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75 Jahre Barmer Bekenntnis: Engagement aus der Mitte des Glaubens heraus
Präses Buß: Das Barmer Bekenntnis weist den Weg für eine kritische evangelische Einmischung in die Gesellschaft
Barmen: Jesus Christus ist das eine Wort Gottes
In Barmen fand dieser Widerspruch seinen Ausdruck. Der Widerspruch gegen die Nazi-Ideologie, die auch Christen infiziert hatte, entsprang also nicht politischer Einsicht, sondern der evangelischen Überzeugung: „Jesus Christus ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir zu vertrauen und zu gehorchen haben.” So formuliert es die erste der sechs Barmer Thesen, und dabei, so Präses Buß, ist die Reihenfolge wichtig: hören, vertrauen, gehorchen. „Nicht die ethische Forderung steht an erster Stelle, sondern das Hören: Im verwirrenden Stimmengewirr der Zeit gilt es, mit offenen Sinnen die unverwechselbare Stimme Christi zu vernehmen.”
Die zweite These hält fest: „Es gibt keine Lebensbereiche, in denen wir nicht Jesus Christus, sondern anderen Herren zu eigen wären.” Der westfälische Präses unterstreicht die Rolle des Staates, die dem zugrunde liegt: Der Staat hat, so formulierte man 1934 in Barmen, „nach dem Maß menschlicher Einsicht und menschlichen Vermögens für Recht und Frieden zu sorgen”. Alfred Buß: „Dies ist ein funktionales Staatsverständnis. Der Staat ist keine Obrigkeit, die weiß, was am besten für die Bürger ist – er hat sein Existenzrecht darin, und nur darin, dass er für Recht und Frieden sorgt.”
Buß: Wir haben uns als Kirche einzumischen
Evangelische Christen, die durchaus obrigkeitsstaatlich dachten und deutschnational eingestellt waren, eröffneten in Barmen ein demokratisches Staatsverständnis. Die Lehre und bleibende Verpflichtung des Barmer Bekenntnisses beschreibt Buß so: „Bereiche des öffentlichen Lebens dürfen nicht einer vermeintlichen Eigengesetzlichkeit überlassen werden. Die Ziele des Einsatzes deutscher Soldaten in Afghanistan, Klimagerechtigkeit, Bleiberecht für Flüchtlinge, Teilhabe an Bildung für alle, Kinderarmut oder die Gestaltung einer Sozialen Marktwirtschaft, die wirklich Lehren aus dem Finanzdesaster zieht, sind deshalb Beispiele aktueller Themen, bei denen wir uns als Kirche heute einzumischen haben.”
In einer Fachtagung der westfälischen Kirche beschäftigten sich rund 50 Teilnehmer mit dem Barmer Bekenntnis und dem westfälischen Theologen Hans Thimme (1909-2006), der 1934 an dem Dokument mitgearbeitet hatte. Thimme, 1969 bis 1977 Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, sah Barmen als „Grundlage meiner ganzen theologischen und kirchlichen Existenz im leitenden Dienst”. Am 6. Juni wäre er hundert Jahre alt geworden.
Zum Hören: Warum ist die Barmer Theologische Erklärung nach 75 Jahren noch aktuell? ekvw.de hat bei Präses Alfred Buß nachgefragt (mp3):
http://www.ekvw.de/fileadmin/sites/ekvw/Dokumente/audio/barmen_praeses_buss_20090608.mp3
URL der Nachricht: http://www.ekvw.de/Nachrichten.153+M55d7ed02ca3.0.html
Pressemeldung der EKvW, 9. Juni 2009