'AfD ist für Christinnen und Christen nicht wählbar'

Landeskirchen warnen vor Rechtsextremismus


Plakat von einer Kundgebung in Berlin im Januar 2024 © Leonhard Lenz/Wikicommons

Recherchen des Investigativnetzwerks "Correctiv" zeigten, wie rechtsextreme Politiker in einem Geheimtreffen in Potsdam über eine "Remigration" von Menschen mit Migrationshintergrund sprachen. Evangelische Kirchenvertreter nahmen nun entschieden Stellung.

Volker Jung, Kirchenpräsident der EKHN, geht davon aus, dass das Programm der AfD und Äußerungen führender Politiker der Partei eine Gefahr für die Demokratie darstellen. „Der Verfassungsschutz in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt hat die Partei 'Alternative für Deutschland' (AfD) bereits in mehreren Bundesländern als gesichert rechtsextrem eingestuft“, so Jung in einem aktuellen Statement. Er sei „fest davon überzeugt, dass diese Partei auch im Ganzen rechtsextrem ist.“

Das Programm führender Politiker der Partei stelle eine „Gefahr für die Demokratie“ dar. Er warnt deshalb davor, auf Äußerungen nicht zu reagieren. Und weiter: „Die menschenverachtenden Ideen, die mit dem Unwort des Jahres 'Remigration' verbunden sind, sind das genaue Gegenteil unseres Verständnisses von Migration und Integration. Alle Menschen sind als Gottes Ebenbild geschaffen und besitzen eine unantastbare Würde. Daher rufe ich dazu auf, sich den menschenverachtenden Ideen in den Weg zu stellen.“ Jung ruft dazu auf, Kundgebungen gegen rechtsextremes Gedankengut zu unterstützen: „Ich würde mich sehr freuen, wenn sich möglichst viele Menschen an diesen und weiteren Veranstaltungen beteiligen würden.“

Auch Ernst-Wilhelm Gohl, Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, bezieht klar Stellung gegen Rechtsextremismus. Wer die Menschenwürde derart mit den Füßen trete, wie es die AfD tue, sei für Christinnen und Christen nicht wählbar, so Gohl in einem Artikel. Er ruft zugleich alle Christinnen und Christen auf, sich „dem Ungeist mutig entgegenzustellen“, der sich in den rechtsextremen Deportationsideen ausdrückt, wie sie die Recherche des gemeinwohlorientierten Medienhauses „Correctiv“ kürzlich offengelegt hat. „Wer die Menschenwürde derart mit den Füßen tritt, wie es die AfD tut, ist für Christinnen und Christen nicht wählbar!“, so Gohl. Das ist keine parteipolitische Aussage, sondern eine theologische.

Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, hat die AfD scharf kritisiert. „Die AfD schürt Ängste und versucht die Gesellschaft zu spalten“, sagte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland„Die AfD steht für eine Grundhaltung, die dem christlichen Glauben zutiefst widerspricht“, betonte Latzel. Die Partei sei rassistisch und frauenfeindlich, sie höhle die Menschenrechte aus und nivelliere die Verbrechen der NS-Zeit.

In den vergangenen Tagen hatte das Recherchenetzwerk „Correctiv“ einen Bericht über ein Treffen von hochrangigen AfD-Politikern, Neonazis und Unternehmern Ende November veröffentlicht. Dem Bericht zufolge wurde dort ein Plan zur Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland vorgestellt und von den Teilnehmenden unterstützt. Danach sollen nach dem Willen der Rechtsradikalen nicht nur Menschen ohne deutschen Pass das Land verlassen müssen, sondern auch deutsche Staatsbürger mit internationalen Wurzeln.


Quellen: EKHN/ELK-Wue/EKiR