Schweiz: Prinz Ghazi von Jordanien diskutiert mit Thomas Wipf Grundkonsens der Religionen und Gesellschaftsvertrag mit Muslimen

Die SEK-Delegation im Nahen Osten wurde heute von Prinz Ghazi bin Muhammad von Jordanien zu einem interreligiösen Gespräch empfangen. Die von Ratspräsident Thomas Wipf am Open Forum Davos präsentierte Idee eines Grundkonsenses der Religionen findet ein Echo in Prinz Ghazis Vorschlag eines Gesellschaftsvertrags mit den Muslimen.

Auf der dritten Etappe der Nahostreise des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes wurde die Delegation in Amman von Prinz Ghazi bin Muhammad empfangen. Prinz Ghazi ist Sonderberater von König Abdullah II von Jordanien und ist unter anderem auch zuständig für religiöse Fragen.

Der Prinz zeigte ein gewisses Verständnis für die Ängste der Schweizer Bevölkerung, die zur Annahme der Minarett Initiative führten. Er könne die Bedenken Europas verstehen, wo man mit einer zunehmenden Anzahl von Muslimen zusammenlebe. Deshalb glaube er, es brauche einen Gesellschaftsvertrag. „Muslime müssen dem Gastland und seinen Gesetzen gegenüber loyal sein“, sagte er, „wir erwarten aber, dass die Gastländer Religionsfreiheit gewähren und die Muslime für ihren Glauben nicht diskriminieren.“

Wichtig sei, dass ein solcher Vertrag mit Muslimen ausgehandelt würde, die eine breite Abstützung und Anerkennung in der muslimischen Welt fänden. Nur so würden diese Art Verträge für die Muslime auch verbindlich. Häufig kenne der Westen die legitimen Vertreter nicht. „Um dem Fundamentalismus zu begegnen, müssen vernünftige Menschen zusammen arbeiten.“

Ratspräsident Thomas Wipf zeigte grosses Interesse am Vorschlag von Prinz Ghazi, nicht zuletzt, weil er anlässlich des Open Forum Davos 2010 die Idee eines Grundkonsenses über das Zusammenleben der Religionen vorgestellt hatte, auf den sich die Repräsentanten der wichtigsten Religionen der Schweiz einigen sollten.

Thomas Wipf will zudem die Idee des Prinzen in die Schweiz zurücktragen, das an die christliche Welt gerichtete Dokument, „A Common Word“, einer breiten Bevölkerung im Westen zugänglich zu machen. „A Common Word“ wurde von den wichtigsten Vertretern der islamischen Welt mitunterzeichnet. Es ruft zur Begegnung von Muslimen und Christen auf den ihnen gemeinsamen Werten der Liebe zu Gott und der Menschenliebe auf.

Prinz Ghazi bin Muhammad beabsichtigt, am 1. November 2010 in Genf an der Konferenz des Weltkirchenrats unter dem Titel „Transforming Communities“ teilzunehmen und sein Projekt zu erklären. Thomas Wipf wird die Konferenz eröffnen.


Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund SEK, Medienmitteilung, Amman, Bern, 5.10.2010