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Blinkende Perlen am Handy und Geschwüre an den Beinen der Kinder vom Smokey Mountain
Sylvia Bukowski schreibt aus Manila, Philippinen (I)
Nach dem Frühstück
Mit Mühe habe ich
mein Toastbrot gegessen
zu viel, zu süß, zu trocken.
Mit ganz anderer Mühe
sucht der Junge vor dem Fenster
Essbares in der Abfalltonne.
Er findet Toastbrot
und strahlt mich an.
Im Gewirr des riesigen Electronic shops
mit winzigen Werkstätten ringsherum
zwei Mongolen.
Sie möchten leuchtende Perlenschnüre
für ihr neues Mobile.
Es soll nur für "music and show" sein.
Sie werden bedient von einem Jungen
mit dem grell geschminkten Gesicht einer Frau.
Der ganze Raum atmet die Sehnsucht
zu einer anderen Welt zu gehören.
Zwei kleine Kinder,
nachmittags sehe ich sie sitzen
am Rand des Gehsteigs,
gegenüber der Mall.
Das eine kaum älter als zwei Jahre,
müde gelehnt an den größeren Bruder,
beide schmutzig, mit verfilzten Haaren.
Sie betteln mit einem Becher von Coca Cola,
aus einer Welt,
die keinen Platz hat für solche wie sie.
Am Abend sehe ich sie wieder:
Der größere Junge ausgestreckt,
der kleine nackt zusammengekrümmt,
bei sich selbst eine Geborgenheit suchend,
die es nicht gibt.
Der Becher ist leer.
Ausgeliefert sind die beiden
den Blicken vorbeieilender Passanten
und meinem folgenlosen Mitleid.
Leichte Beute den Jägern,
die mitleidlos Kinderkörper verkaufen.
Am nächsten Morgen
sind die Kinder
wie Schatten
verschwunden.
Für Marilyn
Sweet was her name
when she was still
standing on the streets:
Sweet was her face,
sweet was her body
to the men who bought her.
Yet nothing was sweet
to her in her life,
only the drugs
that made her forget
for a little while.
Then she caught on
to the rope of hope
offered by Sinag
Now she is the sweet angel
for women and children
still lost on the streets,
warming their hearts
with the glowing conviction
that God has found all of them
long ago.
(Marilyn, ehemalige Straßennutte, arbeitet heute für Sinag, ein Programm der United Christian Church in the Philippines (UCCP) für Prostituierte.)
Vor 10 Tagen
auf dem Müll geboren
ist Melody,
die Tochter der Lehrerin
der Müllkinder.
Traumverloren schläft sie in einem Körbchen,
das von der Decke hängt
über dem Lumpenlager der Eltern.
In einer Nische läuft ein Fernseher,
Das ist der Luxus
auf Smokey mountain, dem Müllberg Manilas.
Vor der winzigen Hütte
sitzen die anderen der Familie.
Sie suchen sich gegenseitig
Läuse aus den Haaren.
Lächelnd schauen sie zu mir auf
und winken mir nach,
als ich wieder in den schwarzen Schlamm trete,
der dort Straße ist.
Ich denke an Melody:
Welchem Lied wird ihr Leben folgen?
Vor der Schule
auf dem Müllberg Manilas
hält sich Joy fest
an einem Holzbalken.
Ihre Beine sind voller Narben und Geschwüre,
ihre Augen gerichtet
ins nirgendwo.
Im Klassenzimmer sehe ich sie wieder,
abwesend, starr.
Aber beim dritten Lied der Kinder
wird sie lebendig...
Sie klatscht in die Hände
und Freude bricht auf
in Joy.
(Die Schule auf dem Müllberg Manilas ist ein Projekt der Vereinigten Evangelischen Mission (VEM). Weitere Infos und die Möglichkeit, das Projekt zu unterstützen, auf www.vemission.org: Schule statt Müll. Das Day Care Center auf dem "Smokey Mountain" in Manila.)
Foto (2008): Unterricht im Day Care Center der UCCP; ©VEM / Mercado Rannieh.
14. Januar 2012; Texte: Sylvia Bukowski
In der Bibelstunde ... "Eine der jungen Mütter ist eingeschlafen. Dann darf ich fragen, wer denn ihre Feinde sind. Die eine erzählt unter Tränen von ihrer Schwägerin, die sie vergiften wollte, die andere von den Schwestern, die sie nicht mehr nach Hause lassen, weil sie so dreckig ist ... Ganz viel Schmerz erfüllt den Raum. Feindesliebe, was heißt das für Menschen, die verletzt und schutzlos sind in einer feindlichen Gesellschaft?"
Von den Studentinnen und Studenten am Ecumenical Theological Seminary erzählt Sylvia Bukowski.
aus dem Ecumenical Theological Seminary, Baguio, Philippinen
von den Elendsviertel auf dem Müll Manilas, von "der lärmenden Hässlichkeit eines geschundenen Lands" und dem Burnham Park in Baguio, "wo das Tosen des Verkehrs endlich leiser wird"