Wichtige Marksteine
Reformierte im Spiegel der Zeit
Geschichte des Reformierten Bunds
Geschichte der Gemeinden
Geschichte der Regionen
Geschichte der Kirchen
Biografien A bis Z
(1492-1549)
Ludwig XII. versuchte mehrmals, Marguerite als Braut in Europa zu verhandeln, aber weder ihre Aussichten, noch ihr Vermögen waren ausreichend, um eine internationale Ehe einzugehen. Stattdessen heiratete sie 1509, gerade siebzehn Jahre alt, den Herzog von Alençon, von dem wenig bekannt ist. Die Forschung geht meistens davon aus, dass sie und ihr Gatte wenig Gemeinsames hatten, zumal der Herzog vor Allem ein Soldat war. Dafür hatte sie aber eine geliebte Schwiegermutter, Marguerite von Lorraine, die eine zutiefst fromme Frau war. Jahre später schrieb Marguerite über ihren Tod und ließ ihre Trauer darüber durchblicken.
Als Ludwig XII. befürchten musste, nicht selbst Söhne zeugen zu können – er hatte „nur“ zwei Töchter, Claude und Renée de France – holte er Franz d´Angoulême an seinem Hof und gab ihm seine Tochter Claude zur Ehe. 1515 verstarb er und Franz bestieg als Franz I. den Thron Frankreichs.
Für Marguerite änderte sich das Leben schlagartig. Sie kam zu ihrem Bruder an den Hof, und da die Königin Claude sehr zurückhaltend und scheu war, übernahm sie bald die repräsentativen Pflichten. Zusammen mit ihrer Mutter bildete sie mit Franz ein Trio, die sogenannte „Dreieinigkeit“. Franz konnte immer mit seiner Mutter und seiner Schwester rechnen, und sie unterstützten ihn nach Kräften.
Franz I. wurde der erste Renaissancekönig Frankreichs. Er war jung, viril und plötzlich auch reich. Er ließ bauen an der Loire, eroberte das Herzogtum Mailand, versuchte sich als Deutschrömischer Kaiser wählen zu lassen – das war eine extrem teure Angelegenheit – und verwickelte sich in Rivalitäten sowohl mit Heinrich VIII. von England als auch mit Kaiser Karl V.
Schon 1516 verhandelte er ein Konkordat mit dem Pabst in Bologna. Die französische Kirche hatte seit dem Mittelalter ihre gallikanische Freiheiten gegenüber dem Pabst verteidigt, und als Frankreich sich als Nationalstaat festigen konnte und mit Franz I. fast die Grenzen erreicht hatte, die noch heute gelten, gelang es auch Franz, eine römisch-katholische Nationalkirche zu vereinbaren. Vor allem durfte er wichtige Posten in der Kirche mit seinen Kandidaten besetzen, die dann vom Pabst anerkannt wurden. Damit war die französische Kirche ihrem König treu ergeben, nicht desto weniger war sie streng katholisch, besonders die Fakultät der Theologie der Universität von Paris (oft abgekürzt Sorbonne genannt) wachte über die reine katholische Lehre. In den Jahren 1515 bis 1534 war Franz theologisch eher liberal und pfiff die eifrigen Theologen zurück, nach 1534 machte er mit ihnen gemeinsame Sache.
In Frankreich bildeten sich Kreise von Reformkatholiken und Humanisten, die der etwas verkrusteten katholischen Theologie kritisch gegenüberstanden. Sie forderten die Bibel in der Muttersprache und in den Händen von Laien. Sie kritisierten Heiligenkult und Reliquienverehrung, und versuchten eine Erweckung der Gläubigen im Sinne vom reformatorischen „sola fide, sola scriptura“ (= durch den Glauben allein und durch die Heilige Schrift allein) herbeizuführen. Der leitende Humanist war der alte Lefèvre d´Etaples (Faber Stapulensis), der nach Jahren als Herausgeber klassischer antiker Schriften endlich bereit war, die Heilige Schrift zu übersetzen. Er wurde unterstützt von Guillaume Briçonnet, Bischof von Metz. Dieser führte Reformen in seiner Diözese durch, legte die Bibelübersetzung des Lefèvre in den Kirchen aus, verjagte die Franziskaner, die sonst fast Predigtmonopol besaßen, und ließ durch seine eigene Leute „reformatorisch“ predigen. Unter ihnen waren Gérard Roussel, der später Hofkaplan bei Marguerite wurde, Guillaume Farel, der später in Genf als Reformator zusammen mit Calvin wirkte, und Simon Robert, der die frühere Nonne Marie Dentière heiratete und auch in die Schweiz zog.
Als katholischer Bischof wollte Briçonnet nicht die katholische Kirche umstürzen oder dem Pabst die Treue kündigen, er wollte dagegen die Kirche von innen erneuern. Er gehörte dem Reformkatholizismus an, der in Frankreich oft als „évangelisme“ bezeichnet wird, mit dem deutschen Wortbrauch „evangelisch“ aber wenig zu tun hat. Die Humanisten wie Erasmus von Rotterdam oder Lefèvre d´Etaples wollten zu den Quellen zurück, sie wollten die Bibel allen zugänglich machen, sie hatten von Paulus gelernt, dass Rechtfertigung durch den Glauben geschieht, aber er sah das alles nicht als Grund, die Einheit der Kirche auf Spiel zu setzen. Diese Männer prägten Marguerite.
