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Impuls

Kurzer theologischer Impuls

Wöchentlich finden Sie hier einen Impuls: am Mo Gedanken von Borchert, am Mi Gedanken v. Dürrenmatt/ref, am Fr Gedanken v. Scholl, am Sa kleine Reiseziele/ref.
Monatl. lesen Sie einen Impuls v. A. Thiel. Zitate am Mo aus Gesamtwerk (Rowohlt 1949), am Mi aus Stoffe (Diogenes 1998), am Fr aus Briefe und Aufzeichnungen (Fischer 2018); Texte am Sa aus Wolkenalphabet (TVZ 2016); Wir danken den Quellen, die wir hiermit gerne empfehlen.

Impuls

Gedanken von Wolfgang Borchert

Die beiden Männer hockten verloren in der Welt, angesichts der neuen Nacht klein und verzagt, aber furchtlos mit ihrer furchtbaren Schwärze vertraut. Die Stadt glimmte durch weiche warme Gardinen millionenäugig schläfrig auf die lärmleeren Nachtstrassen mit dem verlassenen Pflaster. Da hockten sie, hart ans Bodenlose hingelehnt wie müdmorsche Pfähle, und Timm, der Zwanzigjährige, hatte gesagt: Die Krähen haben es gut. Die Krähen fliegen abends nach Hause.


Die Krähen fliegen abends nach Hause 1947
Graphik von Rembrandt / ref
Anbetung eines Königs / um 1635-37 / Amsterdam
kleine Reiseziele / ref

Carlshafen

hu­genottische Planstadt nördlich von Kassel im deutschen Bundesland Hessen / gebaut von Jean Paul du Ry / Wohnort von 38 hugenottischen und waldensischen Familien aus den Cevennen und dem Piemont, über die Schweiz gekommen, 1699 von Land­graf Carl von Hessen-Kassel via Freiheitskonzesion aufge­nom­men / neben der hugenottischen Neustadt von Kassel das Zentrum des Refuge in Nordhessen, zu dem auch 27 Dörfer zählen / heute Sitz des Deutschen Hugenotten-Museums

aus "Wolkenalphabet" (TVZ Verlag 2016)

Gedanken von Sophie Scholl

Oft graut mir vor diesen Handlungen, die über mir zusammenwachsen wie dunkle Berge, so dass ich mir nichts anderes wünsche als Nichtsein, oder als nur eine Ackerkrume zu sein, oder ein Stücklein einer Baumrinde.


Ulm, 22.5.1940
Graphik von Carolsfeld / ref
Der Sündenfall
Gedanken von Friedrich Dürrenmatt / ref

Die Funktion des Staates bestand ursprünglich darin, Schutz nach aussen, Schutz nach innen und Schutz gegen die Beschützer zu geben, um deren Willen der Einzelne seine Macht an den Staat abtrat.


Der Winterkrieg in Tibet, Neufassung 1990
Hat die Kirche noch Zukunft?

Jetzt aber hat Gott gleichsam sein Wort wiederauferweckt. Das ist, weil er seine Verheißung erfüllt hat. Denn als er einmal seinen Bund über die ganze Welt ausgebreitet hat, hat er ihn erneuern wollen – aufgrund der Verheißung, die er einstmals gegeben hat. Und wenn man fragt: Warum hat Gott gewollt, dass sein Evangelium auf die Art gepredigt wurde? Weil er denen nahekommen wollte, die zu der Zeit gelebt haben, darum dass er sie erwählt hatte, bevor sie geboren wurden. Und dann müssen wir erkennen, dass die Erfüllung dieser „Zeit der Überflusses“, von der die Schrift spricht (Ga 4, 4), nicht auf den Menschen gegründet ist, sondern auf dem guten Rat Gottes. Dahin müssen wir kommen: Gott hat es angeordnet in seinem ewigen Rat, dass uns sein Evangelium verkündet wird, und dass wir heute – in der Kraft dieses unveränderlichen Beschlusses – in den Besitz eines solchen Gutes gekommen sind. Weil – bevor wir geboren wurden – er unsere Väter berufen hat, und sie sich unwürdig gezeigt haben, und sie sich vom Himmelreich ausgeschlossen haben, soweit es an ihnen lag – dennoch hat Gott sie berufen wollen, und das alles durch seine unverdiente Güte.

Im übrigen war Abraham allein, wie es der Prophet den Juden vorhält. Es ist wahr, er ermahnt sie, guten Mutes zu sein, wie sehr sie auch hier und dort ausgeschlossen waren und gleichsam am Ende. Er aber sagt ihnen: Seht euch den Steinbruch an, von dem ihr genommen worden seid, und euer Ursprung – was ist damit? Ist das ein großes Volk, ein unendliches? Da ist ein armer Mann, ganz allein und schon alt, und ohne Kinder oder Stammbaum. Da ist Sara, eure Mutter, die ihr ganzes Leben lang unfruchtbar gewesen ist, in einem Alter, in dem sie nicht mehr empfangen konnte – Gott hat sie aber aus diesem Elend herausgerissen, durch einen Mann allein.

Wenn ihr jetzt gänzlich zerrinnt – was fürchtet ihr? Gott aber wirft ihnen ihre Undankbarkeit vor, weil sie immer auf ihre Göße vertrauten, und dass es ein gewisses Erscheinungsbild gab - das hat sie ständig hochmütig werden lassen. Wir aber lernen aus diesem Abschnitt in erster Linie, dass wenn Gott unsere Väter erwählt hat, dann nicht aus Würde oder Ansehen, das bei ihnen war, sonden weil er Erbarmen mit ihnen hatte, und dieses Erbarmen schloss ein, dass sie armselig waren und gänzlich verloren – wenn sie nicht Gott gesammelt hätte in dieser Hoffnung, die sie nicht aus sich selbst bekommen konnten. Das zum Einen.

Zum Anderen: Wenn wir die Kirche Gottes verstreut sehen, wenn wir in einer kleinen Anzahl sind, es sogar scheint, dass es nichts Gewisses und Sicheres für uns gibt, und im Handumdrehen wird alles im Durcheinander sein – das soll uns doch nicht erstaunen! Und warum? Denn als Gott Abraham erwählt hat, hat er sehr wohl seine Nachkommenschaft groß gemacht, wenn er auch ein alter und hinfälliger Mann war, und ohne Stammbaum. So auch jetzt, da wir nur eine Handvoll Leute sind, auch verachtet, die weder Kraft noch Mittel haben, uns zu erhalten – dennoch kann uns Gott groß machen, und hat uns groß gemacht – er wird uns bewahren.

Und so lernen wir, voll und ganz auf Gottes Güte zu achten, wenn die Frage nach dem Zustand der Kirche kommt, und dass wir überhaupt nicht verloren sind, wenn wir die Kirche nach der Denkweise der Menschen schon geschlagen sehen und dass sie so klein geworden ist, dass sie gleichsam nichts ist. Wir aber lassen nicht nach, immer guten Mutes zu sein und warten darauf, dass unser Gott vollendet, was er zu aller Zeit getan hat. Denn es muss wohl so sein, dass die Art, die Kirche wieder auf die Beine zu stellen und sie zu bewahren, wundersam ist – was die Menschen betrifft.

Johannes Calvin in der Predigt über Dt 4, 36-38 am 5.6.1555


Albrecht Thiel, Castrop-Rauxel