'FIFA, Menschenrechte, Klima - Boykott oder nicht?'

Lippe: Marktplatzgespräch zur Fußball-WM


© Pixabay

Korruption, Verletzung von Menschenrechten, schlechte Umweltbilanz: Gegen die FIFA-WM in Katar hagelte es Vorwürfe. Dietrich Schulze-Marmeling, Mitinitiator der Bewegung „BoycottQatar2022“ ist überzeugt: Die FIFA hat sich von Katar kaufen lassen.

Als der Fußball-Weltverband FIFA 2010 die WM nach Katar vergab, verstanden selbst Fußballfans die Welt nicht mehr. Die Mehrheit der Bevölkerung Katars sind rechtlose Arbeitsmigranten aus Billiglohnländern. Vermutlich 15.000 Arbeiter sind beim Bau der WM-Stadien in Katar durch Hitzestress gestorben. „FIFA, Menschenrechte, Klima - Boykott oder nicht?“ lautete die Frage beim Marktplatzgespräch, zu dem die Lippische Landeskirche ins Gemeindehaus der Erlöserkirche am Markt in Detmold eingeladen hatte.

Auf dem Podium diskutierten Fußball-Sachbuch-Autor Dietrich Schulze-Marmeling, Mitinitiator der Bewegung „BoycottQatar2022“ sowie Autor des Buches "Boykottiert Katar 2022! - Warum wir die FIFA stoppen müssen“ (2021), Lara Schröder von cum ratione, der Paderborner Gesellschaft für Aufklärung und Technik gGmbH, die sich vor allem mit dem Thema „Fair oder unfair hergestellte Textilien“ befasst und Friedhelm Böger, der als Präsident des Kreissportbundes Lippe die lokale Perspektive des Breitensports einbrachte. Dieter Bökemeier und Sabine Hartmann (Lippischen Landeskirche) moderierten das Gespräch.

Der Weltfußballverband FIFA habe sich von Katar kaufen lassen, sagte Dietrich Schulze-Marmeling. Das Bekenntnis der FIFA zu den Menschenrechten stehe nur auf dem Papier. Die ökonomischen und logistischen Forderungen der FIFA rückten Länder mit geringer demokratischer Kontrolle in den Fokus, die bereit seien, Unsummen auszugeben, um ihr Image weltweit aufzupolieren. Europa sei der FIFA egal geworden, da die Finanzkraft aus der Golfregion komme. Die von Katar behauptete Klimaneutralität der WM sei eine Lüge. Erfreulich sei jedoch, dass das Engagement für Menschenrechte die Stadien erreicht habe. Philipp Lahm, ehemaliger deutscher Fußballspieler und langjähriger Kapitän der Nationalmannschaft, erarbeite Kriterien für mehr Nachhaltigkeit bei der EM 2024 in Deutschland.

Lara Schröder nahm den Aspekt fair produzierter Sportkleidung in den Blick. Näherinnen erhielten oft nur ein Prozent des Endproduktes, während große Konzerne den Profit machten. Für die WM mussten in kürzester Zeit Fanartikel hergestellt werden, wodurch Näherinnen zu Überstunden gezwungen und zusätzlich ausgebeutet wurden. Kleinere Fußballvereine seien oft weiter als übergeordnete Verbände und fragten eher, wo die Trikots herkommen und unter welchen Bedingungen sie produziert seien. Die Rankings für faire Sportkleidung und Bälle wären auf großes Interesse gestoßen.

Friedhelm Böger betonte, dass Fußball ein toller Sport sei, der weltweit viele Menschen begeistere. Es sei jedoch wichtig, auf Missstände in der FIFA aufmerksam zu machen. Diese WM könne man nicht unterstützen, da eine Grenze überschritten wurde. Man dürfe sich die Lust am Fußball allerdings nicht verderben lassen. Nach der Pandemie müssten Kinder wieder zum Sport kommen, dafür wiederum seien sportliche Großereignisse wichtig. Die alltägliche Fußballwelt sei weiter als die FIFA. Zum Beispiel hätten der  Nachhaltigkeitsgedanke und das Bemühen um Kinderschutz die lokalen Vereine erreicht. In Lippe seien viele Sportstätten energetisch saniert worden und die Stadt Detmold habe die Vereine mit Fairtrade-Bällen ausgestattet.

Sabine Hartmann und Dieter Bökemeier verdeutlichten die Bezüge des Veranstaltungsthemas zur Lippischen Landeskirche. So setze sich diese aktiv für Menschenrechte, den Fairen Handel und den Klimaschutz ein. Die Lippische Landeskirche ist Mitglied in der Initiative Lieferkettengesetz und hat kürzlich ein Klimaschutzgesetz für Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen auf den Weg gebracht.

Quelle: Lippe