Impuls
Kurzer theologischer Impuls
Impuls
Der Gang und des ganzen Leibs Habit und Bewegung sey züchtig; denn die Hoffährtigen hasset
Gott, den Demüthigen aber giebt er Gnad, sagt Petrus. Hoffahrt hat nie gut gethan.
Reiseinstruktionen Bullingers an seinen Sohn Heinrich (1553)
Jesus von Nazareth verkündigte die Nähe des kommenden Reiches Gottes, das der bestehenden Weltzeit ein Ende setzen und eine neue Schöpfung heraufführen wird.
Aus: „Systematische Theologie im Kontext biblischer Geschichte und Eschatologie“ / §6
Christoph Froschauer (Hg.): Die gantze Bibel der vrsprünglichē Ebraischen und Griechischen waarheyt nach/ auffs aller treüwlichest verteütschet (1531). Mit Illustrationen von Hans Holbein d. J.
So nach Epiphanias: Eine Welt voller Wunder
Wie festgewurzelt steht er mitten auf dem Bürgersteig. Er entdeckt seine Welt. Der Bus gegenüber – ein Wunder. Der Bäckereilieferant mit seiner laut polternden Lieferkarre – ein Wunder. Die hoffnungsvoll dahinter hüpfende Taube – ein Wunder. Die Frau mit dem riesigen Zwillingskinderwagen – ein Wunder. Die klingelnde Straßenbahn – ein Wunder.
Dann entdeckt mein kleiner Nachbar – gerade zwei geworden – mich und winkt mir freudestrahlend zu. Für eine kurze Zeit gehöre auch ich zu seiner wunderbaren Welt. Lange steht er mit seiner Mutter da. Nichts bringt ihn dazu, weiterzugehen. Als ich in meine Straßenbahn steige, entdeckt er noch immer die Welt.
Wann habe ich eigentlich verlernt, das Wunderbare rings um mich her zu bemerken?, frage ich mich. Ein Bürgersteig ist für mich ein Mittel, von A nach B zu kommen, ohne von einem Auto überfahren zu werden. Mitten draufgestellt und minutenlang geschaut habe ich meines Wissens noch nie. Was mag mir da alles entgangen sein? Was habe ich verpasst, wenn ich im Zug meine Nase in ein Buch stecke, statt die Augen auf meine Mitreisenden zu richten. Ich könnte mit ihnen ins Gespräch kommen und sie so für kurze Zeit zu einem Stück meiner Welt machen.
An diesem Morgen ist mir klar geworden, was Jesus wohl meinte, als er sagte: Lasset die Kinder zu mir kommen, denn ihrer ist das Himmelreich. Sie haben den Blick für Gottes Wunder auf dieser Welt noch nicht verloren. Hoffentlich schaffe ich es, diesen Kinderblick für mich wiederzuentdecken. Damit könnte ein kleines Stück vom Himmelreich auch mir gehören. [ESt]
Danket dem Herrn und rufet an seinen Namen; verkündigt sein Tun unter den Völkern! Singet ihm und spielet ihm, redet von allen seinen Wundern! (Psalm 105,1–2)
Aus: Bernd Becker (Hg.): Die Getanzte Kollekte. 100 kurze Geschichten zum Lesen und Vorlesen.
Anlauttabelle 1
Hier hast du ein lebendiges und stimmbares Alfabeth.
A a (á á): die Krähe krechzet.
B b (bé é é): das Schaf blöcket.
C c (cí cí): der Heuschreck zitzschert.
D d (dù du): der Widhöpf / ruft.
E e (é é é): Das Kind wemmert.
F f (fi fi): der Wind wehet.
G g (ga ga): die Gans gackert.
H h (háh háh): der Mund hauchet.
I i (í í í): die Maus pfipfert.
K k (kha kha): die Ente schnackert.
L l (lu ulu): der Wolff heulet.
M m (mum mum): der Beer brummet.
Nürnberger Ausgabe (1658), mit Illustrationen von Paul Kreutzberger
Was Reformierte und Lutheraner verbindet, ist überhaupt die Hochschätzung der Heiligen Schrift, die Hochschätzung von Bekenntnissen. Das ist heute alles andere als selbstverständlich.
In unserem Verständnis von Bekenntnis gibt es aber strukturelle Unterschiede: Bei Reformierten nehme ich das Bekennen eher wahr als etwas Positionelles, also als Standpunktbeziehen, als Aussprechen dessen, was in einem bestimmten Kontext zu sagen ist.
Für mich als Lutheraner hat das Bekenntnis eher etwas Reduktives: es dient dazu, alles aus dem Weg zu räumen, was dem Evangelium hinderlich ist, so dass es ganz zentral auf die Rechtfertigung des Gottlosen fokussiert ist. Und dann wären natürlich einzelne Themen zu nennen: Die Frage etwa, wie die Heilige Schrift gelesen wird oder das Verhältnis von Glaube und Tun oder die Fragen politischer Verantwortung.
Christian Neddens, Berlin