Setri Nyomi im Porträt: erster Nichteuropäer in der Position des Generalsekretärs der Reformierten weltweit

Für den ghanaischen Kirchenführer Setri Nyomi bleibt das Eintreten für weltweite Gerechtigkeit ein Hauptanliegen.

Die Leitung einer weltweiten Organisation mit 229 Mitgliedskirchen in 108 Ländern ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Dazu bringt Nyomi eine Mischung von ökumenischer Erfahrung, theologischer Ausbildung und fester Überzeugung mit, Christen seien dazu berufen, sich systemischen Formen von Ungerechtigkeit im gesellschaftlichen Leben und heutigen Finanzsystem zu widersetzen.

Der folgende Text ist der erste einer Reihe von drei Porträts afrikanischer kirchenleitender Persönlichkeiten der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK): Setri Nyomi, Generalsekretär (Ghana); Jerry Pillay, Präsident (Südafrika) und Veronica Muchiri, Mitglied des Exekutivausschusses (Kenia).

Der Exekutivausschuss der WGRK tagt vom 7. – 15. Mai 2013 im Forest Hotel in Dodowa, Ghana.

Der Generalsekretär der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK), Setri Nyomi, glaubt an das Recht aller Menschen auf gerechte und respektvolle Behandlung. Diese Überzeugung ist für ihn grundlegend. Sie trägt ihn seit seiner Jugendzeit in seinem Heimatort Anloga, Ghana, bis zu seiner Übersiedelung nach Genf, Schweiz, wo er als erster Afrikaner die Leitung der Organisation übernommen hat.

Die Leitung einer weltweiten Organisation mit 229 Mitgliedskirchen in 108 Ländern ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Dazu bringt Nyomi eine Mischung von ökumenischer Erfahrung, theologischer Ausbildung und fester Überzeugung mit, Christen seien dazu berufen, sich systemischen Formen von Ungerechtigkeit im gesellschaftlichen Leben und heutigen Finanzsystem zu widersetzen.

Nyomi sagt von sich, er habe sich als junger Mensch für das Studium der Theologie entschieden, weil er eine starke Berufung Gottes zum ordinierten Amt verspürt habe, um „ein Instrument zur Hilfe für andere” zu werden.

Doch die Entwicklung hätte auch andere Bahnen einnehmen können. Im Alter von 18 Jahren erhielt Nyomi ein Stipendium zum Studium im Staat Mississippi in den südlichen USA, einer Region, die damals für ihren hohen Grad an rassischer Intoleranz berüchtigt war. Als dem jungen Studenten bewusst wurde, wie sehr der Rassismus sich auch auf das kirchliche Leben auswirkte, begann er sich zu fragen, ob er sein Projekt, sich der kirchlichen Arbeit zu widmen, nicht aufgeben solle. Doch schließlich stärkte ihn diese Erfahrung und führte dazu, dass sich der junge Student Nyomi leidenschaftlich für Recht und Gerechtigkeit einzusetzen begann, woraus sich eine lebenslange Karriere im Pfarramt und der Übernahme ökumenischer Verpflichtungen im Sinne gesellschaftlichen und kirchlichen Wandels ergab.

Im Anschluss an seine Ordinierung durch die Evangelische Presbyterianische Kirche in Ghana erwarb Nyomi im Theologischen Seminar von Princeton, USA, den Doktortitel (Ph.D.) in Pastoraltheologie. Darauf trat er in den kirchlichen Dienst ein, übte verschiedene Ämter aus, insbesondere als Stabsmitarbeiter der Allafrikanischen Kirchenkonferenz (AACC) in Nairobi, Kenia. Dort war er für die Abteilung Theologie, christliche Erziehung und Familienleben zuständig.

Im April 2000 wurde Nyomi als erster Nichteuropäer in die Position des Generalsekretärs des Reformierten Weltbundes (RWB) gewählt. Als sich der RWB im Jahr 2010 mit dem Reformierten Ökumenischen Rat (REC) zusammenschloss, um gemeinsam die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen zu bilden, wurde Nyomi für die Leitung der WGRK bestimmt.

Der Theologe und Pastor beendet demnächst seine zweifache Amtszeit als Generalsekretär von RWB und WGRK. Im September 2014 wird er nach Ernennung seines Nachfolgers oder seiner Nachfolgerin von seinem Posten zurücktreten. Um für dieses letzte Amtsjahr ein Zeichen zu setzen, beschloss der Exekutivausschuss der Organisation, vom 7. – 15. Mai in Dodowa, Ghana zu tagen. Damit bekundet er seine Anerkennung für den Dienst dieser kirchenleitenden Persönlichkeit auf Weltebene und zugleich dessen Verwurzelung in seinem Heimatland.

Im Rückblick auf seine Amtszeit im Dienst von RWB und WGRK betont Nyomi, er habe als erster afrikanischer Generalsekretär und Leiter einer weltweiten Bewegung Reformierter Kirchen große Herausforderungen, aber auch große Chancen erkannt.

