Zum Europatag am 9. Mai 2017 - In Bewegung versetzt

Von Fabian Brüder


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„Die französische Regierung schlägt vor, die Gesamtheit der französisch-deutschen Kohle- und Stahlproduktion einer gemeinsamen Hohen Behörde zu unterstellen, in einer Gestaltung, die für die Teilnahme anderer europäischer Länder offen ist.“

Mit diesem Satz formulierte Robert Schumann auf den Tag genau vor 67 Jahren ein Vorhaben, welches schließlich in die Entstehung der Europäischen Union münden sollte. War die EU also von Anfang ein rein marktwirtschaftliches Großprojekt? Die Idee der europäischen Einheit - von Beginn an nichts anderes als ein Europa globalisierungswütiger Konzerne?

Die Zusammenlegung der deutschen Kohle- und Stahlproduktion mit derjenigen Frankreichs zielte auf etwas anderes: Nämlich die Kooperation eines Industriezweigs, der einst Waffen und Kriegsgerät produzierte. Aus Orten der Feindschaft sollten Orte der Freundschaft werden.

Die Erklärung Robert Schumanns vor 67 Jahren gilt heute als entscheidender Schritt auf dem Weg der europäischen Einheit. Einheit braucht Bewegung. Bewegung durch entwaffnende Ideen. Sie braucht Sehnsucht. Sehnsucht nach dem, was unmöglich scheint - und dennoch Not-wendig ist. Der heutige Europatag erinnert ermahnend wie ermutigend an die Worte Robert Schumanns, die Europa in Bewegung setzten.

Wer Psalm 133 liest, weiß: Eintracht unter Geschwistern braucht keine Leitkultur, die den Ist-Zustand festschreibt. Eintracht braucht Bewegung. So, wie die Geschichte Europas stetig fortgeschrieben wird, so könnte auch Psalm 133 fortgeschrieben werden: Ein Impuls, auch unsere Tradition in Bewegung zu halten: 

Psalm 133 (original):

Ein Wallfahrtslied. Von David.
Sieh, wie gut und schön ist es,
wenn Brüder beieinander wohnen.

Wie das köstliche Öl auf dem Haupt,
das herabrinnt in den Bart, in den Bart Aarons, der herabwallt auf den Saum seiner Gewänder.

Wie der Tau des Hermon, der herabfällt auf die Berge Zions.
Denn dort gewährt der HERR den Segen, Leben bis in Ewigkeit.

Fortschreibung:

Und siehe, wie fröhlich und schön es ist, wenn Schwestern einträchtig beieinander wohnen!

Es ist wie der Gesang der Miriam,
der die Freiheit Israels krönt,
der anstimmt zum Tanz des Neubeginns.

Wie ein Thron erhebt sich ihr Gesang in den Himmel!
Und Gott wird gelobt durch den Mund der Frauen Israels bis in Ewigkeit.

Zusammenführung:

In Bewegung.
Siehe, wie fein und schön ist’s,
wenn wir alle beieinander wohnen! 

Es ist wie in dem Land, in das Gott uns führen will, in dem wir befreit sind, von dem, was uns gefangen hält, in dem wir einander mit Augen und Herzen sehen,
wie in einer Gemeinschaft, die in seinem Wort gründet!
Denn dort verheißt uns Gott Segen und Leben bis in Ewigkeit.

Amen.


Fabian Brüder, Vikar in München