ERK: Sondersynode verabschiedet Erklärung zur Globalisierung

Evangelisch-reformierte Kirche kritisiert mit südafrikanischer Partnerkirche Globalisierung

Die Evangelisch-reformierte Kirche warnt vor den Gefahren des Globalisierungsprozesses. Während einer Sondersitzung verabschiedete die Gesamtsynode gestern in Emden eine Erklärung mit dem Titel "Gemeinsam für eine andere Welt".

Diese Erklärung entstand in einem drei Jahre dauernden Diskussionsprozess mit der südafrikanischen Partnerkirche Uniting Church of Southern Africa (URCSA).

"Gemeinsam für eine andere Welt" - die Erklärung als Download

In diesem Dokument erkennen die beiden Kirchen zwar an, dass Globalisierung invielen Bereichen einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung mit sich gebracht habe. Aber sie stellen auch fest, dass es Verlierer gibt, die vorallem in den ärmeren Ländern des Südens leben. Die Kirchen zeigen sich besorgt, dass der wirtschaftliche Aufschwung mit einer wachsenden "Gerechtigkeitslücke" einher geht und dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderklaffe. Große Sorge bereitet den Kirchen der Zustand der Umwelt, die in vielen Ländern rücksichtslos geplündert und ausgebeutet werde, um wirtschaftlichen Fortschritt zu erreichen.

In der Erklärung ist von wirtschaftlicher, kultureller, politischer und militärischer Macht als einem Herrschaftssystem die Rede, dem scheinbar alles unterworfen sei. "Wir begreifen dieses System als eineBedrohung unseres täglichen Lebens, das den Interessen mächtiger Konzerne, Nationen, Eliten und privilegierter Personen dient, während es in Kauf nimmt,dass dies auf Kosten von Mensch und Schöpfung geschieht."

Die Kirchen seien aufgerufen, sich in einer Welt vollerUngerechtigkeit und Feindschaft den Notleidenden, Armen und Entrechteten zuzuwenden und für eine faire Weltordnung einzutreten, heißt es weiter. Diejetzt verabschiedete gemeinsame Erklärung soll in die nächste Generalversammlung des Reformierten Weltbundes einfließen. Diese beginnt am 18. Juni in Grand Rapids in den USA.

Hintergrund des deutsch-südafrikanischenDiskussionsprozesses ist das sogenannte "Bekenntnis von Accra". In einem umstrittenen Beschluss richtete die Generalversammlung des ReformiertenWeltbundes 2004 im ghanaischen Accra einen dramatischen Appell an dieWeltöffentlichkeit. Angesichtszunehmender wirtschaftlicher Ungerechtigkeit und ökologischer Zerstörung in derWelt forderte der weltweit größte Zusammenschluss evangelischer Christendie Kirchen auf, ein "Bündnis für Gerechtigkeit und für das Leben auf der Erde zu schließen". Nebender achtseitigen gemeinsamen Erklärung unter dem Titel "Gemeinsam für eineandere Welt" ist ein etwa 150-seitiges Abschlusspapier entstanden, in demThemen wie Handel, Finanzmärkte, Welternährung, Wasser,Geschlechtergerechtigkeit, Umwelt, Militarismus theologisch erörtert werden.

Als Gastredner forderte der Physiker Ernst Ulrich vonWeizsäcker in seinem Vortrag ein anderes Menschenbild, das nicht auf Egoismusaus gerichtet sein dürfe. Der langjährige Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie sprach sich für globale Wirtschaftsregeln aus. Kirchen und Nichtregierungsorganisationen hätten im notwendigenDiskussionsprozess eine wesentliche Rolle.

"Gemeinsam für eine andere Welt" - die Erklärung als Download


Ulf Preuß, Pressesprecher, Evangelisch-reformierte Kirche, 14. Juni 2010
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