Jeder von uns hat ein Herz, das erschrecken kann

Johannes 14, 1 (Jahreslosung 2010) Predigt von Präses Simon Froben

Es fing wohl mit den Tieffliegern an. Immer wenn sie kamen, wenn ein zunächst nur leises Grollen ihr Kommen ankündigte, fror das Lächeln der sonst so fröhlichen Karin und ihr Herz erstarrte.

(...) Liebe Gemeinde!
Ich bewundere Karin ein klein wenig. (...) Natürlich: Ganz so schreckhaft wie ihres ist mein Herz nicht. Zumindest nicht, wenn es um Lärm geht, um Rumpeln und Dröhnen. Dafür ist es an anderen Stellen schreckhafter, ängstlicher.
Ja, ich glaube ganz ehrlich, dass jede und jeder von uns ein Herz hat, das erschrecken kann und tatsächlich immer wieder auch erschrickt. Nicht nur bei den ganz existentiellen und tiefen Dingen, wenn wir etwa einen Menschen verlieren. Aber dann wird es uns besonders deutlich. Spürbar. Und sonst haben wir eine Routine: Eine Routine, in der wir das Erschrecken unseres Herzens vielleicht schon gar nicht mehr spüren. Wir können die Tagesschau gucken mit dem Wechsel von Kriegsberichten und sportlichen Höhepunkten und zum Schluss dem Wetter. Und immer mittwochs und samstags natürlich die Lottozahlen. Wir können die Tagesschau gucken ohne mit der Wimper zu zucken. Erwachsene Menschen sind wir! Die Jahresrückblicke machen uns richtig Spaß, vor allem wenn sie gut und heiter gestaltet sind und auch Überraschungen bergen. Pleiten, Pech und Pannen. Das erschrickt uns gar nicht, erst recht ja nicht im Nachhinein. Wird 2010 also auch gut gehen. Toi, toi, toi, dreimal auf Holz geklopft. Und wir können auch mit den persönlichen Höhen und Tiefen umgehen. Die Wortlosigkeit mit dem Sohn, der über Weihnachten da war. Die Sorgen um das Geschäft. Der Knatsch mit der Nachbarin, das Mobbing in der Schule. Die ersten Anzeichen der Gebrechlichkeit – das der Körper nicht mehr ganz so will, wie wir es wollen und gewohnt sind. Die Einsamkeit vielleicht an manchen Tagen bei denen einen oder die fehlende Ruhe, ja der Stress bei den anderen – was auch immer. Wir bewahren die gute Miene, verziehen kaum einmal das Gesicht. Ist ja Persönliches, geht die anderen nichts an, wollen wir sie mal nicht damit belasten. Wir sind ja so erwachsen! Aber in alledem bricht doch immer wieder die eine Frage durch: Wie leben wir eigentlich? Was für einen Sinn hat das Ganze? Gibt es Gott? Was hat er mit uns, was er mit mir, was hat er mit dieser Welt vor? Das ist vielleicht sogar die Grundfrage. Nein sicher: Es ist die Grundfrage, aber ist uns das auch immer bewusst? (...)

Johannes 14,1

Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!