Wochenrückblick
5.Oktober 2019
Gott, Vater, Sohn, Heiliger Geist, wir müssen Dir stille halten. Länger als wir das gewöhnlich tun. Länger als uns das gewöhnlich gelingt. / Gib uns diese Stille. Lass uns Dich als Anfang, Mitte und Ziel finden, in Dir aufatmen, von Dir her Mut gewinnen und Weisheit und Prophetie. /
Wir tragen in uns eine Krankheit zum Tode, die uns weder zu Dir noch zu uns selbst kommen lässt, und die uns anzusprechen, zu begrenzen oder gar auszutreiben nicht gelingt. / Vor 30 Jahren fiel die Mauer. Wie gut, dass ein System, das Angst, Druck und Lüge brauchte, um existieren zu können, zusammenbrach. Und das ohne einen Schuss. Und ohne, dass Menschen sterben mussten. Ein Wunder vor unseren Augen. /
Aber wir sind immer noch nicht ein Volk. Und schon gar nicht sind wir Dein Volk. / Wir wissen, dass es in dieser Welt keine Patentrezepte gibt. Und wir haben Respekt vor den Menschen, die die mühselige Last öffentlicher Verantwortung auf sich nehmen. Wir bitten Dich, dass Du sie in allem, was dem Recht und dem Frieden dient, gesegnet sein lässt. /
Aber wir sehen sie auch oft in Kameras lächeln zusammen mit Machthabern, die mit Angst, Druck und Lüge ihre Herrschaft ausüben. Und wir denken: Darauf kann kein Segen liegen. Das geht über Leichen. Das ist selbstmörderisch. /
Wir haben lange gemeint, dass Europa irgendwie ein Selbstläufer ist – nach all dem Schrecken und dem Wahnsinn des Gegeneinanders. Versöhnung, Partnerschaft, Verlässlichkeit, ja Freundschaft sogar hielten das Tor für eine gemeinsame Zukunft offen.
/ Wir sehen, wie das Tor wieder ins Schloss fällt. Wir fassen das kaum. Aber es ist so. Wie kann man nur sehenden Auges dermaßen in sein Unglück rennen? Woher kommt dieses Schlangengeflüster, das auch in den Parlamenten der Angst, dem Druck und der Lüge Gehör verschafft? /
Ist es Dein Zorn, dass es so mit uns steht? Hängen wir unser Herz nicht genug an Dich? Müssen wir schon wieder sagen: „Wir sind in die Irre gegangen“? / Davor bewahre uns. Uns und die vielen, von denen Du Dir auch in Zukunft Lob zubereiten mögest. / Amen.
Klaus Bröhenhorst, Hildesheim