Eberhard Mechels zu Ehren

Ein Nachruf von Frank-Matthias Hofmann


Eberhard Mechels auf einer Protestkundgebung "gegen Strauß".

Im Alter von 80 Jahren ist Prof. Dr. Eberhard Mechels am 18. April verstorben. Er war bis 1999 Leiter des Reformierten Predigerseminars in Wuppertal-Elberfeld. Mit Mechels verliert die Reformierte Kirche einen guten Seelsorger und Pastoren und einen engagierten theologischen Lehrer, der stark von der Theologie Karl Barths geprägt war und diese in Aufnahme von Erkenntnissen aus der Kritischen Theorie und von sozialwissenschaftlichen Gesellschafts-Analysen weiterentwickelte, stets mit Blick auf die sozialen und politischen Konflikte der Gegenwart.

Seinen persönlichen Freund, theologischen Lehrer, Mentor im Vikariat und „Familienpastor“ würdigt Kirchenrat Frank-Matthias Hofmann, Leiter des Evangelischen Büros Saarland:

Eberhard Lübbertus Joachim Mechels wurde am 31.01.1937 in Bremen geboren. Bereits während der Schulzeit legte der musikalische Junge die C-Prüfung im Orgelspiel und Chorleitung ab. Später entschied er sich aber für ein Theologiestudium. Er begann damit im Sommersemester 1957 in Bethel. Es folgten Semester in Heidelberg, Bonn und Basel, wo er Karl Barth hörte. Als er 1960 nach Bonn zurückkehrte, war sein Lehrer Hans Joachim Iwand. Nach nur sieben Semestern Studium schloss er es erfolgreich ab. 1961/62 war Mechels Vikar in Freren, 1962-64 Studieninspektor am Theologischen Konvikt in Frankfurt am Main.

Nach dem Vikariat in Freren trat Eberhard Mechels seine erste Pfarrstelle 1964 in Holßel bei Bremerhaven an. Von 1971 bis 1975 arbeitete er als Assistent bei Walter Kreck in Bonn und promovierte 1973 mit dem Thema „Analogie bei Erich Przywara und Karl Barth. Das Verhältnis von Offenbarungstheologie und Metaphysik“. Er kam dabei zu dem Ergebnis, dass „analogia entis“ keineswegs ein Abgleiten der Theologe in die Anthropologie zur Folge haben muss. Er verfasste damit einen wichtigen Beitrag zur Verständigung zwischen evangelischer und katholischer Theologie. Besonders geprägt haben ihn damals die Gesprächskreise im Hause von Hannelotte Reiffen.

Gesellschaftspolitisch in Aktion

Nach Abschluss der Promotion zog Eberhard Mechels mit seiner Ehefrau Hella und den Töchtern Martje und Anne nach Bremen, wo er von 1975 bis 1978 Pfarrer in der Auferstehungsgemeinde in Bremen-Hastedt war. Diese Zeit prägten in besonderer Weise seine gesellschaftspolitischen Aktivitäten: Eberhard Mechels engagierte sich in der Anti-Atom-Bewegung (und Anti-Strauß-Kampagne!) und feierte in der Gemeinde Weihnachten mit Obdachlosen. 1976 wurde sein Sohn Malte geboren.

1978 wechselte Eberhard Mechels von der Gemeinde zur wissenschaftlichen Tätigkeit: Von 1978 bis 1982 war er Assistent bei Professor Wolfgang Schweitzer in Bethel und verfasste eine Habilitation zum Thema „Kirche und gesellschaftliche Umwelt. Thomas – Luther – Barth“. In dieser von Helmut Gollwitzer und Walter Kreck angeregten Studie setzt sich Mechels mit Kirche und gesellschaftlicher Umwelt vom Mittelalter über die Reformation bis zur Moderne auseinander und nimmt vor allem auf den Systemtheoretiker Niklas Luhmann Bezug. Mit dieser wissenschaftlichen Untersuchung griff Mechels leidenschaftlich ein in die Diskussion dieser Jahre um die Zukunft der Volkskirche.