An Bischof Briçonnet wandte sich Marguerite mit der Bitte um geistigen Beistand. Ein Briefwechsel folgte, der sich (nachweislich) über die Jahre 1521 bis 1524 erstreckte. Der Bischof schrieb lange Homilien, und Marguerite bat ihn ständig um mehr „seelische Nahrung“. Sie verwendete vermutlich seine schriftlichen „Predigten“ als Grundlage für Andachten mit ihren Hofdamen. Abschriften ließ sie in ihrem Freundes- und Verwandtenkreis verteilen .
Briçonnet legte ihr die Bibellektüre ans Herz, mit besonderer Wertschätzung der Paulinischen Briefe. Nebenbei sei bemerkt, dass sowohl Luther als auch Calvin in jungen Jahren den Römerbrief auslegten, denn wer Erneuerung für die Kirche erhoffte, kam um Paulus nicht herum. Das Besondere bei Briçonnet war allerdings sein Hang zur Innerlichkeit, die Liebe zwischen Christus und der Seele, die Aufgabe des Selbst und das Hinschmelzen in Christus. Gute Werke, der Verdienst der Heiligen, Fasten und Pilgern kamen bei ihm dagegen nicht vor.
Für Marguerite bedeutete diese religiöse Erneuerung, dass sie anfing, geistliche Gedichte zu schreiben, ihre poetische Ader wurde freigelegt. Das erste Gedicht handelt von einer nächtlichen Vision. Ihre Nichte – die Tochter ihres Bruders – starb 1524 mit acht Jahren, und Marguerite fragt die reine Seele, was sie glauben soll. Der Antwort ist klar, sie soll Christus allein lieben und glauben. Briçonnet hätte es nicht besser ausdrucken können.
In diesen Jahren wurden Luthers Schriften in Frankreich verbreitet und wir wissen mit Sicherheit, dass Marguerite seine Schriften kannte. Die theologische Fakultät der Universität von Paris leistete Widerstand gegen die lutherische Ketzerei und das bekam Bischof Briçonnet zu spüren. In seinen Briefen an Marguerite bat er sie wiederholt um Unterstützung und besonders darum, dass sie ihren Bruder und ihre Mutter für seine Reformen gewinnen möge. Marguerite hatte zwar großen Einfluss auf ihren Bruder, aber trotzdem musste Briçonnet alle seine Reformvorhaben aufgeben. Die Gruppe um ihn flüchtete nach Straßburg, während er selbst widerrufen musste. Er starb kurze Zeit später.
1524 starb Königin Claude, und Marguerite wurde mit der Aufsicht der königlichen Kinder betraut. Aus ihrem Briefwechsel wissen wir, wie sehr diese Kinder ihr ans Herz wuchsen. Ihre Ehe blieb kinderlos – ihre Trauer darüber vernimmt man in den Briefen an Briçonnet – und jetzt konnte sie ihre mütterlichen Gefühle den Kindern ihres geliebten Bruders zu Gute kommen lassen.
1525 verlor Franz I. die Schlacht bei Pavia in Norditalien. Seit vielen Jahren, schon in der Regierungszeit Karl VIII. hatte Frankreich mit den italienischen Stadtstaaten Krieg geführt. Jetzt stießen in Italien die habsburgischen und die französischen Truppen zusammen. Die Blüte des französischen Adels wurde an einem Tag vernichtet, und Franz selbst wurde gefangengenommen. Der Herzog von Alençon flüchtete vom Schlachtfeld und starb wenige Monate später, von seiner Gattin liebevoll gepflegt.
Jetzt schlug die Stunde für Marguerite. Mit ihrer Mutter hatte sie in Lyon den Ausgang des Krieges abgewartet, und nach dem Tod ihres Gatten ließ sie ihre Mutter als Regentin Frankreichs zurück, sie selbst segelte und ritt zu ihrem Bruder, der schwer krank in Madrid im Gefängnis lag. Sie pflegte ihn wieder gesund und versuchte mit dem unerbittlichen Kaiser Karl V. zu verhandeln. Sowohl sie als auch Franz dachten, dass der ritterliche Ehrencodex seine Befreiung möglich machen würde, Karl war aber auf handfeste Vorteile aus. Am Ende versprach Franz alles, um freizukommen, fuhr nach Hause, gab seine Söhne quasi als Unterpfand dem Kaiser und musste eine Riesensumme als Lösegeld aufbringen.
Als Regentin hatte die streng katholische Louise von Savoyen die französische Kirche in ihrem Kampf gegen die „Ketzer“ unterstützt, deshalb war auch keine Hilfe für Briçonnet und seine Leute zu erwarten. Nach der Rückkehr Franzens war er noch abhängiger als zuvor von der Kirche, nur sie konnte ihm mit dem Geld, das er dem Kaiser schuldete, versorgen. Anders als die deutsche Fürsten, die sich sehr wohl handfeste Vorteile von der Reformation in ihren Ländern erhoffen konnten, hatte der französische König schon eine (katholische) Nationalkirche, die ihn kräftig unterstützte, natürlich in der Annahme, dass er keine „Ketzer“ dulden würde.
