'Solidarität mit Fukushima'

Tagung im evanglischen Zentrum Oekumene in Frankfurt am Main


'Keine Grenze, unterhalb der radioaktive Strahlung keine potentielle Beeinträchtigung der Gesundheit darstellen würde' (Symbolfoto) © Pixabay

Ein internationales Netzwerk von Anti-Atomkraft-Gruppen mit Vertretern aus Japan und mehreren europäischen Ländern hat die japanische Regierung und den japanischen Energieversorger TEPCO aufgefordert, die durch das Atomunglück von Fukushima 2011 entstandenen Schäden vollständig zu begleichen.

Allen Betroffenen der Katastrophe müssten zudem über Olympia 2020 in Tokyo hinaus die erforderlichen Hilfestellungen gewährt werden, so die mehr als 30 an der internationalen Konferenz teilnehmenden Repräsentanten der vom evangelischen Zentrum Oekumene in Frankfurt am Main veranstalteten Tagung „Die TEPCO-Atomkatastrophe – Möglichkeiten humanitärer und juristischer Unterstützung für Menschen aus der Region Fukushima“.

Das Netzwerk solidarisierte sich damit mit den Forderungen, die Vertreter der von rund 4000 Klägerinnen und Klägern angestrengten „Nariwai-Klage“ in Frankfurt vorgestellt haben. Die Gruppe erreichte am 10. Oktober 2017 beim Distriktgericht Fukushima-Stadt erstinstanzlich ein vielbeachtetes Urteil, mit dem auch dem japanischen Staat eine Mitverantwortung an der Katastrophe zugeschrieben wurde. Die Kläger drängen aber in zweiter Instanz derzeit u.a. auf deutlich höhere Entschädigungszahlungen. „Wir wollen mit unseren Forderungen auf Schadenersatz und Wiederherstellung der vormaligen Lebens- und Arbeitsverhältnisse (Nariwai) für alle Betroffenen auch deutlich machen, dass ein Atomunfall – wenn wirklich alle Schäden beglichen werden würden – einen Staatsruin bedeuten kann und dass der Ausstieg aus der Atomkraft die einzige vernünftige Lösung ist“, sagte Takashi Nakajima, der Vorsitzende der Klägergruppe. „Es geht uns nicht nur um Entschädigung, wir wollen auch unsere Heimat zurückerhalten“, ergänzte Nakajima.

Die Konferenzteilnehmer kritisierten die aus ihrer Sicht gefährliche Rückführungspolitik der japanischen Regierung und der Präfektur Fukushima, durch die vormals gesperrte Gebiete seit 2012 Stück für Stück zur Heimkehr wieder freigegeben werden, wenn die jährliche Strahlenbelastung einen Grenzwert von 20 Millisievert pro Jahr an radioaktiver Strahlung nicht überschreitet – das 20-fache des bis zu dem Unfall geltenden Grenzwertes. Diese Schwelle sei viel zu hoch angesetzt, so hieß es. „Es gib keine Grenze, unterhalb der radioaktive Strahlung keine potentielle Beeinträchtigung der Gesundheit darstellen würde“, teilte der Stuttgarter Arzt Jörg Schmid von der Organisation „Internationale Ärzte zur Verhütung des Atomkriegs“ (IPPNW) mit. Besorgnis äußerten die Vertreter daher auch über die gesundheitlichen Risiken, denen Zehntausende Strahlenreinigungs-Arbeiter in der Präfektur Fukushima ausgesetzt sind.

Das Netzwerk warnte zudem das Internationale Olympische Komitee (IOC) und andere internationale Sportorganisationen vor einem politischen Missbrauch von Tokyo 2020 durch die japanische Regierung. Es bestehe die berechtigte Sorge, dass die Spiele von 2020 dazu dienen würden, die Atomkatastrophe von Fukushima vergessen zu machen, hieß es. An der Konferenz nahmen neben den Klägern aus Fukushima, dem Christlichen Verein Junger Frauen Japan (YWCA) und japanischen Aktivisten aus mehreren europäischen Ländern auch Atomrechtsexperten, Kirchenvertreter, Mediziner und Journalisten teil.


Quelle: Zentrum Oekumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau