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Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht


Brennende Synagoge am Börnerplatz in Frankfurt am Main nach der Reichspogromnacht © Wikicommons

Tausende Jüdinnen un Juden wurden Opfer der Gewalt am 9.11.1938. Zum Jahrestag erinnern Kirchen landesweit an die Gräueltaten - und sprechen sich vor dem Hintergrund des Kriegs in Nahost für Solidarität mit Israel aus.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten die Synagogen. Jüdische Geschäfte wurden zerstört und geplündert. Tausende Menschen wurden in Konzentrationslager abtransportiert, zahlreiche Menschen starben. Anlässlich des Gedenkens an die Reichspogromnacht betonten deutschlandweit die Landeskirchen, wie wichtig die Erinnerung an die anschließende blutige systematische Vernichtung von Juden ist.

Susanne bei der Wieden, Kirchenpräsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche, betonte, die Kultur des Gedenkens sei gerade heute wichtig, da die NS-Zeit "immer weiter in die Vergangenheit rückt": "Sie ist notwendig, weil sich heute wieder Judenhass und Judenfeindschaft unter uns breit machen", sagt bei der Wieden in ihrem aktuellen Aufruf. "Auch mögliche Kritik an politischen Entscheidungen in Israel wird für antisemitische und antijüdische Propaganda oder gar zur Legitimation von Gewalt missbraucht."

Die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann, und der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, drückten vor dem Hintergrund des Kriegs in Nahost in einer gemeinsamen Stellungnahme ihre Solidarität mit Jüdinnen und Juden in Deutschland, Israel und weltweit aus und versicherten: "Wir stehen an der Seite von Jüdinnen und Juden."

Es sei "zutiefst verstörend", dass der Angriff auf Israel am 7. Oktober und die Reaktion Israels vielfach zu Antisemitismus und Israel-Feindlichkeit führte. Die beiden leitenden Geistlichen fordern, dass jede Form von Antisemitismus und Gewalt "mit aller Kraft verhindert oder unnachgiebig bestraft wird". Zudem drücken sie ihr Mitgefühl für die Angehörigen der Opfer des Terroraktes aus. Es gelte "ebenso den Palästinenserinnen und Palästinensern und allen Menschen, die im Gaza-Streifen schon lange unter der Herrschaft der Hamas leiden und die jetzt Opfer der von der Hamas ausgelösten Gewalt werden".

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, hat dazu aufgerufen, die Opfer des Antisemitismus zu sehen und ihnen beizustehen. "Lasst uns jüdisches Leben schützen, wo immer es bedroht wird", sagte Latzel in einer Erklärung zum 9. November. Auch rief er dazu auf, die Geiseln in Gaza und ihre Angehörigen nicht zu vergessen. Die rheinische Kirche bekenne sich zugleich "zu der bleibenden Erwählung des Volkes Israel und zu unserer engen Verbindung als Kirche mit dem Judentum".

Die badische Landesbischöfin Heike Springhart und der Freiburger Erzbischof Stephan Burger riefen die christlichen Gemeinden in der Region dazu auf, den jüdischen Gemeinden heute beizustehen. Springhart sagte den jüdischen Gemeinden die Solidarität der beiden Kirchen und deren Mitgefühl zu: "Wir müssen hinsehen und dürfen nicht teilnahmslos zusehen, wenn jüdisches Leben bei uns bedroht wird." Insbesondere der Einsatz gegen Antisemitismus müsse auch auf Ebene der Kirchengemeinden mit persönlichem Engagement sowie hoher Verbindlichkeit erfolgen, erklärte Erzbischof Burger. „Als Kirchen in Baden ist es uns gerade heute umso wichtiger, die antisemitische Ideologie, wo immer sie auftritt, besonders im Religionsunterricht, an Schulen und in unseren Pfarreien, klar zu benennen und uns entschieden gegen jedweden Antisemitismus und Antijudaismus zu stellen.“

Die Bremische Evangelische Kirche erinnerte daran, wie in der Reichspromnach auch die Bremer Hauptsynagoge und die Aumunder Synagoge zerstört wurden. Mehrere Menschen wurden ermordet. Die Bremische Evangelische Kirche bekenne sich zur Erinnerungskultur in Deutschland. Und weiter: "Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse und antisemitischer Ausschreitungen betont sie die Notwendigkeit, auch zukünftig für ein friedliches Miteinander und ein gesichertes Existenzrecht Israels einzutreten."


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