Eine Einheit: Mission, Ökumene und Weltverantwortung

Katholische Theologin bittet Protestanten um Unterstützung

DORTMUND/WESTFALEN - Die katholische Theologin Dr. Dorothea Sattler hat an die Protestanten appelliert, sie im Einsatz für eine Veränderung ihrer Kirche zu unterstützen. „Lassen Sie uns nicht allein!“, sagte die Professorin aus Münster am Montag (21.5.) bei einem Studientag der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) in Dortmund.

Als Beispiel nannte sie das Ziel, dass Frauen in der römisch-katholischen Kirche geistliche Ämter übernehmen dürfen. Sie bat ihre evangelischen Mitchristen, sich dafür stark zu machen: „Einzelne sind bei uns nicht glücklich, wenn wir uns nicht mehr streiten.“ Die Protestanten sollten ihre Erfahrungen mit Frauen im geistlichen Amt in diese Gespräche einbringen, wünscht sich die Theologin. Außerdem sprach sie sich für einen Religionsunterricht in gemeinsamer evangelisch-katholischer Verantwortung aus. Das gemeinsame Bemühen um eine sichtbare, von den Gemeinden praktizierte Einheit der Kirche müsse weitergehen.

Thema des Studientages war die Verbindung von Ökumene, Mission und gesellschaftlicher Verantwortung als Wesensmerkmal der Kirche. Bei diesen drei Handlungsfeldern „geht es nicht allein um die Außenbeziehungen der Kirche, sondern um unser Kirchesein selbst“, unterstrich Dr. Konrad Raiser, langjähriger Generalsekretär des Weltkirchenrates.

In der westfälischen Landeskirche hat es auf diesem Gebiet in den vergangenen 20 Jahren eine deutliche Entwicklung gegeben. Seit sich die Synode als höchstes Leitungsgremium 1992 mit dem Thema beschäftigte, sind die drei Arbeitsgebiete nicht nur im Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung (MÖWe) mit Sitz in Dortmund zusammengeführt worden.

Das Thema wurde auch vielfach in die Praxis umgesetzt. So entstand das Modell der „Ökumenischen Gemeindepartnerschaften am Ort“, das evangelischen und katholischen Kirchengemeinden seither eine praktische Zusammenarbeit in einem Gebäude ermöglicht. Die 2007 feierlich ausgesprochene gemeinsame Anerkennung der Taufe als entscheidende Grundlage für die Gemeinschaft der Kirchen war ein Anstoß, der 2011 im Jahr der Taufe aufgenommen wurde – nicht nur in Westfalen.

Auch durch ihr gesellschafts- und umweltpolitisches Engagement wurde die EKvW zu einem Vorreiter: 2004 und 2009 bezog die Synode Position zur globalisierten Wirtschaft. Außerdem gehört die westfälische Landeskirche zu den Mitbegründern der Klima-Allianz und der Entwicklungspolitischen Klimaplattform „Klima der Gerechtigkeit“. In diesem ökumenischen Bündnis machen sich die Kirchen gemeinsam dafür stark, dass bei uns und weltweit der Klimaschutz und Gerechtigkeit für die Armen Hand in Hand gehen.


Pressemeldung der EKvW, 22. Mai 2012