In seinem Selbstverständnis als gebürtiger Ghaneser und Anwalt für Gerechtigkeitsanliegen ist sich Nyomi der Tatsache bewusst, dass seine Herkunft aus einem Land, das mit dem Problem ungleicher Weltwirtschaftsstrukturen ringt, von Vorteil war, und dass seine Ernennung als Generalsekretär ihm eine Leitung dieser weltumspannenden Organisation aus der Perspektive der in die Randzone gedrängten Menschen ermöglichte.

„Es war mir dadurch möglich, unter den Kirchen der südlichen Hemisphäre einen stärkeren Sinn dafür zu entwickeln, die Bedeutung der reformierten Kirchenbewegung als ihre eigene Sache zu betrachten und sie sich anzueignen. In früherer Zeit hatten diese Kirchen mitunter den Eindruck, der Reformierte Weltbund sei vor allem ein Kind der Kirchen der nördlichen Hemisphäre, und die Kirchen des Südens seien lediglich als Beifahrer willkommen, ” erklärt Nyomi. „Sie vermochten sich mit mir als Generalsekretär zu identifizieren und spürten, dass ich mich meinerseits mit ihren Besorgnissen und Anliegen identifizierte.”

Auf der anderen Seite gesteht Nyomi, dass er als afrikanischer Leiter einer weltweiten Organisation auch vor großen Herausforderungen stand, unter anderem finanzieller Natur. 

„Ich trat mein Amt zu einer Zeit an, wo die für ökumenische Organisationen und Kirchenzentralen verfügbaren Mittel durch Sparmassnahmen gekürzt werden mussten. Als Afrikaner fehlte mir der direkte Zugang zu den wichtigsten Finanzierungsquellen,” sagt er.

Der Rückgang der verfügbaren Ressourcen zur Finanzierung der weltweiten ökumenischen Bewegung war im vergangenen Jahrzehnt Grund zu ständiger Besorgnis und wurde für die Existenz der WGRK zu einer echten Herausforderung. An seiner Tagung im Mai 2012 in Berastagi, Indonesien, stimmte der Exekutivausschuss der WGRK der Absicht zu, den Hauptsitz der Organisation vom Ökumenischen Zentrum in Genf nach Hannover in Deutschland zu verlegen. Dieser Beschluss wurde etwas später im Jahr ausdrücklich bestätigt. Ausschlaggebend für den Umzug war die Notwendigkeit, die Personalkosten zu reduzieren, denn die Umtauschrate der eingezahlten Mitgliederbeiträge in Schweizer Franken verursachte zu große Wechselkursverluste.

In Nyomis Amtszeit fällt die Redaktion und Annahme einer Erklärung, nach deren Aussage Christinnen und Christen aufgrund ihrer Theologie und biblischer Erkenntnis dazu angehalten sind, sich für wirtschaftliche und gesellschaftliche Gerechtigkeit im eigenen Land und auf der Ebene weltweiter Entscheidungsgremien einzusetzen. Diese Erklärung wurde im Jahr 2004 von den Delegierten der Generalversammlung des RWB in Accra, Ghana verabschiedet. Die als „Bekenntnis von Accra” bekannte Erklärung wurde vonseiten der Mitgliedskirchen begrüßt, aber auch kritisiert. Sie bewährt sich jedoch weiterhin als grundlegendes Dokument zur Gestaltung der Arbeit unter den Kirchen der WGRK und deren Partner in der Ökumene, und zwar in theologischer und missionarischer Hinsicht, wie im Bereich christlicher Ausbildung und der Anwaltschaft für Recht und Gerechtigkeit.

Nyomi gehört zur Gruppe von Personen, die an der Verfassung und Inspiration dieses Dokuments beteiligt waren und ist überzeugt, dass es Aussagen enthält, die für die Wahrnehmung öffentlicher Verantwortung durch Christinnen und Christen im 21. Jahrhundert maßgebend bleiben.

„Als afrikanischer reformierter Theologe bewahre ich ein lebendiges Bewusstsein davon, dass unsere theologischen Bemühungen in eine Sackgasse führen, wenn sie nicht mehr im Leben der Menschen verankert sind und auf deren Erfahrung eingehen. Und das heißt für mich: wir können nicht schweigen, wenn ein Teil der Menschheit leidet oder wenn globale Strukturen von Unrecht geprägt sind. Das ist die Überzeugung, die hinter der Annahme des Accra-Bekenntnisses und dessen Verbreitung steht. Und darin drückt sich nicht nur das Verständnis afrikanischer Theologen von Gerechtigkeit aus. Dieses umfassende Verständnis hat es mir erlaubt, den kritischen Einwänden aus Europa und Nordamerika gegen das Bekenntnis von Accra zu begegnen,” argumentiert Nyomi.

In Vorausschau auf die Tagung des Exekutivausschusses in Ghana erblickt Nyomi darin eine Gelegenheit für die ghanaischen Mitgliedskirchen der WGRK zur Gastfreundschaft gegenüber der Weltgemeinschaft und zum Miteinanderteilen von Erlebnissen aus unserer eigenen Geschichte und Glaubenserfahrung im aktiven Alltag. „Das lieben Ghanesen ganz besonders und darin sind sie Meister,” sagt Nyomi.