Marguerite war eine noch junge Witwe, und ihr zweiter Gatte war ein junger, strahlender Held: Henri d´Albret, König von Navarra. Er hatte sich in der Schlacht von Pavia tapfer geschlagen, war gefangen genommen worden, hatte sich aber in einer „Mantel und Degen Aktion“ buchstäblich erfolgreich abgeseilt. Er war zudem ein Frauenheld und 12 Jahre jünger als Marguerite. Sein Königreich war winzig: das Königreich Navarra war ursprünglich das, was wir heute das Baskenland nennen, ein Gebiet, das sich beidseitig über den Pyrenäen erstreckte, jedoch sein Schwerpunkt auf der Südseite der Bergkette mit Pamplona als Hauptstadt hatte. Die Albrets, als südfranzösische Großgrundbesitzer, waren durch Heirat an die Krone gekommen, nur um erleben zu müssen, dass Spanien 1512 der Gebiet um Pamplona eroberte. Damit schrumpfte das Königreich auf Basse-Navarre zusammen, der französische Teil des Baskenlandes. Da er auch Vicomte von Béarn war, eine unabhängige Grafschaft mit eigener Regierung und Generalständen, hatte er dennoch sein eigene Hausmacht. Er erwartete, sozusagen als Mitgift, dass Franz ihm helfen würde, ganz Navarra zurückzuerobern. Franz dagegen erwartete, dass er die Grenze gegen Spanien verteidigen würde und machte ihn zum Oberbefehlshaber in Guienne, eine Bezeichnung für Südwestfrankreich von den Pyrenäen bis Loire, vom Atlantik bis Auvergne.
Was Marguerite erwartete, wissen wir nicht. Ihre Ehe bedeutete für sie eine Zerreißprobe zwischen dem geliebten Bruder und dem Ehemann, und es war für sie nicht einfach, beiden gegenüber loyal zu sein.
Ihre Ehe bedeutete aber auch, dass sie endlich Mutter wurde. 1528 gebar sie ihre Tochter, Jeanne d´Albret, danach einen Sohn, der kurz nach dem Geburt starb, und dann – sie wurde ja nicht jünger – hatte sie eine Reihe von Fehlgeburten und Scheinschwangerschaften.
Als Königin mit eigenem Herrschaftsgebiet konnte sie jetzt Glaubensflüchtlingen Schutz bieten. Bei ihrem Bruder trat sie immer noch für Andersdenkende ein, sie konnte aber jetzt in Bourges luthersche Studenten und Dozenten an die Universität holen, sie brachte den alten Lefèvre d´Etaples bei ihrem Hof in Nérac unter, sie machte Gérard Roussel zum Bischof von Oloron, und sie stellte als Sekretäre bekannte humanistische Skribenten ein, unter ihnen Clément Marot, Dichter und Verfasser vom ersten gereimten französischen Psalter.
Anfänglich blieben sowohl sie wie ihr Gatte am Hofe. Sie verhandelte zusammen mit ihrer Mutter und Margaretha von Habsburg, Statthalterin der Niederlande, den sogenannten Damenfrieden von Cambrai aus. Sie empfing Botschafter, verhandelte mit dem Pabst, und hatte immer noch die Aufsicht über die königlichen Kinder. Sie reformierte Klöster überall in Frankreich, ihre Lektüre der Lutherschrift „Von den Mönchsgelübden“ hatte sie nicht dazu gebracht, die Klöster abzuschaffen, sondern eher Missstände abzubauen.
1531 veröffentlichte Marguerite ihr religiös-poetisches Werk „Ein Spiegel der sündigen Seele“. Die zweite Ausgabe 1533 wurde von der Sorbonne als ketzerisch verurteilt und verboten. Wütend verlangte Franz I. die Rücknahme der Verurteilung, und die Universität fügte sich schleunigst. Als dann, 1534, die Plakataffäre mit ihrem Angriff auf die Messe und das katholische Abendmahlverständnis die Gemüter erregte, ging sie nach Südfrankreich. Dort konnte sie unter Anderen einem Flüchtling, dem jungen Calvin, weiterhelfen. Sie hatte seit jungen Jahren freundschaftliche Beziehungen zu ihrer Cousine, Renée de France, Herzogin von Ferrara, gepflegt, und jetzt schickten die zwei gleichgesinnten Verwandten einander hilfsbedürftige Glaubensflüchtlinge zu.
In den nächsten Jahren war das Verhältnis zwischen Bruder und Schwester etwas abgekühlt. Franz I. unterstützte die römisch-katholische Kirche nach Kräften, und Marguerite war vorsichtig geworden. Als der Berater des Königs ihn aber fragte, ob Gefahr bestünde, Marguerite könne zum Protestantismus übertreten, erwiderte der König: „Dafür liebt sie mich zu sehr!“, und behielt Recht damit.
