Frauenstimmen aus Krisengebieten werden nicht gehört

Kriegs- und Konfliktberichterstattung ist eindeutig männlich dominiert


Foto: G. Rieger

Eine Studie zeigt: In der Nachrichtenberichterstattung über Themen zu Frieden und Sicherheit in von Konflikten geschüttelten Ländern fehlen Frauenstimmen fast gänzlich.

Laut einer Studie, die Medien in 15 Übergangs- und Konfliktländern untersuchte, waren insgesamt nur 13 Prozent der erwähnten oder interviewten Personen Frauen. Dem steht entgegen, dass mindestens 50 Prozent der Bevölkerung dieser Länder Frauen sind, und die Konflikte ungleich schwerere Auswirkungen auf Frauen und Mädchen haben.

Die Studienergebnisse werden am 7. Oktober 2015 auf einer Konferenz über Gender, Kriegs- und Konfliktberichterstattung präsentiert, die am Oslo and Akershus University College für angewandte Wissenschaften in Norwegen stattfindet.

Sarah Macharia, Programmreferentin für Gender und Kommunikation der Weltvereinigung für Christliche Kommunikation (WACC), die die Studie koordinierte, erklärte: Die Berichterstattung zeigt, „dass die Maßnahmen zur Einhaltung des Rechts auf freie Meinungsäußerung für alle, insbesondere Frauen, deutlich scheitern, ebenso wie die professionelle und ethische Pflicht von Nachrichtenorganisationen und Journalistinnen und Journalisten gegenüber ihrem Publikum.“

Zu den Faktoren, die laut der Untersuchung zu diesem Ungleichgewicht beitragen, gehören die Geschlechterungleichheiten in der Gesellschaft, die Kontrolle der Medienberichterstattung durch diejenigen mit Geld und Macht sowie fehlende Ausbildung und Unterstützung, um zu verstehen, wie die persönlichen Werte und Interessen der Journalistinnen und Journalisten ihre Berichterstattung einschränken, und um genau dies zu vermeiden.

Die Studie analysierte 876 Berichte zum Thema Frieden und Sicherheit, die über eine dreitägige Zeitspanne im April 2015 in 83 wichtigen Zeitungen in 15 Ländern veröffentlicht wurden. Die verwendete Methodologie erkannte sechs Rollen, in denen Menschen als „Nachricht“ auftreten können: als Gegenstand der Geschichte, als Sprecher/in für eine Gruppe, als Sachverständige/r oder Berichterstatter/in, als Augenzeugin/Augenzeuge oder als Person, die eine verbreitete Meinung äußert.

Macharia stellte fest, dass nur „39 % der ohnehin dürftigen Anzahl Frauen direkt zitiert werden, verglichen mit 60 % der Männer“. Zusätzlich zur insgesamt „unbedeutenden Präsenz der Frauen“ in der Nachrichtenberichterstattung lässt „die eklatante Geschlechterdifferenz unvermeidlich die Frage aufkommen, ob die Ansichten der Frauen in ihren eigenen Worten als nicht zitierenswert erachtet werden“.

Pastorin Dr. Karin Achtelstetter, Generalsekretärin von WACC, hob hervor, was für einen Beitrag eine solche Untersuchung zu den ökumenischen Friedensbemühungen leisten kann. „WACC hat an der 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Busan, Südkorea, teilgenommen und bekennt sich voll und ganz zum Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens. Die Studie über Frauen, Frieden und Sicherheit ist ein entscheidender Beitrag aus dem weltweiten Netzwerk der Mitglieder und Partner von WACC, der unsere Förderung der Geschlechtergleichheit und der Kommunikationsrechte für alle widerspiegelt.“

Die Untersuchung wurde von der Weltvereinigung für Christliche Kommunikation (WACC) koordiniert, einem weltweiten Netzwerk, das Kommunikationsrechte für soziale Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung fördert.

Finanziert wurde sie von UN-Frauen – New York, im Rahmen der Forschung zur Global Study on Women, Peace and Security (Globale Studie über Frauen, Frieden und Sicherheit), die zum 15. Jubiläum der Resolution Nr. 1325 des UN-Sicherheitsrates Ende Oktober 2015 vorgestellt werden soll.

Die Medienforschung zu Frauen, Frieden und Sicherheit übernimmt die Methodologie des Global Media Monitoring Project (GMMP), das seit 1995 alle fünf Jahre die Gender-Darstellung und die Präsenz von Frauen in den Nachrichten analysiert.

Der Bericht des fünften und größten GMMP wird am 23. November veröffentlicht. Er beinhaltet globale, regionale und nationale Daten und Analysen aus mindestens 114 Ländern.