''Warum retten wir Banken und nicht Bankkunden?''

Evangelische Woche in Österreich: ''Let's make money''-Regisseur Erwin Wagenhofer im Gespräch mit Michael Bubik

Wien (epd Ö) - "Wie ein Kind" stelle er Fragen, erzählt Erwin Wagenhofer. Nach dem internationalen Erfolg seines dokumentarischen Welternährungsthrillers "We feed the world" war es bei "Let's make money" der Werbeslogan der Banken "Lassen Sie Ihr Geld arbeiten", den der gebürtige Niederösterreicher kritisch hinterfragte. Im Rahmen der Evangelischen Woche wurde der Film zur Weltkrise am Freitag, 13. März, in Wien gezeigt. Im Anschluss diskutierte der Regisseur mit dem Leiter des Evangelischen Hilfswerkes Michael Bubik, das Gespräch moderierte Waltraut Kovacic von der Evangelischen Akademie Wien.

In seiner dreijährigen Recherche hätten nahezu alle Gesprächspartner, darunter Finanzgurus, Fondsmanager wie der Emerging Markets-Star Mark Mobius, ausgestiegene "Wirtschaftskiller" oder auch Investoren wie der Österreicher Mirko Kovats, die aktuelle Krise vorausgesehen, trotzdem "laufen alle in selbstmörderischer Absicht weiter", meinte Wagenhofer und fragte: "Warum retten wir Banken und nicht Bankkunden?" Dass sein Film so punktgenau zur Weltwirtschaftskrise in die Kinos kam, hat auch den Regisseur überrascht. "Wir schauen finsteren Zeiten entgegen", befand der Filmemacher. Einen Schuldigen zu suchen, bringe nichts, schließlich handle es sich um einen "Systemfehler". Das vorhandene und nunmehr gescheiterte System fuße auf der "Gratis-Risiko-Versicherung" der Bevölkerung. Angesichts der Abermilliarden-Rettungspakete sagte Wagenhofer: "Der Staat sind wir, wir bezahlen das." Im Zentrum der Wirtschaft habe der Mensch zu stehen, "und nicht Profit". Die drohende Pleite von Opel etwa wäre "kein Problem, wenn es die Mindestsicherung gäbe". Durch die maßlose, durch den Neoliberalismus geschürte Gier sei das System aus dem Gleichgewicht geraten, politische Regulierung hätte versagt. Wagenhofer: "Die Politik hat sich mit der Wirtschaft ins Bett gelegt, und jetzt haben wir den Schlamassel."

Vor Verschwörungstheorien, "die uns nicht weiterbringen" und einem Sündenbock-Mechanismus warnte Michael Bubik. Es gebe "gute und schlechte" ManagerInnen, aber auch manche, die erkennen, "wie man das System ausnützt". Jedenfalls habe das System manchen die Möglichkeit geboten, "sich schamlos zu bereichern". Von der Globalisierung hätten "auch wir mitprofitiert", etwa wenn vom Kaufpreis des 9,90-Euro-T-Shirts beim Baumwollbauer in Ghana so gut wie nichts bleibt. "Ich kann das System nicht komplett verändern, ich kann mich aber herausnehmen", meinte Bubik. Etwa bei der Geldanlage: Der ausgebildete Wirtschaftsfachmann und Theologe verwies auf die Initiative "oikokredit". Die internationale Organisation hat es sich zum Ziel gesetzt, durch die Vergabe von Mikrokrediten weltweit Armut zu bekämpfen. Heute ist die Geldanlage bei oikokredit eine der wenigen verlustfreien Anlageformen. Bubik plädierte für eine Investition in die Bildung. In der Wirtschaft brauche es "Fachleute mit Werthaltungen". Auch die ökologischen Konsequenzen unseres Handelns müssten, so Bubik, stärker in den Blickpunkt rücken: "Die Erde hat nicht die Ressourcen, dass alle so leben wie wir."

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''Oikocredit''-Chef Püspök: ''Auf soziale Rendite ausgerichtetes Bankgeschäft mit den Armen der Welt ist sicherer als Banking mit den Reichen''

Wien (epd Ö) - Kleinstkredite ("Mikrokredite") für Menschen in den ärmsten Ländern der Welt trotzen der weltweiten Finanzkrise. "Das Banking mit den Armen der Welt ist sicherer als das Banking mit den Reichen", stellte "Oikocredit Austria"-Chef Peter Püspök im Rahmen einer Pressekonferenz am Freitag, 13. März, fest. Er präsentierte dabei die positive Jahresbilanz 2008 der Genossenschaft, die weltweit einer der größten privaten Kapitalgeber für Mikrokredite in Entwicklungsländern ist.