Während seiner Zeit in Bethel lernte ich Eberhard Mechels näher kennen. Unvergessen ist mir sein Auftritt beim „Theoball“ 1979 im Hörsaal 1 der KiHo, wo er als Clown auftrat und manche Moritat auf Ereignisse rund um die KiHo vorzutragen wusste. 1986 konzipierten wir zusammen die Festschrift für unseren gemeinsamen Lehrer Wolfgang Schweitzer an der KiHo Bethel zu dessen 70. Geburtstag: „Tu Deinen Mund auf die Stummen. Beiträge zu einer solidarischen Praxis der christlichen Gemeinde“.
Die Assistentenstelle war nach vier Jahren beendet und Eberhard Mechels wurde Pfarrer an der Alten Reformierten Kirche in Nordhorn in der Grafschaft Bentheim, wo er als Seelsorger, biblisch-theologisch kenntnisreicher Prediger, Leiter der Gemeinde und Theologe geschätzt wurde.

Im Predigerseminar

Der letzte berufliche Wechsel war für Eberhard Mechels noch einmal von besonderem Reiz: Er wurde 1988 Leiter des Reformierten Predigerseminars der Evang. Kirche im Rheinland in Wuppertal. Die Arbeit mit Vikarinnen und Vikaren machte ihm große Freude und forderte ihn zugleich persönlich immer neu heraus. Viele Vikarinnen und Vikare verdanken ihm ihr biblisch- theologisches und gemeindepädagogisches Rüstzeug. Zugleich konnte man sich auch an ihn als Seelsorger wenden und er nahm sich vertraulich vieler Probleme der Auszubildenden an.

1999 trat Eberhard Mechels in den Ruhestand und wohnte in seinem Haus in Westoverledingen-Ihrhove, Ostfriesland.
Der „Ruheständler“ genoss das Leben in seiner ostfriesischen Heimat, freute sich an alten und neuen Kontakten und predigte regelmäßig in verschiedenen Kirchen. Legendär waren die ostfriesischen Silvester-Predigten in Ihrhove, die er 17 Jahre lang hielt. Auch gestaltete er plattdeutsche Predigten, die sehr gut aufgenommen wurden. Immer wieder saß er auch auf der Orgelbank und spielte passend zur Stimmung des Kirchenjahres Improvisationen. Weiterhin wirkte er als Professor an der KiHo Bethel, betreute Doktoranden und hielt Vorträge in Gemeinden, Presbyterien und Kirchenkreisen. Mit besonderer Freude nahm er am theologischen Gesprächskreis in Ostfriesland und am Hauskreis in Ihrhove teil. Die Mitglieder dieser Kreise wurden ihm zu engen Begleitern gerade in der letzten Lebenszeit.

Aber auch außerhalb von Kirche und Theologie gab es einiges zu tun. Von 1994 bis 2013 wurden ihm insgesamt zehn Enkelkinder geboren, 2017 der erste Urenkel. Eberhard Mechels liebte seine Enkel. Er besuchte sie oft, beschenkte sie mit großer Freude. Aber am schönsten war, wenn sie in seinem Haus und seinem Garten zu Besuch waren und herumtollten.

Engagement für die Dahlits in Indien

Er reiste nach Indien und beschäftigte sich mit den theologischen Fragestellungen der Dahlits; auch reiste er in die USA zu der dort lebenden Verwandtschaft. Im Jahr 2013 besuchte er zusammen mit einer Gruppe von CARDS noch einmal Indien. CARDS ermöglicht den „Unberührbaren“ in Indien Schulbildung, vermittelt christliche Grundwerte und betont damit die Würde aller Menschen. Zuhause fuhr Mechels mit seiner eigenen Rikscha Gäste durch die ostfriesischen Lande und sammelte Spenden für CARDS.

In den letzten Lebensjahren plagten Eberhard Mechels immer wieder eine Reihe von Erkrankungen, denen er aber mit einem unbändigen Lebenswillen und einer großen Portion Gottvertrauen und Glaubenszuversicht trotzte.

