Reformierte in Deutschland und in den Niederlanden

Tagung in Wuppertal


Wie wurden die Schriften des deutschen Theologen Dietrich Bonhoeffer in den Niederlanden aufgenommen? In Wuppertal fand eine Konferenz über Verbindungen zwischen niederländischen und deutschen Reformierten statt.

Die Veranstaltung wurde vom Archiv- und Dokumentationszentrum in Kampen, von der Gesellschaft für die Geschichte des reformierten Protestantismus, vom Historischen Dokumentationszentrum für niederländischen Protestantismus an der VU University Amsterdam und von der Johannes a Lasco Library in Emden organisiert. Ungefähr 50 Menschen nahmen teil.

Prof. Dr. George Harinck, Historiker am Archiv- und Dokumentationszentrum in Kampen, hielt einen Vortrag über die Rezeption von Bonhoeffer in den Niederlanden bis Ende der fünfziger Jahre. Demnach galt Bonhoeffer einigen als "guter Deutscher". Grund war seine Rolle im versuchten Hitlerattentat, für die Bonhoeffer 1945 in Flossenburg hingerichtet wurde. Andere sahen Bonhoeffer als "frommen Gläubigen". Bonhoeffer sprach sich gegen das Dritte Reich und Rassenpolitik aus. Trotzdem waren sich die Menschen in den Niederlanden nicht sicher, wo sie Bonhoeffer platzieren sollten, so Harinck. Manche nannten ihn lutherisch, manche sahen in ihm reformierte Standpunkte.

Laut Harinck war Bonhoeffer 1950 ein etablierter Name in Kirche und Theologie. Besonders populär waren seine Äußerungen zu Freiheit und Christsein. Der Durchbruch von Bonhoeffer in den Niederlanden kam mit dem Buch "Widerstand und Ergebung". "Seine Ideen waren weit mehr als liberal oder orthodox." Sie waren Bonhoeffer waren laut Kamper-Professor originell und herausfordernd für die niederländische Kirche. Es gab aber auch viel Kritik.

Verhältnis von Kirche und Staat

Dr. Leon van den Broeke, Dozent für Kirchenrecht an der Theologischen Universität Kampen, hielt einen Vortrag zum Thema: "Der Vorteil der göttlichen Ernennung des Staates: Religion, Recht und Politik", zur Barmer Theologischen Erklärung von 1934.  Der Kirchenvater Augustinus und der Reformator Martin Luther unterschieden zwei Reiche in Bezug auf Kirche und Staat. "Ein irdisches und ein himmlisches Reich." Barth kritisierte diese Theorie und erklärte, dass jeder Staat Verantwortung habe, zum himmlischen Jerusalem beizutragen.

Deutsche und niederländische Reformierte

Theologe Dr. Douwe Visser diskutierte die Unterschiede zwischen deutschen und niederländisch Reformierten: Demnach haben  Niederländer eine andere Kolonialgeschichte als die Deutschen. Deutschland verlor nach dem Ersten Weltkrieg alle Kolonien. Die Niederlande verloren ihre Kolonien durch den Kampf um Unabhängigkeit. Darüber hinaus seien sich die reformierten Deutschen   der historischen Verbrechen des Staates gegen die Menschlichkeit bewusst gewesen . "In Deutschland konnte die Vorkriegstheologie nicht weitergeführt werden." Eine Besonderheit sei außerdem die Teilung Deutschlands bis 1989. Diese habe laut Visser zu einer anderen Orientierung geführt. "Deutsche reformierte Theologen mussten darüber nachdenken, was es bedeutet, Christ in einem Staat wie der DDR zu sein." Die Hauptunterschiede zwischen deutschen und niederländischen Reformierten hingen daher mit unterschiedlichen "historischen Kontexten" zusammen.
 


Quellen: dbp/ime

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