 


Pressemeldung, Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, 6. Mai 2013

Das Präsidium der GEKE würdigt in einer Erklärung den 20. Jahrestag der Öffnung des Eisernen Vorhangs: Das grenzenlose Europa bietet Freiheit und Chancen, gleichzeitig belastet eine neue Re-Nationalisierung das Miteinander.

Wien/Bern, 24. Juni 2009 / Thomas Flügge (Pressesprecher)

Moderator der Presbyterian Church of Korea (PCK) für Abgabe eines ökumenischen Zehnten

Spende der PCK an den Reformierten Weltbund als Johannes Calvin Geburtstagsgeschenk
The Moderator of the Presbyterian Church of Korea (PCK) has told members of the World Alliance of Reformed Churches (WARC) that he believes churches should be motivated to engage in a movement for ''ecumenical tithing''.

Pressemitteilung des Reformierten Weltbundes, 5. Juni 2009

Südafrika begrüßt Entscheidung der Reformed Church of America Rassismus als Sünde zu bekennen und das Belhar Bekenntnis anzuerkennen

A South African church leader is hailing a move by an American church to require members to confess racism as a sin.
Representatives of the Reformed Church of America (RCA) voted at meetings in the city of Holland (8. Juni 2009) in the northeastern United States to accept the Belhar Confession as one of four foundational statements of belief which define the terms of church membership.

WARC, 9. Juni 2009

Neue Reformierte Bewegung will Ortsgemeinden für weltweite Verbindungen öffnen

RWB-Vizepräsident Locher erwägt gegenseitige Fürbitte für die Anliegen der Mitgliedskirchen
Vertreter von Mitgliedskirchen des Reformierten Weltbundes (RWB) und des Reformierten Ökumenischen Rates (REC) kamen überein, den Zusammenschluss der beiden Organisationen zu einer weltweiten Gemeinschaft oder ‘communio’ zu empfehlen, - ein Schritt, der ihrer Ansicht nach direkte und positive Auswirkungen auf ihre Ortsgemeinden in der ganzen Welt haben dürfte.

WARC, 4. Juni 2009

Rechtsradikale im Europaparlament schaden den Menschen in Europa

Christlicher Glaube geht nicht mit fremdenfeindlichen und rassistischen Parolen zusammen
Der Generalsekretär der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), Bischof Dr. Michael Bünker: ''Das Europaparlament darf nicht zur Schaubühne für extremistische Kräfte werden.''

Pressemitteilung der GEKE, Thomas Flügge, Wien/Bern, 9. Juni 2009

Reformierter Weltbund: Barmer Theologische Erklärung weltweit maßgebendes Beispiel

Eine Erklärung der deutschen Kirchen von 1934 bleibt für Reformierte Kirchen heute maßgebend
Das Vorgehen einer Gruppe deutscher Kirchenmitglieder im Jahr 1934, die sich dem nazifreundlichen Reichskirchenregiment widersetzten, ist noch heute ein maßgebendes Beispiel für uns, sagt der Generalsekretär des Reformierten Weltbundes (RWB), Setri Nyomi.

Pressemitteilung des Reformierten Weltbundes

Reformierte Christen weltweit prägen Genfs Stadtbild anlässlich der Calvinfeiern

Clifton Kirkpatrick, der Präsident des RWB: ''Gelegenheit zur Begegnung unter Angehörigen der Reformierten Kirchenfamilie''
Christen und Christinnen aus aller Welt strömen nach Genf in der Schweiz anlässlich der Geburtstagsfeiern des Vorkämpfers der Kirchenreformation, Johannes Calvin.

Pressemitteilung des Reformierten Weltbundes (RWB)

Reformed church Christians propose sacramental union

Setri Nyomi: ''The decision is in line with John Calvin’s commitment to Christian unity''
Representatives of Reformed, United and Presbyterian churches from diverse traditions have voted to form a union which is unprecedented in its inclusiveness and overcomes longstanding divisions among some churches.

Pressemitteilung des Reformierten Weltbundes (RWB) / WARC

Korean students prepare for ministry via ''travelling theology''

Gyoung Ho Jeong: ''process of learning from life settings''
A Korean professor who has taken theology students to live with nomadic herders in Mongolia and with the urban poor in Viet Nam believes he may be creating a new branch of theology, one which he has dubbed « Travelling Theology ».

Pressemitteilung des Reformierten Weltbundes (RWB) / WARC, 27. Mai 2009

Calvin-Feier und Tagung zum Zusammenschluss von WARC und REC

21. – 31. Mai Tagung von Reformiertem Weltbund und Reformiertem Ökumenischen Rat im John Knox Zentrum, Genf
Leitende Reformierte Kirchenvertreter feiern Calvin und planen den Zusammenschluss ihrer Organisationen, der rund 75 Millionen Reformierte Christen in aller Welt umfassen wird.

Pressemiteilung WARC, 13. Mai 2009
<< < 291 - 296 (296)