Dieser Planet braucht uns nicht, wir aber ihn

Lippe: Meteorologe Sven Plöger sprach zum Religionslehrertag in Bad Meinberg


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Lehrerinnen und Lehrer aus Lippe und darüber hinaus haben sich auf Einladung der Lippischen Landeskirche zum Religionslehrertag unter dem Titel "Eine Welt. Ein Klima. Eine Zukunft.“ im Kurtheater Bad Meinberg getroffen.

Andreas Mattke, Landespfarrer für Kirche und Schule, sagte bei der Begrüßung, dass die Folgen des Klimawandels die Ärmsten am härtesten treffe, die am wenigsten für die Ursachen verantwortlich sind. Ute Habigsberg-Bicker, Schulaufsicht des Kreises Lippe für Grundschulen, betonte im Grußwort, dass „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) im Lehrplan neu verankert wurde. Kirchenrat Thomas Warnke überbrachte Grüße der Kirchenleitung. Religion verbinde Schule mit Kirche und Kirche könne von der Schule viel lernen.

Im Impulsreferat fragte Klara Butting, Professorin für Altes Testament und Biblische Theologie in Bochum, wie man über Gott als Schöpfer reden kann und der Mensch seiner Verantwortung gerecht wird, ohne überfordert zu werden: „Schöpfungsglaube ist keine Weltentstehungstheorie, sondern ein Bekenntnis zu Gott, der die Fülle des Lebens will.“ Biblisches Reden von Schöpfung sei in Krisensituationen entstanden. Aus dem „Tohuwabohu“ am Anfang entstand Ordnung und neues Leben, so Butting.

Das gleiche Wort – Tohuwabohu -beschreibe in Jeremia ein von babylonischen Truppen verwüstetes Land. „Während der babylonische Schöpfungsmythos Gewaltorgien feiert, in denen die Macht des Stärkeren das letzte Wort hat, setzt die Bibel auf Konflikttransformation durch Verständigung.“ In Jesaja 51 ermutige Gott, ihm zu vertrauen, den „Himmel zu pflanzen, die Erde zu gründen und auf Zion zu hoffen“. Die Botschaft laute: „Wenn ihr Euch für eine friedliche Gemeinschaft engagiert, ist die Erde noch zu retten.“

Im World Café, in dem unter anderem Sabine Hartmann, Brot für die Welt-Beauftragte der Lippischen Landeskirche mitwirkte, wurden Klima und Gerechtigkeit in globalen Zusammenhängen bis hin zum schulischen Kontext diskutiert. Workshops vertieften die Inhalte. Schulreferent Manfred Karsch thematisierte den Umgang mit Co2-Fußabdrücken im Unterricht. Dagmar Kübler, Bezirksbeauftragte an Berufskollegs, zeigte, wie man mit Achtsamkeitsübungen eine resiliente Haltung gegenüber Zukunftsängsten erhalten kann. Kornelia Freier (Brot für die Welt) öffnete den Blick für kirchliche Partner aus Äthiopien und Bangladesch, die sich für Klimaschutz engagieren. Kinderliederkünstler Reinhard Horn stellte das „Earth Choir Kids“- Projekt und Materialien für Mitmachkonzerte vor, die Anfang März 2024 im Kurtheater Bad Meinberg stattfinden.

 „Zieht Euch warm an, es wird noch heißer!“  heißt das neuste Buch von Diplom Meteorologe und TV-Moderator Sven Plöger. Die Gesellschaft sei eine träge Masse, die lange für Verhaltensänderungen brauche, so Plöger in Bad Meinberg: „Ein Hitzerekord jagt weltweit den nächsten und es kann nicht so weitergehen, da unser Planet am Limit ist.“ Der „Earth Overshoot Day“ werde immer früher im Jahr erreicht. „Wir haben kein Wissensproblem, sondern ein eklatantes Handlungsproblem und verantwortlich dafür ist unser innerer Schweinhund.“ Ein Grad Erwärmung bedeute sieben Prozent mehr Wasserdampf und Energie in der Atmosphäre, die sich in Extremwetterereignissen freisetze.

„Wenn wir so weitermachen, werden wir das 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens verfehlen und bei mindestens 2,7 Grad landen. Von der Eiszeit trennen uns nur vier Grad. Der Wandel ging in 11.000 Jahren vor sich, in der sich die Natur anpassen konnte. Welche Auswirkungen vier Grad mehr in wenigen Jahrzehnten haben, ist nicht auszudenken. Solange der, der die Welt verschmutzt, reicher wird, als der, der sie schützt, läuft etwas verkehrt. Wir müssen die Welt enkelfähig machen, tun jedoch das Gegenteil. Dieser Planet braucht uns nicht, wir aber ihn.“


Quelle: Lippe