'Den Gesichtern der Armut zuwenden'

ErK: Vorsitzender des Diakonischen Werkes mahnt zu politischen Entscheidungen


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Pastor Werner Keil aus Bremerhaven warnt vor einer Spaltung der Gesellschaft durch Armut.

Keil betonte, dass bei der Überwindung von Armut besonders nicht-arme Menschen gefordert sind. Er sagte: „Das reiche Kamel geht nicht freiwillig durchs Nadelöhr der Gerechtigkeit. Nur wer aus Richtung der Gerechtigkeit die Welt in den Blick nimmt, wird sich den Gesichtern der Armut zuwenden können und schauen, ob es Wege durch das Nadelöhr geben kann.“

In seiner Rede bestätigte Keil die aktuellen Probleme der Tafeln und Brotkörbe, die zuletzt in der vergangenen Woche bundesweit öffentlich debattiert wurden. Für immer mehr Hilfesuchende, bei denen das Einkommen nicht für das lebensnotwendige reiche, stünden immer weniger Spenden von Herstellern und Einzelhandel zur Verfügung. Keil kritisierte, dass sich die Tafeln „zu einem parallelen Reparaturbetrieb im sozialstaatlichen Gefüge“ entwickelt hätten. Es gäbe immer häufiger Berichte, dass in der Diskussion um die Höhe von Sozialleistungen der Satz „Dann können Betroffene ja zur Tafel gehen“ falle. Keil sagte: „Sozialpolitisch müsste das Ziel die Auflösung der Tafeln sein.“ Gleichwohl lobte er: „Unbestritten ist die Arbeit der Tafeln segensreich und sinnvoll. Sie ist eine gute und notwendige Nothilfe.“

Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden wies in ihrem Grußwort auf die Folgen einer nicht bekämpften und wachsenden Armut hin. Sie sagte, „die deutliche Furcht vor Armut und vor einem wachsenden Armutsrisiko fördert in der Mitte der Gesellschaft Misstrauen in die Politik und das rechtsstaatliche System.“

Mit ihren diakonischen Angeboten begegne die Kirche tagtäglich dem Thema Armut. Bei der Wieden dankte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Sie begegnen den Menschen, die von Armut betroffen sind. Sie schenken Ihnen Gehör. Sie schenken Ihnen offene Herzen. Sie geben ihnen eine Stimme.“ Das sei ein Hoffnungszeichen und ein wichtiges Signal in die Gesellschaft hinein. „Vielleicht auch ein solches, das Menschen zum Mittun einlädt“, so die Kirchenpräsidentin.


Quelle: ErK