Gemeinsam mit Professorin Gisela Kittel gab Eberhard Mechels als letztes größeres Werk das Buch „Kirche der Reformation?“ heraus. Diese kritische Auseinandersetzung mit den gegenwärtigen Entwicklungen in der evangelischen Kirche erscheint jetzt wie ein Vermächtnis. Angesichts des Reformationsjubiläums 2017 erinnern die Autoren mit diesem Buch die EKD an ihre reformatorischen Wurzeln. Es wird die Frage aufgeworfen, ob die Reformprozesse noch im Einklang mit den reformatorischen Grundentscheidungen stehen. Mit Bezug auf die Ablassthese Luthers im Jahr 1517 betonen die Autoren die Notwendigkeit der steten Umkehr. Mit diesen Thesen hat sich Mechels bei den in seinen Augen „Kirchenoberen“ nicht nur Freunde gemacht. Und auch wenn man anderer Meinung in einzelnen Fragen sein mag, so stellen die Beiträge dieses Buches doch wichtige Fragen, die ernstgenommen werden sollten. Sie können als kritischer Prüfstein aufgefasst werden, die Reformprozesse der Gegenwart auf ihre Basistauglichkeit hin zu überprüfen. In gewissem Sinne war Mechels stets ein „Graswurzeltheologe“, der „von unten“ eine beinahe „tüftlerische Theologie“ (Peter Bukowski) betrieb.

Ein kritischer Geist

Zeitlebens blieb Mechels ein kritischer Geist, der nonkonformistisch lebte, in seiner wissenschaftlichen Arbeit bescheiden blieb und Selbsthervorhebungen nicht nötig hatte. Ehrliches Erkenntnisinteresse und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem biblischen Auftrag und gegenwartsbezogenen Gesellschaftsanalysen waren ihm wichtiger als professorale Eitelkeiten, denen er zeitlebens nichts abgewinnen konnte. 

Manche mögen in ihm zuletzt einen der großen „zornigen alten Männer“ gesehen haben – wer ihn näher kannte, weiß aber, dass er im Herzen ein milder und liebevoll mit seinem Nächsten umgehenden Mensch war, mit dem man sich über alle Fragen des Lebens vertrauensvoll austauschen konnte. Gerade so war er mir etwa leuchtendes Vorbild, wird dies auch fernerhin bleiben, und so wird er auch vielen in Erinnerung bleiben, die seinen Weg kreuzten und ihn näher kennen- und schätzen lernten.

Am 31. Januar 2017 wurde Eberhard Mechels 80 Jahre alt. Drei Wochen danach kam es erneut zu einer gesundheitlichen Krise, von der er sich dieses Mal nicht mehr erholen konnte.
Über dem Abschied von Eberhard Mechels stehen die Worte: „Siehe, ich mache alles neu!“ So wird eine Hoffnung geschenkt, die über das hinausgehen vermag, was wir hier auf Erden vorfinden, und die uns mit einem christlich begründeten Realismus die Dinge sehen lässt.

Die Trauerfeier für Pfr. Prof. Dr. Eberhard Mechels wird am kommenden Freitag, den 28.4.2017, um 13.30 Uhr in der Reformierten Kirche in Westoverledigen-Ihrhove stattfinden. Von dort aus wird er auf dem dortigen Friedhof bestattet.

Eberhard Mechels zu seinem 80. Geburtstag, zusammen mit Frank-Matthias Hofmann

Frank-Matthias Hofmann, Kirchenrat, Leiter des Evangelischen Büros Saarland. Mit Dank an Martje Mechels für den Lebenslauf

Nächstenliebe verlangt Klarheit!

Der Rat der EKD zur aktuellen Debatte um Rechtsextremismus in Deutschland
EKD / 8. Mai 2012. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland nimmt den Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus und der Beendigung des Zweiten Weltkrieges vor 67 Jahren zum Anlass, die menschenverachtenden Taten und Äußerungen rechtsextremer Gruppierungen auf das Schärfste zu verurteilen.

Menschenrechte – immer noch eine Aufgabe für die Kirche!