Die Ruhe und Abgeschiedenheit am Hofe bedeutete für Marguerite Zeit für eine rege schriftstellerische Tätigkeit. Die religiösen Gedichte waren wohl eher eine Art meditative Übung inmitten der oberflächlichen Geschäftigkeit des Hofes. Jetzt verfasste sie Schauspiele, die am Hof aufgeführt wurden. Angeregt durch die Beschäftigung mit den Schriften des Plato, die sie durch den italienischen Humanisten Pico della Mirandola und Marsilio Ficino kennengelernt hatte, dachte sie über das Wesen der Liebe nach, und ihre schriftstellerische Tätigkeit wurde von diesen Überlegungen geprägt. Sie ließ Platos Schriften ins Französisch übertragen, so wie sie auch die Novellen von Boccaccio, „Dekameron“, übersetzen ließ. Diese Novellen beeinflussten ihre berühmteste Werk, die Novellen, aus denen das „Heptameron“ besteht, und die von ihr über einen längeren Zeitraum zusammengefügt wurden. Sie gab nur ein Buch in Druck, „Les marguerites de la Marguerite des princesses“, die Perlen der Perle (Marguerite) der Prinzessinnen, mitsamt dem Folgeband: „Suyte des marguerites“ (1547). Alle andere Schriften von ihr waren zu ihren Lebzeiten nur als Manuskript vorhanden, aber das Heptameron wurde ungefähr zehn Jahren nach ihrem Tod als Buch herausgegeben, und zählt seitdem zu den Klassikern des 16. Jahrhunderts, obwohl es oft missverstanden worden ist – dazu mehr später (vgl. Nielsen, Theologie als Erzählung).
Eine andere wichtige Angelegenheit in den letzten Jahren, ihr Verhältnis zu ihrer Tochter Jeanne, wird im Artikel über diese behandelt. In den letzten Jahren hatte sie eine Auseinandersetzung mit Calvin über die Freigeister, die sich bei ihrem Hof aufhielten. Ihre Bedeutung für die Reformation wird später untersucht. Klar ist allerdings, dass sie als Katholikin starb. Als ältere Frau zog sie sich immer öfters in Klöstern zurück und auch, wenn sie nie besonders rechtgläubig war, trat sie nie aus der Kirche aus. Sie starb 1549 auf ihrem Schloss Odos.
Marguerite d`Angoulême war eine hoch begabte, zutiefst fromme Frau. Sie ging unbeirrt ihre eigenen Wege, und auch, wenn sie diskret war, ließ sie sich nicht einschüchtern. Ihre Verdienste für die Verbreitung der Reformation sind offenkundig, und in Genf wusste Calvin sehr wohl, wie dankbar er ihr sein musste. Dabei war die geistige Freiheit ihr ohne Zweifel eine Herzensangelegenheit, während ihre Tochter und Enkelin mit Nachdruck Partei ergriffen. Zu Marguerites Zeiten waren diese geistige Freiheit und die Hoffnung, die katholische Kirche von innen zu erneuern und zu „reformieren“, ohne die Glaubensspaltung vollziehen zu müssen, noch möglich. Diese Umstände gaben ihr etwas Spielraum, den spätere Generationen nicht länger hatten.
Literatur
In Deutschland ist die Literatur zu Marguerite d´Angoulême übersichtlich. Zu erwähnen sind:
Margarete von Navarra: Das Heptameron, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1960, mit einem ausgezeichneten Nachwort von Peter Amelung. Neudruck München 1979, 1999 (dtv 12710)
Eltz-Hoffmann, Lieselotte von: Kirchenfrauen der frühen Neuzeit, Stuttgart 1995
Kraus, Claudia: Der religiöse Lyrismus Margaretes von Navarra, München 1981
Schönberger, Axel: Die Darstellung von Lust und Liebe im Heptaméron der Königin Margarete von Navarra, Frankfurt a/M 1993
Sckommodau, Hans: Die religiösen Dichtungen Margaretes von Navarra, Köln 1955
Sckommodau, Hans: Galanterie und vollkommene Liebe im „Heptaméron“, Münchener Romanistische Arbeiten, Band 46, München 1977
Sckommodau, Hans: Die spätfeudale Novelle bei Margareta von Navarra, Sitzungsbericht der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann Wolfgang von Goethe-Universität Frankfurt, Bd. XIV, Nr. 4, Wiesbaden 1977
Zimmermann, Margarete: Der Salon der Autorinnen: französische „dames de lettres“ vom Mittelalter bis zum 17. Jahrhundert, Berlin 2005
Stedman, Gesa & Zimmermann, Margarete: Höfe – Salons – Akademien, Hildesheim 2007
Hinzu kommt eine Übersetzung:
Febvre, Lucien: Margarete von Navarra. Eine Königin der Renaissance zwischen Macht, Liebe und Religion, Frankfurt a/M 1998 (Originaltitel: Autour de l´Heptaméron: Amour sacré, amour profane, Paris 1996)
Allgemeine Kirchengeschichte:
