Pfarrer i. R. Dr. h. c. Ulrich Weiß gestorben

Nachruf aus dem Siegerland: Jesus Christus als einziger Trost im Leben und im Sterben

Der Evangelische Kirchenkreis Siegen trauert um Ulrich Weiß, der am Donnerstag, 30. Juni 2011, im Alter von 70 Jahren starb. Wie kaum ein anderer Pfarrer hat er den Kirchenkreis mit Leben gefüllt und geprägt. Er war ein außerordentlich belesener Theologe, der besonders der reformierten Theologie, wie sie im Heidelberger Katechismus zusammengefasst ist, verbunden war.

Die Frage 1 des Heidelberger Katechismus und die gegebene Antwort hatten für ihn lebenstragende Bedeutung. Sein einziger Trost im Leben und Sterben war, seinem getreuen Heiland Jesus Christus zu gehören. Der Pfarrer sah es als seine vornehmste Pflicht an, die Botschaft von der Gnade Gottes auszurichten an alles Volk. Er pflegte Kontakte zu den Gemeinden in der Evangelischen Allianz, zu deren 100-jährigem Jubiläum er 2005 den Festvortrag hielt.

Seit Beginn seines Ruhestandes im Jahre 2001 verwandte Weiß viel Zeit und Kraft auf die Erforschung der regionalen Kirchengeschichte. Sein besonderes Augenmerk richtete er dabei immer wieder auf die Erweckungsbewegung. Oft war er im Archiv des Kirchenkreises Siegen oder im Stadtarchiv anzutreffen, wo er stundenlang alte Handschriften entzifferte und seine Entdeckungen zu Fachbeiträgen heranreifen ließ. Er galt als einer der besten Kenner der Siegerländer Kirchengeschichte. Im Mai dieses Jahres wurde sein wissenschaftlich-theologisches Arbeiten belohnt mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Siegen.

Ulrich Weiß wurde 1941 in Altenhundem geboren und wuchs in Niederdielfen auf. Nach seinem Abitur am Siegener Löhrtor-Gymnasium studierte er Theologie in Tübingen, Heidelberg und Göttingen. Nach seinem Ersten theologischen Examen bei der Evangelischen Kirche von Westfalen schloss sich ein Vikariat an, das er in der ersten Hälfte als Inspektor des reformierten Studienhauses in Göttingen und in der zweiten Hälfte in der Christus-Kirchengemeinde in Siegen verbrachte. Nach dem Zweiten Theologischen Examen war er zwei Jahre Studieninspektor des reformierten Predigerseminars in Wuppertal-Elberfeld. Zunächst war Ulrich Weiß von 1972 bis 1978 Pfarrer der reformierten Gemeinde Hohenlimburg und anschließend 23 Jahre lang Pfarrer der Christus-Kirchengemeinde in Siegen. Er war viele Jahre stellvertretender Superintendent im Evangelischen Kirchenkreis Siegen, Mitglied der Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen und im Rat der Evangelischen Kirche der Union sowie Mitglied in verschiedenen Theologischen Ausschüssen. Er gehörte viele Jahre zum Moderamen des Reformierten Bundes sowie zum Trägerkreis der Reformierten Konferenz Südwestfalen, heute Reformiertes Gemeindeforum Südwestfalen.

Ulrich Weiß war verheiratet. Der Ehe entstammen drei Kinder.


Karlfried Petri, Kirchenkreis Siegen, Haus der Kirche, Öffentlichkeitsreferat, 4. Juli 2011
Beiträge zur Kirchengeschichte des Siegerlandes

''Reformiert'' und ''erwecklich'' ist das kirchliche Siegerland geprägt, von Jung-Stilling und dem Heidelberger Katechismus. Ulrich Weiß, das ''Gedächtnis'' der Kirchengeschichte des Siegerlandes, gibt in acht Beiträgen von der Einführung der Reformation in Nassau, über Johannes Calvins Wirkungsgeschichte im Siegerland und Wittgenstein zu Johann Henrich Reitz und zur Erweckung à la Jung-Stilling bis hin zu 100 Jahren Evangelische Allianz (1905-2005) einen detailreichen Einblick in die Kirchengeschichte dieses ganz besonderen Stammlandes der Reformierten in Westfalen.