Wochenrückblick
Barmherziger Gott, / am Sonntag gehe ich ins Wahllokal, / vorbei an Plakaten mit Slogans. / Ich kann "Zukunft" wählen, "Freiheit", "Respekt", "Sicherheit" und noch vieles mehr. / Ob ich dann auch das bekomme, / was ich gewählt habe, / entscheiden wir alle: / WählerInnen, Abgeordente, Koalitionen und Kabinette. // Dabei weiß ich: / Nichts wird so heiß gegessen, / wie es im Wahlkampf gekocht wird. / Keine Partei kann alles durchsetzen, / was sie versprochen hat. / Und doch ärgert es mich, / wenn die Mehrheiten anders ausfallen als erhofft / und wenn Wahlversprechen schnell wieder vergessen sind. //
Barmherziger Gott, / das ist das politische Spiel. / Das kenne ich. / Und doch ist mir diesmal nicht nach Spielen zumute. / Zu viel ist ins Wanken geraten: / Wohin entwickelt sich Europa? / Welche Kräfte enstehen auf den Weltmärkten? / Wie verändert sich das Klima? / Wer kümmert sich um die Verarmten und Entrechteten – / weltweit und bei uns zuhause? //
Guter Gott, / wir tun so, / als könnten die Frauen und Männer in der Politik alles richten, / wenn sie nur wollten. / Dabei liegt so wenig in ihrer Hand allein. / Fehler sind schnell gemacht, / Entwicklungen werden oft falsch eingeschätzt. / Und mancher Alleingang rächt sich schneller als gedacht. //
Treuer Gott, / da ist es gut zu wissen, / dass wir Dich nicht erst wählen müssen. / Du bist schon da von Anbeginn an, / Du lenkst und regierst diese Welt, / seitdem Du sie erschaffen hast. / Darauf kann auch die neue Regierung vertrauen, wenn sie zur Einführung spricht: "Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe." Amen.
Achim Detmers, Hannover