Bericht von der ersten Tagung der neugegründeten ''Plattform Menschenrechte im Raum der Evangelischen Kirche in Deutschland''
von Mechthild Gunkel, Friedensbeauftragte des Reformierten Bundes

Goldener WebFish 2012 geht ans Diakonie-Portal für soziale Berufe

EKD-Internet-Award für hervorragende Internetseiten vergeben

ERK: Erfahrungsaustausch mit Angola

Reformierte Kirche Angolas ist gefordert, ''ihre prophetische Stimme'' zu erheben
Die Evangelisch-reformierte Kirche intensiviert ihre Beziehungen nach Angola. Zur Zeit sind zwei Vertreter der dortigen Reformierten Kirche für einen Erfahrungsaustausch in Deutschland. Pastor Jeronimo Panda aus der Kirchenleitung und Diakoniedirektor Antonio Maiandi trafen heute am Montag (7. Mai 2012) mit Kirchenpräsident Jann Schmidt in Leer zusammen.
Mehr als 20.000 Gläubige sind zum Tag der Ökumene der katholischen Heilig-Rock-Wallfahrt nach Trier gekommen. Das Fest war der Höhepunkt der ökumenischen Veranstaltungen während der Wallfahrt.

Christoph Pistorius vor dem Ökumene-Tag in Trier: Über den Tellerrand schauen

Samstag, 5. Mai 2012: Höhepunkt der ökumenischen Veranstaltungen während der Heilig-Rock-Wallfahrt 2012
Trier – Der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Trier, Christoph Pistorius, hat die Kirchen dazu aufgerufen, über den Tellerrand der eigenen Konfession zu schauen und eine Ökumene der Vielfalt zu wagen. „Kirche ist mehr als die Gestalt von Kirche, die wir in unserer jeweiligen Heimatkirche erfahren“, sagte der leitende Theologe der Protestanten in den Regionen Mosel, Eifel und Hunsrück im Vorfeld des Ökumene-Tages der Heilig-Rock-Wallfahrt. Dazu werden am kommenden Samstag, 5. Mai 2012 zehntausende Gläubige aller Kirchen in Trier erwartet sowie zahlreiche Ehrengäste.

Bundesmittel aus dem Programm ''Reformationsjubiläum 2017'' für die Johannes a Lasco Bibliothek und die Neue Kirche in Emden

Wertschätzung für die Arbeit der Johannes a Lasco Bibliothek und des Bauvereins für die Neue Kirche
Die Förderanträge für die Johannes a Lasco Bibliothek und die Neue Kirche sind jetzt bewilligt worden.", berichtet die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann am 4. Mai 2012.

''Singen trägt mich über mich selbst hinaus''

Konzertreihe „366+1 – Kirche klingt 2012“ hat Westfalen durchlaufen
BIELEFELD/WESTFALEN - „Klangwege“ durch Bielefeld bildeten am Samstagabend (28.4.) die letzte westfälische Station der bundesweiten Konzertreihe „366+1 – Kirche klingt 2012“. An Ostern war die musikalische Staffette in Meschede eingetroffen. In Bielefeld war „366+1“ in die städtischen „Nachtansichten“ eingebunden, die Nacht der Museen, Kirchen und Galerien. Zwischen den beiden Zentren, der Neustädter Marienkirche und der Süsterkirche, führten „Klangwege“ quer durch die Innenstadt.

Calvin in Slawonien - Evangelisch-reformiert in Kroatien

Ein Bericht von der Frühjahrstagung der Reformierten Christlichen Kirche in Kroatien. Von Claudia Röhrig-Békefy, Budaörs
Csáti Szabó Lajos, Bischof der Reformierten Christlichen (Calvinistischen) Kirche in Kroatien (Reformed Christian (Calvinist) Church in Croatia), konnte zur Eröffnung der Konferenz in Karanac/Karancs 90 Vertreter fast aller Gemeinden begrüßen, auch die kroatische Hausgemeinde in Zagreb, mit Begleitung von Pfarrer Branimir Bučanović und Pfarrer Darko Turšić aus Sepse/Kotlina. Als Gäste aus Ungarn waren Pfarrer Dr. Lajos Békefy und Pfarrerin Dr. Klaudia Röhrig-Békefy angereist.

Vorsitzwechsel bei Oikocredit

Dr. Reinhard Schmeer ist neuer Vorsitzender des Westdeutschen Förderkreises von Oikocredit International. Der pensionierte Pfarrer löst die Politikwissenschaftlerin Martina Wasserloos-Strunk ab.
Der Theologe aus Moers löst Wasserloos-Strunk nach zwei Amtsperioden ab. Auf der Jahresversammlung des Förderkreises wurde Dietrich Weinbrenner, Regionalpfarrer im Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung der Evangelischen Kirche von Westfalen zum Stellvertreter gewählt.
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