Suche Frieden

Botschaft von Chris Ferguson, Generalsekretär der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WCRC)


Liebe Schwestern und Brüder in Christus,

„Lass vom Bösen und tu Gutes; Suche Frieden und jage ihm nach!”

—Psalm 34, 15

Die Presbyterianische Kirche von Kolumbien hat inmitten eines bitteren und polarisierenden Wahlkampfs um die Präsidentschaft des Landes, wo es um die Zukunft eines zerbrechlichen Friedensabkommens ging, das sechs Jahrzehnte bewaffneter Auseinandersetzungen beenden wollte, ihre Stimme zu Gehör gebracht. Als Antwort auf die Aufforderung evangelikaler Kirchenführer an alle christlichen Kirchen, „verantwortungsvoll zu wählen“, indem sie den Kandidaten unterstützen sollten, der versprochen hatte das Friedensabkommen rückgängig zu machen, hat Pfarrer Milciades Pua, Mitglied des Exekutivkomitees der WGRK als prophetische Handlung einen offenen Brief verfasst, in dem er reformierte Werte betont hat, die im Evangelium gründen, und mit den Worten geendet: „Einer der Grundsätze meiner Tradition besagt, dass man Lügen nicht auf dieselbe Stufe setzen darf wie die Wahrheit.“

Eine kleine Kirche wird von den Grundsätzen der reformierten Tradition dazu bewogen, das Böse beim Namen zu nennen und Lügen als solche zu entlarven. Mit der Unterstützung der reformierten Familie stellen sie sich gegen den Trend der wachsenden öffentlichen Meinung oder der Gleichgültigkeit und bringen Werte der Bibel dort ins Gespräch, wo „Christen“ Religion dazu missbrauchen Unrecht und Gewalt zu rechtfertigen. Indem sie sich vom Bösen abwenden, sehnen sie sich nicht nur nach Frieden, sondern sie jagen ihm nach.

In den Vereinigten Staaten wird die schreckliche Trennung der Kinder von ihren Eltern und deren Unterbringung unter unmenschlichen Bedingungen von der Trump-Regierung mit Zitaten aus der Bibel gerechtfertigt. Gewalt, Rassismus und Unrecht erreichen einen Wendepunkt. Gleichgültigkeit und Schweigen stellen den Glauben an den Gott des Lebens in Frage. „Lass vom Bösen“. Die Kirchen reformierter und unierter Tradition stehen in den USA genau an diesem Wendepunkt. Unsere Suche nach Frieden und unsere Selbstverpflichtung, aufgrund des Glaubens Gutes zu tun, müssen sich jetzt öffentlich zeigen – vor der gesamten Geschichte und vor aller Schöpfung, wie Johannes Calvin sagen würde.

Sowohl bei der Tagung des Exekutivkomitees der WGRK als auch bei der Tagung des Zentralkomitees des ÖRK haben Kirchenführer aus Kamerun über die Gewalt, Verfolgung und das Unrecht gegenüber dem englischsprachigen Bevölkerungsteil Kameruns gesprochen. Hier findet so etwas wie ein Bürgerkrieg statt, über den nicht berichtet wird. Kirchliche Stimmen gehören zu den wenigen, die internationale Aufmerksamkeit auf einen tödlichen Konflikt lenken, der die Erinnerung an die Massentötungen ähnlicher Art in Ruanda wachruft. „Lass vom Bösen“, und noch mehr als das: „Tu Gutes, suche Frieden, schweige nicht“, sagt der Psalmist. Nicht passiv, sondern kräftig, öffentlich, aktiv. „Suche Frieden“- von ganzem Herzen.

Schiffe voller geretteter Migranten, unter denen es viele Asylsuchende gibt, werden von europäischen Häfen abgewiesen. Politiker beraten darüber, wie man Menschen daran hindern kann, nach Europa zu kommen, während man die Wirtschafts-, Handels- und Militärpolitik fortsetzt, die Konflikte erzeugt, Armut vertieft, die Umwelt zerstört und das systemische Unrecht in Afrika, Asien und dem Nahen Osten aufrecht erhält. Mutige Stimmen der Kirchen in Italien, Griechenland, Deutschland und anderen Ländern greifen die Worte des Psalmisten auf: Weist die Schiffe nicht ab… lasst vom Bösen ab… statt Grenzen zu verteidigen… sucht Frieden…jagt ihm nach.

Auf der koreanischen Halbinsel gehörten die Kirchen im Süden und im Norden zu jenen, die 70 Jahre lang nach Frieden gesucht haben und ihm nachgejagt sind. Nun hat es eine radikale, wenn auch überraschende Wende zum Guten gegeben, die beinahe wie ein Wunder ist. Die Panjumom-Erklärung der nord- und südkoreanischen Führer war das Ergebnis eines historischen Gipfels und verkündete: „Kein Krieg mehr“. Das hat den Ton für ein wichtiges und hoffnungsvolles Gipfeltreffen in Singapur gesetzt, wo Frieden und die Abschaffung von Atomwaffen auf der koreanischen Halbinsel und in ganz Nordostasien als Ziele benannt wurden.

