversammlung des Reformierten Weltbundes 2004 in Accra.

Martina Wasserloos-Strunk
Ein Überblick über den Stand der Planung: Ausstellungen, Tagungen, Bücher …

Jörg Schmidt

Achim Detmers ist Calvin-Beauftragter

Eine Projektstelle zum Calvinjahr 2009
„Calvinjahr 2009“ heißt die neue Projektstelle des Reformierten Bundes. Dr. Achim Detmers betreut sie ab Februar 2008.

Barbara Schenck

„Gerechte Sprache“

Vom Anspruch neuerer Bibelübersetzungen
Auf seiner Sitzung vom 12./13. Oktober hat das Moderamen des Reformierten Bundes beschlossen, sich mit dem Anspruch neuerer Bibelübersetzungen auseinanderzusetzen, in „gerechter Sprache“ verfasst zu sein.

Schmidt

Ökumene mit Leben füllen

Peter Bukowski plädiert für einen ökumenischen Realismus
In einem Gespräch mit dem Journalisten Rüdiger Durth (Berlin) plädierte der Moderator des Reformierten Bundes für einen „ökumenischen Realismus“.

Calvinjahr 2009

Planungen zum Jubiläumsjahr
Am 10. Juli 2009 jährt sich der Geburtstag Johannes Calvins zum 500. Mal. Dieses Datum ist für den Reformierten Bund – in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche in Deutschland – Anlass, im Jahr 2009 nachdrücklich auf diesen Reformator und die von ihm ausgehenden Wirkungen aufmerksam zu machen: mit etlichen Veranstaltungen, mit verschiedenen Aktionen, mit neu erstellten Materialien für die Gemeindearbeit, mit Internet-Informationen und anderem mehr.

Jörg Schmidt
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