Provokation

Herausforderung

Absurdes und Nachdenkenswertes aus den sozialen Medien kommentiert von Georg Rieger

Worüber die Engel im Himmel weinen

»Du folgst deiner Laune, du überlässest dich deinem Trieb (…), ein wüster Gedanke erfüllt und beherrscht dich eine Stunde, einen ganzen Tag, ein giftiges Wort fliegt aus deinem Munde, ein hässiger Brief wird geschrieben (...) – du kannst es! Du rechtfertigst dich: ich konnte nicht anders, andere tun es auch, es hat jedes seine Fehler, wir sind allzumal Sünder – du kannst auch so schwatzen und dich zudecken. Aber das sollst du wissen, daß du zwischen Gott und dem Teufel nicht mehr neutral bist, sondern mit dem Teufel zusammen bist du gegen Gott in Kriegszustand getreten, mit dem Teufel hast du Nein gesagt. Mit deinen Gedanken, deinem Wort, deiner verborgenen Tat hast du der Macht geholfen, die das Leben vergiftet, die Welt verwüstet, der Macht, die den Krieg erfunden hat und alles Üble, worüber die Menschen und die Engel im Himmel weinen müssen.« (Karl Barth, Predigt zu 1. Joh 3,3-9, in: Predigten 1916 (GA I.29), 281f)

Weltraumkommando

»Mir wurde gesagt, daß der Preis für eine Reise zum Mond und zurück, einschließlich eines acht- bis zehntägigen Aufenthaltes dort, ungefähr 13 Milliarden Dollar kosten würde. Die Kosten für ein Gefängnis sind rund 10,000 Dollar pro Insasse. Für die Kosten eines solchen Mondfluges könnte ein Gefängnis gebaut werden, um zweimal die gesamte Bevölkerung Amerikas hinter Gitter zu bringen.« (Karl Barth, Pressekonferenz in New York (1.5.1962), in: Gespräche 1959-1962 (GA IV.25), 287) 

Merkwürdige Konstellationen

»Kurzum, es müssen merkwürdige himmlische Konstellationen sein, unter denen sich Mitteleuropa wieder einmal befindet. Ob wohl gerade Vollmond ist und also besondere Wirksamkeit der Sonnenprotuberanzen? Jedenfalls keine lustige noch liebliche Welt. Aber wir wollen uns nicht vergelstern [=einschüchtern] lassen.« (Karl Barth, Brief an Charlotte von Kirschbaum am 26.9.1933, in: GA V.45, 341f) 

Seawatch 3

»Das Himmelreich läßt sich nicht aufhalten, sein Weg kann wohl für eine Weile durchkreuzt, aber nicht auf die Länge gesperrt werden. Seine lebendigen Wasser können durch das Gerede und Getue der Unverständigen und Boshaften wohl eine Weile gestaut werden, nachher brechen sie nur umso mächtiger durch. Laß sie nur reden und urteilen über dich, allerhand planen und vornehmen gegen dich! Das (...) kann dich in ernste, schwierige Lagen bringen. Das Himmelreich kann nur stärker werden und wachsen, je mehr man dich plagt.« (Karl Barth, Predigt zu Mt 10,17-20, in: Predigten 1916 (GA I.29), 131).

dann ist eben Schluss

»Wenn einmal eine von diesen vielen Atom-Bomben und Wasserstoffbomben, die jetzt in der Welt herumliegen, losgeht – und wir sind alle nicht gesichert davor, daß einmal plötzlich durch irgendeinen Narren, der auf den falschen Hebel drückt, eine losgeht –, dann ist eben Schluß. Und nun also damit spielen oder das noch in Rechnung ziehen als Kriegsinstrument, das ist Unsinn.« (Karl Barth, in: Gespräch 1963, GA IV.41, 72)

Dumm aus der Wäsche

»Die Dummheit ist genial darin, alles zur Unzeit zu meinen, alles den unrichtigen Leuten zu sagen, alles in verkehrter Richtung zu tun, keine Möglichkeit misszuverstehen und missverständlich zu sein, vorübergehen zu lassen, das Einfache, das Notwendige, das eben jetzt Geforderte regelmäßig zu unterlassen, um dafür mit sicherem Instinkt das Komplizierte, das Überflüssige, das eben jetzt nur Störende und Aufhaltende zu wählen, zu wollen und zu tun.« (Karl Barth, KD IV/2, 465) 

Kostenpflichtiges Allwissen

»Ja, Gott sieht und hört das in uns, was wir selbst nicht sehen und hören, und was Gott sieht und hört, das ist, das ist Wahrheit, mehr Wahrheit als alles Andere, was sonst leider wahr ist.« (Karl Barth, Predigt zu Mt 18,21-35, in: Predigten 1919 (GA I.39), 387)
 

Der liebe Gott selbst

»Man denkt fast mit Entsetzen an das deutsche Märchen — hätte man sich doch in Deutschland beizeiten an dieses Märchen erinnert! — von dem Fischer, der sich auf das Geheiß seiner Frau Ilsebill von einem Fisch, der eigentlich ein verzauberter Prinz ist, zuerst eine wohnliche Hütte, dann ein steinernes Haus, dann ein Schloß, dann einen Königsthron, dann den Kaiserthron wünscht, der alles das nacheinander wirklich erhält, um endlich, als er der liebe Gott selbst zu werden begehrt, wieder in den Schweinekofen zurückversetzt zu werden, von dem er ausgegangen war.« (Karl Barth, Die Deutschen und wir (1945), in: Eine Schweizer Stimme: 1938-1945, Zollikon-Zürich 1945, 346)
 

Österreichische Dämonen

»Zwischen Himmel und Hölle, zwischen dem, was von oben kommt und dem Widerlichen, das ihm von unten her entgegenstößt und entgegenwirkt und seinerseits gerne oben wäre, ist nichts Gemeinsames. Es ist also ein Unfug, von Gott und vom Teufel, von den Engeln und von den Dämonen in einem Atemzug zu reden. Es gibt keinen Nenner, auf dem sie beide zu finden wären. Denn es gibt keine Wurzel, aus der sie gemeinsam erwachsen wären.« (Karl Barth, KD III/3, 609) 

Böser Blick

»Ist denn die ganze Welt unter den Bann des bösen Blickes der Riesenschlange geraten?« (Karl Barth an Josef Hromádka am 19.9.1938, in: Offene Briefe 1935-1942 (GA V.36), 113f) 

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