Strasser-Bertrand, Otto Erich: Die evangelische Kirche in Frankreich, in: Die Kirche in ihrer Geschichte, Göttingen 1975
In Frankreich zählt sie zu den wichtigen Renaissancedichterinnen. Eine vollständige wissenschaftliche Ausgabe ihrer Werke von Nicole Cazauran ist in Arbeit:
Marguerite de Navarre: Oeuvres Complètes, Paris 2001. Bisher erschienen:
Heptaméron, Paris 2000 und die Bände 1,3,4,8 & 9
Die klassische Biografie ist:
Jourda, Pierre: Marguerite d´Angoulême, duchesse d´Alençon, reine de Navarre (1492-1549), Étude biographique et littéraire, Paris 1930, Genf 1978
Jourda, Pierre: Répertoire analytique et chronologique de la Correspondance de Marguerite d´Angoulême, Duchesse d´Alençon, reine de Navarre (1492-1549), Paris 1930
Christine Martineau, Michel Veissière & Henry Heller: Guillaume Briçonnet/Marguerite de Navarre: Correspondance, 2 Bd., Paris 1975-79
Herminjard, Aimé, hrsg.: Correspondance des réformateurs dans les pays de langue française, Genf 1886-79
In Heptaméron, ed. Nicole Cazauran, ist weiterführende Literatur erwähnt. Hier verweise ich nur auf drei Kolloquien aus dem Jahr 1992:
Marguerite de Navarre, 1492-1992, Actes du Colloque international de Pau (1992), Mont-de- Marsan 1995
Etudes sur l´Heptaméron de Marguerite de Navarre, Colloque de Nice, 15-16 Fèvrier 1992, Uni.de Nice, o. J.
Marguerite de Navarre, Actes du colloque international du 14 au 16 septembre 1992, Lódź 1997
Karlsson, Britt-Marie: Sagesse divine et folie humaine, Etude sur les structures antithétiques dans l´Heptaméron de Marguerite de Navarre (1492-1549), Göteborg 2001
Montaigne: Oeuvres complètes, Paris 1962
Ausgewählte Literatur in englischer Sprache:
- Patricia F. Cholakian & Rouben C. Cholakian: Marguerite de Navarre, Mother of the Renaissance, New York 2006
- Cholakian, Patricia F.: Rape and Writing in the Heptameron, Carbondale 1991
- Cottrell, Robert D.: The Grammar of Silence, A Reading of Marguerite de Navarre´s Poetry, Washington D.C. 1985
- Davis, Betty J.: The Storytellers in Marguerite de Navarre´s Heptaméron, Lexington 1978
- Davis, Natalie Zemon: Society and Culture in Early Modern France: eight Essays, Stanford 1975
- Farge, James K.: Orthodoxy and Reform in Early Reformation France, The Faculty of Theology of Paris, 1500-1543, Leiden 1985
- Ferguson, Gary: Mirroring belief: Marguerite de Navarre´s Devotional Poetry, Edinburgh 1992
- Gelernt, Jules: World of Many Loves, The Heptameron of Marguerite de Navarre, Chapel Hill 1966
- Greengrass, Mark: The French Reformation, London 1987
- Salmon, J.H.M.: Society in Crisis, France in the Sixteenth Century, London 1975
- Tetel, Marcel: Marguerite de Navarre´s “Heptaméron”: Themes, Language and Structure, Durham N.C. 1973
Calvin und die Hexenverfolgung
von Achim Detmers
Praetorius war einer der ersten Kritiker der Hexenprozesse und soll sich in seinem Werk »Gründlicher Bericht Von Zauberey vnd Zauberern« »vehement gegen Calvins [..] Aufruf zur Verbrennung der Hexen« gewandt haben. (1) Diese Behauptung ist insofern von Bedeutung, als Pfarrer Praetorius zu den entschiedenen Anhängern Calvins zählte. Aus einem Vergleich der beiden können folglich wichtige Hinweise gezogen werden, wie Calvins Aussagen zur Hexenthematik einzuschätzen sind.
Betrachtet man die Behauptung genauer, Praetorius habe sich von Calvins Äußerungen distanziert, so begegnet hier gleich die erste Überraschung. Interessanterweise wird Calvin in dem genannten Werk des Praetorius von 1613 nur ein einziges Mal erwähnt – und zwar durchweg positiv. Praetorius beruft sich hier nämlich auf Calvins Auslegung von Gen 6,1f. Darin kritisiert Calvin die aberwitzige Auslegung ›gelehrter Männer‹, die in Gen 6 einen Beischlaf von Engeln mit Frauen hineinfantasieren. (2) Unter Berufung auf Calvin widerlegt Praetorius, dass Hexen mit dem Teufel Beischlaf haben können. Und zugleich kritisiert er (mit Calvin) Theologen, die solchen Vorstellungen Vorschub leisteten. Calvin ist für den reformierten Pfarrer Praetorius also eine Autorität, die er im Kampf gegen Hexenverfolgungen auf seiner Seite sieht. Kritik an anderslautenden Äußerungen Calvins sind in diesem wichtigen Werk von Praetorius an keiner Stelle zu finden.
