Andacht zur Jahreslosung 2011 - ''Den Irrtum entlarven, dass auf einen groben Klotz ein grober Keil gehört!''

Von Martin Braukmann, Oberfischbach

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Römer 12,21)

Andacht zur Jahreslosung 2011 im CVJM-Magazin Triangel 1/2011. Von Pfr. Martin Braukmann, Oberfischbach:

Liebe Leserinnen und Leser,

den Kampf gegen das Böse haben sich gerade in den letzten Jahren viele auf ihre Fahne geschrieben. Die sogenannte „Achse des Bösen“ sollte zerschlagen werden. Und allenthalben haben Menschen Spuren und Strukturen des Bösen entdeckt, das mit aller Entschiedenheit und Konsequenz bekämpft werden sollte. Die traurige und zugleich ernüchternde Bilanz dieser Kämpfe gegen das Böse steht uns vor Augen. Nun mag es ja vielleicht auch noch sein, dass Politiker oder Militärs wenigstens kleine Teilziele erreicht sehen, aber ist unterm Strich gesehen dieser Kampf gegen das Böse nicht steckengeblieben, wenn nicht gar gescheitert?

„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem“. Mitten in unserem Fragen danach, wie man denn dem Bösen begegnen kann oder sogar etwas entgegnen kann, trifft uns dieser Satz aus dem Römerbrief. Als Jahreslosung für das Jahr 2011 nehmen wir ihn mit auf unserem Weg in und durch das Jahr 2011 und dabei auch mit in die Auseinandersetzung mit dem Bösen. Wenn ich das so sage, dann möchte ich dabei die Frage danach, was denn das Böse ist (falls man das überhaupt sagen kann), beiseite lassen. Ich möchte vielmehr das Augenmerk darauf lenken, welche Ratschläge uns denn Paulus gibt im Hinblick darauf, wie wir mit Streitigkeiten und Problemen umgehen können oder sollen.

Das ganze Leben soll ein Gottesdienst sein

In der Lutherbibel wird das Kapitel 12 des Römerbriefes unter diese Überschrift gestellt. Als Verstehenshilfe für das, was dann im Laufe des Kapitels entfaltet wird, finde ich das sehr hilfreich. Paulus will deutlich machen, dass man sein Leben eben nicht in Sonntag und Alltag splitten kann. Wenn Leben Leben vor Gott ist, dann gibt es keine doppelte Ethik oder doppelte Moral. Dann soll das Leben so geführt werden, dass es vor Gott bestehen kann.

Nicht Gleiches mit Gleichem vergelten

Was Paulus im Laufe des 12. Kapitels des Römerbriefes entfaltet ist ein Gegenentwurf zum üblichem Umgang miteinander. Und auch wenn die Aussagen zunächst auf die Gemeinde als Keimzelle christlicher Existenz bezogen sind, so haben sie doch allgemeinen Charakter. Ich nenne ein paar Stichworte: es geht um Liebe, Annahme, Segnen, nicht Vergelten. Christen sollen anders leben. Die Gedanken des Paulus sind eine Absage an die vielen, die immer betonen: Man muss Gleiches mit Gleichem vergelten. Paulus entlarvt den Irrtum, dass der Böse Böses erleben muss, um vom Bösen zu lassen. Oder etwa, dass auf einen groben Klotz allemal ein grober Keil gehört! Ganz im Sinne Jesu mahnt Paulus, dass das Böse nur durch das Gute überwunden werden kann. Nur die Liebe bricht die Spirale zu immer neuem Bösen auf. Das gilt in der Gemeinde, in Partnerschaften, Familien und in jedem Gemeinwesen.

Lass dich zum Guten überwinden

Ich möchte die Jahreslosung auf den Punkt bringen und zuspitzen. Lass dich zum Guten überwinden! Lass dich durch Gottes Geist von dem Irrtum befreien, als habe die Liebe keine Chance im Leben. Als sei der Liebende doch ewig der Versager. Es ist meine Hoffnung und mein Gebet, dass da, wo ich nicht fähig bin zur Liebe, mich Gottes Geist zum Guten überwindet. Und eben da, kann Neues entstehen; Leben in einer ganz neuen Dimension.


Martin Braukmann, Pfr. in Oberfischbach