EKM ist neuer Träger der Opferberatung in Thüringen

Bund Evangelischer Jugend hilft nach rechtsextremer Gewalt

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) ist neuer Träger des Beratungsdienstes für Opfer rassistischer, antisemitischer und rechtsextremer Gewalt in Thüringen. Mit diesem aufsuchen­den Hilfeangebot hat sie den "Bund Evangelischer Jugend in Mitteldeutschland" (bejm) beauftragt. Die Projektleitung übernimmt Jürgen Wollmann, bisher Bildungsreferent für historisch-politische Jugendbildung.

Das Team der Opferberatung besteht aus vier voll- und teilangestellten Mitarbeitern und Mitarbeiterin­nen. Sie werden nicht nur bei Fällen physischer Gewalt aktiv, sondern auch bei Delikten wie Bedro­hung, Ehrverletzung, Nötigung und Sachbeschädigung.

Die EKM ist seit dessen Gründung im Trägerverein der "Mobilen Beratung gegen Rechtsextremis­mus – für Demokratie" in Thüringen (mobit) engagiert. Die Mitglieder des bejm haben sich mit eigenen Aktionen intensiv an der Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus beteiligt. Für die Opferberatung kann deshalb ein enges Netzwerk engagierter Unterstützer in allen Thüringer Regio­nen genutzt werden.

Die EKM hat unter anderem mit ihrer Kampagne "Nächstenliebe verlangt Klarheit – Evangelische Kirche gegen Rechtsextremismus" deutlich gemacht, dass Rechtsextremismus und christlicher Glaube nicht vereinbar sind. "Die Trägerschaft der Opferberatung ist nur folgerichtig, um im Sinne Jesu für Opfer und Schwache einzutreten", sagt Jürgen Wollmann. Die Beratungsarbeit sieht er dem Prinzip der Opferperspektive verpflichtet. "Dadurch sollen Solidarisierungsprozesse mit den Opfern angeregt und gesellschaftliche Prozesse gefördert werden, die rechtsextreme Straf- und Gewalttaten zukünftig verhindern helfen", so Wollmann. Neben der Beratung werden deshalb Informationsveran­staltungen durchgeführt, die über die psychosoziale und rechtliche Situation von Betroffenen rechts­extremer Gewalt in Thüringen aufklären.

Opfer rechtsextremer Gewalttaten sind vor allem Migranten, unangepasste Jugendliche beziehungs­weise junge Erwachsene, Behinderte, sozial Schwache sowie Menschen, die sich offen gegen Rechts­extremismus stellen. Wollmann: "Die Empathie mit den Betroffenen steht bei der Beratung im Vor-dergrund. Sie muss darum parteiisch sein. Für die Verarbeitung eines derartigen Angriffes ist es von größter Wichtigkeit, ob die Opfer Solidarität erfahren oder ob sie mit der Gewalterfahrung allein gelassen oder gar selbst für die Gewalttat verantwortlich gemacht werden. Die Betroffenen sollen von uns darin unterstützt werden, aus der Passivität der Opferrolle herauszufinden, um sich in Zukunft wieder aktiv am gesellschaftlichen Leben beteiligen zu können".

Weitere Informationen im Internet: http://www.bejm-online.de/opferberatung/


Pressemitteilung der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), 16. März 2011