Warum auch Christen Trump wählen

25 Jahre Kirchengemeinschaft zwischen der amerikanischen UCC und Westfalen


Sandy Lindahl (links) und Präses Annette Kurschus; Foto: EKvW

Die Furcht vor Veränderungen und vor einer ungewissen Zukunft ist auch unter Christen in den USA ein Motiv, Donald Trump zum Präsidenten zu wählen. Diese Einschätzung gab die Unternehmensberaterin Sandy Lindahl von der United Church of Christ (UCC) bei einer Partnerschaftstagung der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) in Schwerte-Villigst.

»Der Glaube daran, dass wir die Kirche wieder groß machen können, widerstrebt den Möglichkeiten, die uns Gott geben würde, wenn wir uns für einen anderen Weg entschieden«, sagte Sandy Lindahl am Samstag (10.9.) in Anspielung auf Trumps Wahlkampfmotto »Let’s make America great again« (Lasst uns Amerika wieder groß machen).

Der Wunsch nach Ordnung und die Furcht vor dem, was als anders empfunden wird, kennzeichne den autoritären Stil des republikanischen Präsidentschaftskandidaten. Mit seiner »simplen, machtvollen und strafenden« Art spreche er vor allem solche Christen an, die Gott als unerbittlichen Richter sehen. Hinzu komme, dass Trumps Unterhaltungswert der »unmäßigen Gier nach hirnlosen Reality-Formaten« im Fernsehen entgegenkomme, die in den USA herrscht, erklärte Sandy Lindahl, die auch die UCC in Fundraising und Ressourcenmanagement berät.

Die United Church of Christ pflegt seit 25 Jahren eine Kirchengemeinschaft mit der westfälischen Landeskirche. Die Tagung, das alljährlich stattfindende UCC-Forum, stand im Zeichen dieses Jubiläums. »Unser Glaube leuchtet in unterschiedlichen Farben, die einander ergänzen und je eigene, unverzichtbare Akzente setzen«, sagte Präses Annette Kurschus, leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen. Das geschehe durch gegenseitigen Austausch und gemeinsame Gottesdienste ebenso wie durch das vereinte Eintreten für Gerechtigkeit und Frieden und »indem wir uns sehr klar an die Seite derer stellen, die arm sind und keine Lobby haben«.

Kirchengemeinschaft geht über eine Partnerschaft hinaus: Sie bedeutet die wechselseitige Anerkennung von Taufe, Abendmahl und Ordination von Pfarrerinnen und Pfarrern. Zur Gemeinschaft der beiden Kirchen gehören Austauschprogramme für Theologen, aber auch für andere Kirchenmitarbeiter. Zwischen Westfalen und den Bezirken Indiana/Kentucky und Ohio bestehen zahlreiche Gemeindepartnerschaften. Jugendliche aus Westfalen arbeiten jeden Sommer als Betreuer in Ferienlagern in Ohio. Das Programm »Young Ambassadors« (junge Botschafter) bietet Jugendlichen beider Länder die Möglichkeit, ihre Kirche in einem anderen Land zu repräsentieren und Erfahrungen zu sammeln.

Bereits im 18. Jahrhundert gab es in Vorgängerkirchen der UCC schwarze Pfarrer, im 19. Jahrhundert wurde die erste Frau als Pfarrerin ordiniert. Heute hat die Kirche, die zum großen Teil auf deutsche Auswanderer zurückgeht, insgesamt etwa eine Million Mitglieder in 5.000 Gemeinden. Sie zeichnet sich durch Offenheit gegenüber allen Menschen aus, auch Homosexuellen und anderen Minderheiten. Unter den 70 Teilnehmern des UCC-Forums waren sieben Gäste aus den USA.
(Pressemitteilung 48/2016)