Der Psalm erinnert uns daran, dass unser Engagement aus einer aktiven Vorwärtsbewegung besteht, vor allem aus dem Bemühen, nach Frieden zu suchen und zu jagen. Wenn das Ablassen vom Bösen nachhaltig sei soll, dann muss sich die ganze WGRK-Familie mit anderen die Möglichkeit des Friedens aus der Panjmunjom-Erklärung zu eigen machen und die Kirchen des Nordens und des Südens darin unterstützen, den Frieden zu suchen, sich nicht durch Rückschläge entmutigen zu lassen und keine Gelegenheit zu versäumen, das Gute zu tun.

Zum Schluss dieser Überlegungen möchte ich es einmal anders ausdrücken: In unserer jüngsten Geschichte hat das Böse sich entfaltet und Frieden lag weit entfernt. Dennoch wurden Kirchen unserer Konfessionsfamilie vom lebendigen Wort Gottes ergriffen, wie es im 34. Psalm zu hören ist. Sie haben dazu aufgerufen, vom Bösen abzulassen, zu erkennen, dass nicht alles verloren ist, dass durch Gottes Gnade das Gute auch gedeihen kann, dass Frieden möglich ist und dass von uns verlangt wird, ihm nachzujagen. Genau das ist es, was wir –Gott sei Dank– tun im Wissen darum, dass Jesus der Fürst des Friedens ist.

Soli deo Gloria!


Chris Ferguson

Überraschender Besuch aus Ghana

Lippe: Delegation besucht Eine-Welt-Laden Alavanyo in Detmold
Die Gäste überbrachten gute Nachrichten von der Berufsbildungsschule in Alavanyo: Die Schülerzahl hat sich innerhalb eines Jahres verdoppelt.

'Gegen die Grundlagen unserer parlamentarischen Demokratie'

EKM: Landessynode in Drübeck ist beendet
Die Synode erließ Beschlüsse zu den Schwerpunkten kirchlicher Arbeit, Wahlen und Klima. Ein Kernthema: der zunehmende Rassismus in Deutschland.

'In Zeiten lauter Propaganda von Faschisten und Demokratiefeinden wachsam sein'

Gemeindekirchenrat der Ev. Paulus-Kirchengemeinde Tempelhof verurteilt Treffen rechtsgesinnter Politiker in Potsdam
In einer Stellungnahme warnt der Gemeindekirchenrat vor vermeintlich "alternativen" Lösungen und ruft zu aktiver politischer Beteiligung auf: "Wir riskieren alles, Freiheit, Wohlstand und Frieden, wenn wir es nicht tun."

'Bewegung jenseits kirchlicher Strukturen'

WGRK: Vorbesprechung der Generalversammlung 2025 in Thailand
Die Teilnehmer*innen sind sich einig: Die Arbeit der Kirchen darf nicht in den Konferenzräumen und in der akademischen Welt bleiben.

Paris in Gefahr

Mittwochskolumne von Paul Oppenheim
Bei ihrem Besuch in Kiew erklärte Anne Hidalgo, Bürgermeisterin von Paris, Sportler aus Russland und Belarus seien bei den Olympischen Spielen in Paris nicht willkommen. Prompt kam die Reaktion aus Moskau: Vielleicht sei der Pariser Bürgermeisterin eine kleine Bombe auf dem Kopf lieber, und außerdem sei es nicht ihre Sache, darüber zu entscheiden.

Ermittlung wegen sexueller Gewalt bringen neue Erkenntnisse

ErK: Ehemaliger Pfarrer räumt Fehlverhalten ein
Im Fall der Anschuldigung gegen einen ehemaligen Pfarrer der Evangelisch-reformierten Kirche, sexualisierte Gewalt begangen zu haben, hat dieser ein Fehlverhalten eingeräumt.

'Wir sind aufgerufen, Gottes Werkzeuge der Veränderung zu sein'

Osterbotschaften 2024 rufen zu Mut und Hoffnung auf
In ihren Osterbotschaften betonten Vertreter der Landeskirchen und der WGRK die Bedeutung von Ostern als Friedensgeschichte - und erinnerten an Konflikte weltweit.

Hintergründe zu sexualisierter Gewalt

EKKW: Zeitzeugen für Forschungsprojekt in Fuldatal gesucht
Ein Team aus Kultur-, Rechts- und Sozialwissenschaftlerinnen der Universität Kassel forscht zu sexualisierter Gewalt in der Kirchengemeinde Fuldatal-Ihringshausen in den 1980er-Jahren.

85.000 Mahlzeiten aus #wärmewinter finanziert

EKM: Kirche und Diakonie ziehen Bilanz
Ob wöchentliche Suppe im Nachbarschaftstreff, Aufwärmkaffee in der Bahnhofsmission oder feierliches Adventsessen im Gemeindehaus – insgesamt 60 Einzelaktionen setzten kirchliche und diakonische Initiativen in den vergangenen beiden Wintern für Menschen in Not und Einsamkeit um.
< 11 - 20 (4686) > >>