'Evangelische Kirche und jüdische Gemeinden sollen sich aufeinander verlassen können'

Baden: Vertreter jüdischer Gemeinden und der Evangelischen Kirche trafen sich inn Karlsruhe

Bei einem zweistündigen Austausch besprachen die Vertreter Chancen und Felder für eine weitere Zusammenarbeit.

„Wir wollen Begegnung, wir wollen die Kommunikation in verlässlichen Strukturen; evangelische Kirche und jüdische Gemeinden in Baden sollen sich aufeinander verlassen können!“, resümierte Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh das Gespräch.
„Wir freuen uns über die Einladung zum Gespräch mit der evangelischen Kirchenleitung in der Zeit eines intensiver empfundenen Antisemitismus“, erklärte Oberratsvorsitzender Rami Suliman aus Pforzheim. Dabei tue es Jüdinnen und Juden gut, die evangelische Kirche an ihrer Seite zu wissen.

Strukturell viel Ähnliches entdeckten die Mitglieder des Leitungsgremiums der jüdischen Gemeinden um Landesrabbiner Moshe Flomenmann und die Mitglieder des Oberkirchenrats. Beide „Oberräte“ wurden durch großherzogliche Initiative zu Beginn des 19. Jahrhunderts gebildet.

Intensiv erkundete die Gesprächsrunde Möglichkeiten für eine weitere Zusammenarbeit zwischen den inzwischen zehn jüdischen Gemeinden in Baden und den evangelischen Gemeinden und Kirchenbezirken. Viel Erfreuliches geschehe schon: Beispielsweise die alljährliche Woche der Brüderlichkeit, das gemeinsame Gestalten der Gedenktage und gegenseitige Einladungen zu Festen und besonderen Veranstaltungen. Rami Suliman betonte, wie wichtig es sei, dass die christlichen und jüdischen Gemeinden vor Ort diese miteinander gestalten und im engen Austausch stünden.

Besonders spannend sei es immer dann, wenn Jugendliche miteinander in Kontakt kommen, so erzählen beispielsweise im „Likrat“-Projekt jüdische Jugendliche in Schulklassen von „ihrem“ Judentum. Beide Leitungsgremien sehen besonders Schulen und Kindertagesstätten vor der Herausforderung, eine religionssensible Erziehung weiter zu fördern und auf ein jüdisch-christliches Miteinander hinzuwirken.

Zwei konkrete Termine hob die Gesprächsrunde als beispielhaft für die beiden Pole der jüdisch-christlichen Partnerschaft hervor: Am 28. Juli wird in Konstanz eine weitere Synagoge eingeweiht - das zeige eine wachsende, sichtbare Präsens jüdischen Lebens in Baden. Am 18. Oktober 2020 wird am Mahnmal in Neckarzimmern an die Deportation der badischen Juden vor 80 Jahren gedacht – ein Zeichen für den bleibenden Ruf zur Verantwortung.


Quelle: EKiBa