Helmut Kern ist tot - Reformierter Bund trauert

Langjähriges Moderamensmitglied und früherer Propst für Rheinhessen


© privat/EKHN

Helmut Kern war unter anderem an der Friedenserklärung von 1982 beteiligt. Auch die evangelische Kirche in Hessen und Nassau trauert um den früheren Propst. Der evangelische Pfarrer starb am Samstag im Alter von 93 Jahren in Mainz.

Kern stand von 1973 bis 1991 an der Spitze der Propstei. Zuvor war er lange Jahre Pfarrer in Ingelheim am Rhein. Der Theologe gehörte von 1985 bis 1996 auch der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an. Kern galt als engagierter Gegner der Aufrüstung im Kalten Krieg. Politik mit Massenvernichtungswaffen zu betreiben bezeichnete er 1983 in einem Vortrag als „Gotteslästerung“. Dazu war Kern langjähriges Mitglied im Moderamen des Reformierten Bundes. 1982 war er unter anderem an der Abfassung der Reformierten Friedenserklärung beteiligt, die nukleare Abschreckung und Massenvernichtungswaffen ablehnte.

Viele Reformierte haben ihn gut als engagierte wie auch humorvolle Person in Erinnerung. Jörg Schmidt: "Wer Helmut Kern im Moderamen erlebt hat, der oder die wird - vielleicht sogar zuerst - an seine „Auftritte“ denken. Wenn ein besonderes Datum eines Moderamensmitglieds anstand. Oder auf der letzten 'Weihnachtssitzung' des Moderamens, meist Anfang Dezember. Dann trat er auf und rezitierte Gedichte. Seine Gedichte. Über die Lage des Bundes. Über die Welt, wie sie nun mal ist. Und natürlich über die Person, wenn es denn um eine ging. Wobei: Gedichte, das muss erläutert werden. Das waren Texte, ein wenig vielleicht wie die von Klaus-Peter Hertzsch. Und natürlich Helmut Kern: dogmatisch klar bis in die Sprache, zugleich humorvoll Situationen beschreibend und oft auch auflösend. Und Personen, wie er sie wahrgenommen hatte, liebevoll karikierend."

Helmut Kern sei mit Bestimmtheit aufgetreten: "Da war klar, worum es ging, oder wurde doch klar beschrieben. Nicht wenige, auch im Moderamen, haben sich daran aufrichten können. Und halten." Die Stimme der Reformierten in der EKHN sei des Längeren schwach geworden. "Und auf seine alten Tage war seinem Geist vieles unklar geworden", so Schmidt: "Vielleicht sogar der Trost, den er im reformiert geprägten Glauben gefunden hatte." Dessen Satz aber bleibe, für Helmuth Kern wie auch "für uns" (Heidelberger Katechismus 1):
Dass ich mit Leib und Seele
im Leben und im Sterben nicht mir,
sondern meinem getreuen Heiland
Jesus Christus gehöre."

Rolf Wischnath: "1982 erklärte das Moderamen – in der sog. 'Nachrüstungsdebatte' ein 'Nein ohne jedes Ja' zu den Massenvernichtungsmitteln, zu den Atomwaffen. Dieses „Nein“ war präzise theologisch begründet, deswegen trug die trug Erklärung den Titel 'Das Bekenntnis zu Jesus Christus und die Friedensverantwortung der Kirche.' Das löste innerhalb der EKD, in Helmuts Landeskirche und in manchen anderen kirchlichen Gebilden geradezu ein Beben aus. In diesem Streit hat Helmut Kern gestanden wie eine Eins. Kaum ein Anderer aus den landeskirchenleitenden Gremien hat sich für diese reformierte Erklärung so eingesetzt wie Helmut Kern. Auch darin bleibt er uns unvergessen."

Nach Worten von Stellvertretender Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf verliert die EKHN mit Helmut Kern einen „entschiedenen Mahner für den Frieden“. Kern bleibe vielen Menschen „mit seinem friedensethischen und bürgerschaftlichem Engagement“ in Erinnerung.  In seiner 18 Jahre dauernden Amtszeit als Propst habe er sich konsequent von den Versen aus Psalm 33 leiten lassen, die er an den Anfang seiner Amtszeit gestellt habe: „Gott liebt Gerechtigkeit und Recht“. Nach Worten des Präses der EKHN-Kirchensynode, Ulrich Oelschläger habe Kern als Propst für Rheinhessen die gesamte hessen-nassauische Kirche entscheidend mitgeprägt. Er sei stets für eine „profilierte Kirche in der Gesellschaft“ eingetreten. Mit seiner theologische Klarheit und seinem Gespür für Fragen der Zeit habe er der evangelischen Kirche „neue Aufbrüche“ ermöglicht.


Quellen: EKHN/RB