Zwingli per Post

Neue Sonderbriefmarke für Schweiz und Deutschland


Das Bundesministerium der Finanzen hat im Mai 2019, gemeinsam mit der Schweiz, eine Sonderbriefmarke „Huldrych Zwingli – 500 Jahre Zürcher und oberdeutsche Reformation“ herausgegeben.

Die parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium der Finanzen, Bettina Hagedorn, hat die Briefmarke nun in der Französischen Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt in Berlin vorgestellt. „Tut um Gotteswillen etwas Tapferes! - sagte Huldrych Zwingli vor 500 Jahren. Das Zitat ist bis heute topaktuell“, sagte Hagedorn in ihrer Ansprache. „Wenn es darum geht sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen und etwas zu verändern, dann müssen wir tapfer sein.“

Auf das Jahr 1519 datiert der Amtsantritt von Huldrych Zwingli als Leutpriester am Großmünster Zürich und damit der Beginn von Kirchenreformen reformierter Prägung in der Schweiz und in den Städten Oberdeutschlands. „Dieser Amtsantritt hat für den reformierten Zweig des Protestantismus eine dem Thesenschlag Luthers vergleichbare Bedeutung“, sagte Joachim Ochel, Oberkirchenrat beim Bevollmächtigten des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der EU, in seiner Begrüßung. „Zwingli entwickelte einen eigenen reformatorischen Ansatz, der sich u.a. aus den besonderen Herausforderungen der Zürcher Stadtreformation ergab“, sagte Ochel. „Dieser eigenständige Ansatz führte vor allem in der Abendmahlslehre zu einer heftigen theologischen Auseinandersetzung mit Luther.“ Zwinglis reformatorischer Ansatz zeichne sich auch durch seine Nähe zu den Gemeinden aus, sagte Dorothea Wendeboug, Kirchenhistorikerin an der Humboldt-Universität Berlin, in einem Vortrag. „Reformen wurden in städtischen Disputationen öffentlich erörtert“, sagte Wendeboug. „Für die Menschen bedeutete das einen wichtigen Schritt zu mehr Demokratie.“

Martin Engels, Moderator des Reformierten Bundes, begrüßte die gemeinsame Herausgabe einer Sondermarke für Schweiz und Deutschland. Er betonte die Wichtigkeit der internationalen Zusammenarbeit: „Bei der Reformation handelte es sich von Anfang an um ein europäisches Projekt. Es verbindet Städte und Länder über die Grenzen hinaus“, sagte Engels. Die Briefmarke habe darum auch symbolische Bedeutung. Sie stehe für den Austausch in Europa. Walter Lüssi, Kirchenratsschreiber der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich, stellte die besondere gesellschaftliche Bedeutung der Reformationsbewegung bis heute heraus. Reformation sei eine „Bildungs- und Emanzipationsbewegung“. „Oft wird Zwingli ein politischer Stempel aufgedrückt“, sagte Lüssi. „Womöglich ist das aber mehr ein Zeichen dafür, dass die Reformierten der Welt immer wieder einen Stempel aufdrücken und sie mit verändern.“

Die Sonderbriefmarken wurden von Matthias Wittig aus Berlin gestaltet. Zu sehen ist ein Porträt Huldrych Zwinglis, außerdem eines der berühmtesten Zitate des Schweizer Reformators: „Tut um Gotteswillen etwas Tapferes!“ In Deutschland hat die Marke einen Wert von 150 Cent, in der Schweiz einen Wert von 85 Rappen. Seit dem 2. Mai 2019 ist sie in den Verkaufsstellen der Deutschen Post erhältlich.


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