Dies ist auch nicht weiter verwunderlich, weil sich Calvin in seinem Riesenwerk nur an wenigen Stellen überhaupt zu dem Thema ›Zauberei/Wahrsagerei/Beschwörungen« äußert (3). Und er tut dies auch nur im Zusammenhang mit seinen Schriftauslegungen, wenn er in der Bibel auf Phänomene von Zauberei usw. stößt:
a. In seiner Auslegung zu Dtn 18,10f z. B. kommentiert Calvin Gottes Mahnung an das Volk Israel, sich nicht an den magischen Praktiken der Kanaaniter zu beteiligen. Calvin argumentiert, dass es solche Praktiken offenbar gebe, sonst würde sie Gott ja nicht verbieten. Aber, so Calvin, Schadenszauber, Trugbilder und scheinbare Außerkraftsetzung der Naturgesetze geschehen nicht aufgrund von teuflischen Praktiken, sondern unter Gottes Zulassung, um die Ungläubigen in die Irre zu führen. Und erstaunlicherweise ist es Praetorius, der mit exakt dieser Argumentation knapp 40 Jahre später dem Hexenglauben zu Leibe rückt. Praetorius argumentiert nämlich genau wie Calvin, dass Gott allmächtig sei; nur er allein könne in die Gesetze der Natur eingreifen. Der Teufel und angebliche Zauberer seien an die Naturgesetze gebunden. Nur auf Gottes Befehl hin, könne der Teufel überhaupt etwas bewirken. Teuflische Zauberei an sich, so Praetorius, existiere also gar nicht. Phänomene wie Hexenflug, Hexentanz und Teufelsbuhlschaft seien lediglich vom Teufel erzeugte Fantasien. (4)
b. Eine weitere Passage, in der Calvin kurz auf Zauberei zu sprechen kommt, ist seine Auslegung von Ex. 22,18 und Lev 20,6.27. Dort kommentiert er die alttestamentliche Forderung der Todesstrafe für Zauberinnen und die Steinigungsstrafe für Wahrsager und Zeichendeuter. Calvin bezeichnet es als »nicht verwunderlich«, dass hier die Todesstrafe gefordert werde, weil solche Praktiken gefährlich seien; ihnen lägen Selbstüberhebung und Abfall vom wahren Glauben zugrunde. Deshalb fordert Calvin in einer Predigt über Dtn 18,10-15, dass die weltliche Justiz Zauberei und Hexerei ebenso wenig dulden dürfe wie Diebstahl und Mord. (5) Man könnte jetzt vermuten, dass Praetorius hier Calvin grundsätzlich widerspricht. Doch genau wie Calvin stimmt er dem alttestamentlichen Urteil über Zauberei zu. Zauberei und Teufelsdienst seien nämlich Abfall von Gott und würden mit ewiger Verdammnis bestraft; hier habe das Alte Testament ewige Gültigkeit. Im Unterschied zu Calvin beantwortet Praetorius aber die Frage differenziert, ob die Bestrafung durch Gott auch die Todesstrafe durch die weltliche Justiz rechtfertigt. Praetorius kommt hier zu dem Urteil, dass das nicht für alle Arten von Zauberei gelte, sondern nur für Giftmörder. Bei ›spirituellen‹ Verbrechen könne der Sünder ja durch Reue und Buße zu Gott zurückkehren. Grundsätzlich aber sei Zauberei durch die Justiz zu strafen, aber im Falle der Umkehr nicht mit der Todesstrafe, sondern mit Geldstrafe, Prügelstrafe oder Pranger. Die Unbußfertigen, die niemanden beschädigt hätten, sollten geprügelt und des Landes verwiesen werden. (6)
Der Unterschied zwischen Calvin und Praetorius ist also gar nicht so groß und grundsätzlich wie wieder oben behauptet. Im Gegenteil, in zentralen Fragen erweist sich Praetorius als Schüler Calvins. Gleichwohl wird in der Wanderausstellung über Praetorius (7) eine Tafel gezeigt, die Calvin als gnadenlosen Ankläger und Verfolger von Hexen darstellt. Auf der Tafel wird eine dürftige Notiz aus den Genfer Ratsprotokollen als zentraler Beleg für diese Auffassung zitiert. Diese Belegstelle und seine fragwürdige Interpretation geht zurück auf das Werk des Zürcher Pfarrers und Psychoanalytikers Oskar Pfister (1873-1956). Er veröffentlichte 1947 eine kleine Schrift zum Hexenprozess von Peney. (8) Dieses Werk des Hobbyhistorikers Pfister ist leider so fehlerhaft, dass es gleich nach Erscheinen zahlreiche Kritik erfuhr, (9) In der seriösen Calvinforschung spielt das Werk deshalb heute kaum eine Rolle. Denn Pfister setzt in seinem Buch voraus, dass Calvin in Genf ein Terrorregime errichtet habe und beliebig auf die Rechtsprechung des Genfer Rates Einfluss nehmen konnte. Eine Auffassung, die spätestens seit dem Calvin-Jahr als widerlegt gelten kann. Zudem zeichnet der Psychoanalytiker Pfister ein überaus düsteres Bild Calvins. Er sei von »pathologischer Angst« und neurotischen »Zwangsvorstellungen« getrieben, bei ihm würden kulturell längst überwundene primitive Triebe hervorbrechen, insb. »Sadismus und Masochismus« (10). Mit diesen Zuschreibungen war es Pfister kaum möglich, Calvins Rolle beim Hexer- und Hexenprozess von Peney angemessen zu beurteilen.
