Spielerisch zur Buße

Notat to go - Barbara Schenck


„Ich spielte vor ihm allezeit“, preist die Weisheit die Tage, als Gott die Grundfesten der Erde festsetzte. Spielerisch erfreute sie den Schöpfer (Sprüche 8,29-31). Gottes eigener Spiellust ist mit der Rolle eines passiven Zuschauers jedoch nicht Genüge getan. Er hat sich den Leviatan geformt, mit ihm zu spielen (Psalm 104,26).

Verspielt zu sein ist auch ein Merkmal unserer Gesellschaft. Gamification heißt das Zauberwort. Wer Mitarbeiter_innen motivieren will oder Kund_innen zum Kauf anregen, lockt sie mit einem Spiel, bewegt sie zum Mitmachen auf der gemeinschaftlichen Suche nach Lösungen, lädt ein zum Spaß am Wettkampf, gibt schnelles Feedback und verteilt Punkte samt kleinen Belohnungen. Selbst der Widerstand gegen rechtsradikales Denken und Marschieren zeigt seine Stärke im Spiel, wie dieser Tage die Aktion Rechts gegen Rechts in Wunsiedel.

Spiele versprechen, uns permanent mit den Zutaten eines guten Lebens zu versorgen, schreibt die Unternehmensberaterin Nora S. Stampfl: „nirgendwoher erhalten wir so punktgenau und zielsicher befriedigende Arbeitsaufgaben, eine echte Aussicht auf Erfolg, starke soziale Verbindungen und die Möglichkeit, Teil eines größeren Ganzen zu werden“.

Spielifizierung auf reformiert-info

Die „Spielifizierung“ hat auch vor reformiert-info nicht Halt gemacht. Hier und da ein Quiz zu einem speziellen Thema, das haben wir schon länger im Programm, seit einem Monat gibt’s jeden Donnerstag ein kleines Fragespiel und in diesem Jahr auch eins am Buß- und Bettag.
Die kleinen Spiele bauen ein paar unnötige Hindernisse auf, die es freiwillig zu überwinden gilt, um am Ziel mit etwas mehr Wissen belohnt zu werden. Es ginge auch einfacher zu lernen, denke ich im Kampf mit der dahinter stehenden Technik - kurz vorm Tippen dieses Satzes ist mir gerade die Seite unter der Last des Datenmülls abgestürzt und samt bereits gespeicherten Textes im Nirgendwo verschwunden.
Aber, aber: Neben der Freude am kreativen Schaffen birgt das Spiel in diesen grauen Novembertagen auch eine Weise auszudrücken, was Karl Barth vor 100 Jahren am Buß- und Bettag predigte:
„Bußetun heißt nicht grämlich und gedrückt sein. Buße ist ein freudiges, ein jubelndes Erfassen des Größten, was es gibt, ein kindlich dankbares Annehmen der Erlösung vom Bösen, die uns jetzt angeboten wird.“

Ein paar Hindernisse fürs kindlich-freudige Spiel auf dem Weg zur Erkenntnis:

Ohne Hindernis hereinspaziert in die Minigalerie reformierter Buß-Zitate:

Literatur:
Nora S. Stampfli, Die verspielte Gesellschaft. Gamification oder Leben im Zeitalter des Computerspiels, Hannover 2012; Zitat S. 110.

Barbara Schenck, 19. November 2014