'Dieser Friedenspreis soll anstacheln'

EIRENE erhält den Evangelischen Friedenspreis und Siegmund-Schultze- Förderpreis der EAK


EAK-Bundesvorsitzende Dr. Christoph Münchow übergibt an den EIRENE-Vorstandsvorsitzenden Dr. Reinhard J. Voß (rechts) © EKD

Für ihr erfolgreiches, langjähriges unabhängig gewaltfreies Handeln und ihren Einsatz für zivile Konfliktbearbeitung wurde in Berlin der 'Friedrich Siegmund-Schultze-Förderpreis für gewaltfreies Handeln' der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) als Evangelischer Friedenspreis an den internationalen christlichen Friedensdienst EIRENE aus Neuwied ausgezeichnet.

„Mit EIRENE wird ein seit 1957 tätiger ökumenischer, internationaler Friedens- und Entwicklungsdienst ausgezeichnet, dessen Freiwillige und Fachkräfte sich gemeinsam mit Partnerorganisationen weltweit für eine Kultur der Gewaltfreiheit, für soziale Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung engagieren“, würdigte Renke Brahms, der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die Arbeit des Friedensdienstes aus Neuwied. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert.

Besonders freute sich Renke Brahms darüber, dass dieser Förderpreis in diesem Jahr vor dem Hintergrund des Endes des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren als „Evangelischer Friedenspreis“ verliehen werde. „Hier macht die EKD deutlich, dass die pazifistische Tradition evangelischer Friedensethik ein bedeutender Teil ihrer kirchlichen Identität ist“, so der EKD-Friedensbeauftragte in Berlin. Und die Arbeit von EIRENE zeige, dass der Vorrang der zivilen Konfliktbearbeitung, wie sie in der EKD-Denkschrift von 2007 formuliert werde, erreichbar sei. „Die diesjährige Preisträgerin ist das beste Beispiel dafür“, so Brahms.

„Frieden und Gewaltfreiheit sind keine einfachen Dinge. Dies zeigt auch die langjährige erfolgreiche Arbeit von EIRENE, die seit 61 Jahren erfolgt, ohne dass schon Frieden auf der Welt herrschen würde“, betonte Peter Steudtner. Der Menschenrechtsaktivist und Trainer für gewaltfreie Konfliktbearbeitung, der im vergangenen Jahr mit Vertretern von Menschenrechtsorganisationen drei Monate in der Türkei im Gefängnis verbrachte, hielt in Berlin die Laudatio auf den Preisträger.

„Dieser Förderpreis soll Mut machen, er ist eine Anstachelung und gibt Kraft für die weitere Arbeit von EIRENE“, unterstrich Steudtner. Es sei wichtig, dass der Friedensdienst auch weiterhin Räume schaffe für Entwicklung, Frieden und zivilgesellschaftliches Engagement. „Und dabei soll EIRENE auch weiterhin unbequem sein, Risiken in Kauf nehmen und positiven Frieden gemeinsam global und lokal fördern und selbst leben“, so der Menschenrechtsaktivist. Und er macht deutlich: „Ich bin froh, dass EIRENE diesen Preis zu Recht bekommen hat. Eigentlich müsste ich EIRENE wünschen, dass die Arbeit überflüssig wird, weil dann die Welt in Frieden und auch die Menschen in Frieden leben würden. Doch bis es dazu kommt, soll dieser Friedenspreis alle anstacheln, diese wichtige Arbeit weiter zu tun“, so Peter Steudtner.

„Dieser Preis ist für uns eine Bestätigung für die geleistete Arbeit, aber auch ein Ansporn, unserem Anspruch zu entsprechen, ein internationaler Friedensdienst mit christlichen Wurzeln zu sein, auf dem mühsamen, aber auch lohnenden Weg des Friedensdienstes“, betonte Dr. Charlotte Eisenberg, die stellvertretende Vorstandsvorsitzende von EIRENE. Und der Vorstandsvorsitzende Dr. Reinhard J. Voß, ergänzte: „Wir nehmen diesen Friedenspreis auch als Herausforderung für unsere weitere Arbeit.“

Wie bunt und vielfältig die Arbeit von EIRENE ist, zeigte sich auch bei der Preisverleihung in Berlin. Jacques Raphael Asunge von der Partnerorganisation SVH in der Demokratischen Republik Kongo betonte die wichtige Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg, die einen guten Erfahrungsaustausch ermöglicht und hilft, die Friedensarbeit anderer zu entdecken. Und Rosemary Nina Calcina aus Bolivien, die derzeit als Freiwillige für EIRENE in Deutschland arbeitet, schilderte das gegenseitige Lernen und Erfahren von Friedensarbeit durch Menschen aus vielen Ländern. „Friedensarbeit bei EIRENE, das ist ein ganzes Orchester von Friedensstimmen“, so Dr. Charlotte Eisenberg.

EIRENE ist ein seit 1957 tätiger ökumenischer, internationaler Friedens- und Entwicklungsdienst, dessen Freiwillige und Fachkräfte sich gemeinsam mit Partnerorganisationen in Lateinamerika, Afrika, den USA und Europa weltweit für eine Kultur der Gewaltfreiheit, für soziale Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung engagieren. EIRENE entsendet dabei jedes Jahr Freiwillige und Fachkräfte in viele Länder, seit der Gründung haben mehr als 3000 Personen einen Friedensdienst mit EIRENE geleistet. Gleichzeitig kommen auf Einladung von EIRENE Freiwillige aus vielen Ländern für einen Freiwilligen- und Friedensdienst auch nach Deutschland.

Der Förderpreis der EAK, der in diesem Jahr als Evangelischer Friedenspreis verliehen wurde, erinnert an das friedensethische Wirken des evangelischen Theologen Friedrich Siegmund-Schultze, der 1914 zu den Gründern des Weltbundes für Freundschaftsarbeit der Kirchen gehörte, aus dem sich später der Internationale Versöhnungsbund entwickelte. 1957 wurde Siegmund-Schultze der erste Vorsitzende der Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen. Als Pfarrer, Leiter sozialer Einrichtungen und Hochschullehrer setzte er sich zeitlebens für Versöhnungs-, Friedens- und Sozialarbeit ein. Der Förderpreis wird seit 1994 in unregelmäßigen Abständen verliehen. Die Finanzierung erfolgt aus Spenden. „Und es ist schön, dass wir hier in Berlin, wo Friedrich Siegmund-Schultze so lange gewirkt hat, erstmals diesen Preis verleihen“, betonte EAK-Bundesvorsitzender Dr. Christoph Münchow.


Quelle: Verein für Friedensarbeit im Raum der EKD