Doch nun zu den Vorwürfen im Einzelnen: 1542 bis 1545 wütete in Genf die Pest. Die Pest versetzte die Menschen in Panik. Schuldige wurden gesucht und bald gefunden. Auf dem Höhepunkt der Pest wurden 34 Personen mithilfe der Folter ›überführt‹, Türschlösser mit Pestgift bestrichen zu haben. Sie wurden 1545 ohne jede Mitwirkung Calvins wegen Pestverbreitung zum Tode verurteilt. (11). Das Abebben der Seuche führte dann zu einer Beruhigung der Situation. Doch im Oktober 1545 wurde der Burgvogt von Peney vom Genfer Rat mit der Durchführung eines Prozesses gegen sechs der Zauberei angeklagte Personen beauftragt. Bei der angewandten Folter wurden Geständnisse schwarzer und weißer Magie erpresst. Ein Angeklagter wurde dabei so schwer verletzt, dass er kurzerhand zum Tode verurteilt wurde, um die Folterekzesse zu vertuschen. Dieses Fehlverhalten führte eventuell dazu, dass der Genfer Rat von weiteren Todesurteilen absah, zumal die Beschuldigten keine eindeutigen Geständnisse lieferten. Die Beschuldigten wurden freigelassen bzw. verbannt. (12)
In diesem Augenblick betritt nun Calvin erstmals die Bühne. Er erscheint aus nicht bekannten Gründen am 19. November 1545 vor dem Genfer Rat. Bei ihm ist der Pfarrer von Peney Jaques Bernard, der zu den eifrigsten Verfolgern von Zauberei und Hexerei gehörte und der seine Gemeinde von Zauberern und Ketzern unterwandert sah. (13) Die betreffende Notiz aus dem Ratsprotokoll, die auch auf der Ausstellungstafel zitiert ist, besagt nun Folgendes:
»Dazu haben Herr Calvin, Pfarrer in Genf, und Meister Jaques Bernard, Pfarrer im Gebiet von Peney, ausgeführt, wie man sich bereits sorgfältig bemüht habe, die Rechtsprechung bei einigen Missetätern des genannten Gebietes anzuwenden. Aber es gebe noch viele andere. Sie ersuchen, den Beamten des genannten Gebietes zu befehlen, dass sie eine gesetzliche Untersuchung gegen solche Häretiker (bzw. Zauberer) anstellen, um die Brut des genannten Gebietes auszumerzen. In Bezug hierauf wird angeordnet, dass der Burgvogt von Peney diese Angelegenheiten weiter nachverfolgen und brauchbare Informationen beibringen solle.« (14)
Dieser kurzen Protokollnotiz ist also nicht genau zu entnehmen, was Calvin und was Pfarrer Bernard dem Rat jeweils vorgetragen haben. Auch ist das Vorgetragene keineswegs so empörend, wie Oskar Pfister in seinem Werk glauben machen will. Calvin und/oder Bernard ersuchen den Rat, eine gesetzliche Untersuchung anzustellen mit dem Ziel, in Peney Ruhe einkehren zu lassen im Blick auf die Verunsicherung durch Zauberei und Häresie. Ob das Wort »extirper«, also »ausmerzen« bei der Ratssitzung von Calvin gebraucht wurde oder von Pfarrer Bernard oder in der Diskussion gefallen ist, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen und somit auch nicht gegen Calvin in Anschlag bringen.
Feststeht auf jeden Fall, dass die Beratung im Genfer Rat zur Folge hatte, dass in Peney erneut Untersuchungen angestellt wurden. Der schon einmal angeklagte Amyed Darnex wurde daraufhin erneut vernommen. Unter Folter gestand er zunächst, sich dem Teufel verschrieben zu haben. Dieses Eingeständnis war aber nach damals geltendem Recht nur gerichtsverwertbar, wenn es ohne Folter wiederholt wurde. Darnex beteuerte jedoch nachdrücklich seine Unschuld, sodass der Genfer Rat sich schließlich gezwungen sah, das Verfahren einzustellen und Darnex aus dem Gebiet von Peney zu verbannen. (15)
Calvins angebliches ›Eingreifen‹ führte also keineswegs zu einer Welle von Hexenverfolgungen, wie Pfister suggeriert, sondern zu einer nach damaligen Maßstäben rechtskräftigen Untersuchung mit dem Ergebnis, dass keine Hinrichtungen verhängt wurden und es in Genf zu Calvins Lebzeiten zu keiner weiteren bemerkenswerten Hexenverfolgung gekommen ist. (16)
Anmerkungen/Literatur:
(1) H.Hegeler in: http://www.anton-praetorius.de/opfer/hexenjaeger.htm#Calvin.
(2) A.Praetorius, Von Zauberey vnd Zauberern Gründlicher Bericht, Heidelberg 1613, 62.
(3) Eine Übersicht gibt P.Jensen, Calvin and Witchcraft, in: The Reformed Theological Review 34 (1975), 76-86.
(4) Ähnlich beurteilt Calvin übrigens die Erscheinung des verstorbenen Samuel, dessen Geist auf Wunsch Sauls von der Frau in Endor heraufbeschworen wurde (1. Sam 28). Calvin urteilt, dass dieser Geist nicht Samuel gewesen sein könne, sondern nur eine Illusion (»spectrum«) des Teufels. Vgl. CO 30 (Hom. zu 1. Sam 28). Zu Praetorius vgl. Jürgen Michael Schmidt, Praetorius, Antonius. Aus: Lexikon zur Geschichte der Hexenverfolgung, hrsg. v. Gudrun Gersmann, Katrin Moeller u. Jürgen-Michael Schmidt, in: historicum.net, URL: http://www.historicum.net/no_cache/persistent/artikel/1663/ 22.4.2013. Vgl. Jörg Haustein, Martin Luthers Stellung zum Zauber- und Hexenwesen, Stuttgart u.a. 1990, 150-152, der bei Calvin »rationalistische Tendenzen« ausmacht, »die eine gewisse Vorarbeit leistete für eine physikalisch-rationalistische (…) Überwindung des Hexenwahns« (151f).
(5) Ähnlich äußert sich Calvin in einer Predigt zu 1. Sam 28. Vgl. Ioannis Calvini Opera 30, 632.
(6) Vgl. Jürgen Michael Schmidt, Praetorius, a.a.O. Auch im Genfer Konsistorium gab es in zahlreichen Beispielen die Praxis, bei dem Vorwurf der Zauberei abgestuft zu urteilen. Diese Abstufungen reichen von der einfachen Ermahnung bis zum Ausschluss vom Abendmahl. Lediglich schwere Vergehen wurden unmittelbar an den Genfer Rat verwiesen. Vgl. E.Pfisterer, Calvins Wirken in Genf, Neukirchen 1957, 146; R.M.Kingdon, Eine neue Sicht Calvins im Lichte der Protokolle des Genfer Konsistoriums, in: Reformierte Kirchenzeitung 138 (1997), 567-573.
(7) »Kämpfer gegen Hexenprozesse und Folter«, 2013 http://www.anton-praetorius.de/downloads/Bethel%20Praetorius%20Ausstellung%202013.pdf)
(8) Oskar Pfister: Calvins Eingreifen in die Hexer- & Hexenprozesse von Peney 1545 nach seiner Bedeutung für Geschichte & Gegenwart, Zürich 1947.
(9) Z. B. F.Büsser in: Zwingliana Bd 8,9 (1948), 555-558; ders. in: Theologische Zeitschrift 4,4 (1948), 310-313; E.Pfisterer, Calvins Wirken in Genf, Neukirchen 1957, 143-150.
(10) A.a.O., 101f.
(11) Calvin schenkte den Vorwürfen der Pestverbreitung übrigens Glauben: »Denn vor Kurzem wurde eine Verschwörung von Männern und Weibern entdeckt, die seit drei Jahren die Pest in der Stadt verbreiteten, durch, ich weiß nicht, welche Giftmischerei. Obwohl fünfzehn Weiber verbrannt, einige Männer noch grausamer hingerichtet worden sind, einige im Kerker selbst den Tod suchten, noch fünfundzwanzig gefangen gehalten werden, hören sie doch nicht auf, jeden Tag die Haustürschlösser mit ihren Salben zu bestreichen. Sieh, in welcher Gefahr wir schweben. Gott hat bisher unser Haus unversehrt erhalten, obwohl es schon mehrmals angegriffen wurde. Gut ist nur, dass wir uns in seinem Schutze wissen.« (Calvin an Myconius am 27.3.1545). Allerdings ist Calvin zugleich bemüht um Milderung der Strafen und des Vorgehens beim Prozess gegen die ›Pestverbreiter‹. Vgl. F.Büsser, a.a., 556.
(12) Vgl. F.Büsser in: Zwingliana Bd 8,9 (1948), 555f; O.Pfister, a.a.O., 25-33.
(13) K.Baschwitz, Hexen und Hexenprozesse. Geschichte eines Massenwahns, München 1966, 264.
(14) »Sur ce que Monsieur Calvin, ministre en Genève, et maistre Jaque Bernard, ministre en la terre de Pigney, hont exposé comment desjà l´on a faict diligence de faire justice d´aulchungs delinquans de lad. terre, mes que encore il en a beaucopt d´aultres, requerant commander aux officiers de ladite terre de fère légitime inquisition contre tel hereges affin de extirper telle rasse de ladite terre, ordonné que soyt commandé au chastellain de Pigney de suyvre apprès tel affères et qui en pregne bonne information.« (zitiert nach O.Pfister, a.a.O., 33).
(15) K.Baschwitz, a.a.O., 262f.
(16) Vgl. E.W.Monter, Witchcraft in Geneva, 1537-1662, in: The journal of modern history 43/2 (1971), 179-204.
Dr. Achim Detmers, Studienleiter des Kirchlichen Fernunterrichts (KFU), April 2013